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1981 als Systemtechnikerin begonnen

Nach fast zehn Jahren an der Spitze des IT-Konzerns IBM räumt Sam Palmisano seinen Stuhl. Der 60-Jährige höre zum Ende des Jahres auf, teilte das Unternehmen am Dienstagabend (Ortszeit) in Armonk im US-Bundesstaat New York mit. Seine Nachfolgerin ist Palmisanos langjährige Weggefährtin und bisherige Verkaufsleiterin Virginia Rometty.

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Die 54-Jährige wird damit einen der erfolgreichsten Manager der USA beerben. „Es gibt keine größere Ehre im Geschäftsleben, als gefragt zu werden, ob man IBM führen möchte“, so Rometty am Dienstag in Armonk.

„Logischer Schritt“

Rometty hatte 1981 als Systemtechnikerin angefangen und sich bis zur weltweiten Verkaufsleiterin hochgearbeitet. Damit gehört sie zum Führungszirkel des Konzerns. Rometty war bisher bei „Big Blue“ für das Geschäft in 170 Märkten weltweit verantwortlich. Ihre Sporen verdient hatte sich Rometty bei der Eingliederung der 2002 übernommenen Beratungsfirma PwC (PricewaterhouseCoopers Consulting) - mit annähernd vier Milliarden Dollar seinerzeit der größte Zukauf von IBM.

„‚Ginni‘ Rometty hat in den vergangenen zehn Jahren eine ganze Reihe von IBMs wichtigsten Geschäftszweigen geleitet“, sagte Palmisano und nannte seine Nachfolgerin die „ideale Konzernchefin“. Im Interview mit der „New York Times“ versicherte Palmisano, die Wahl von Rometty habe nichts mit dem Geschlecht zu tun gehabt: „‚Ginni‘ ist berufen worden, weil sie es verdient hat.“

Branchenexperten sprachen in einer ersten Reaktion von einem logischen Schritt. Insbesondere der Rücktritt Palmisanos sei erwartet worden, so Brad Zelnick von MacQuarie Securities.

Palmisano krempelte „Big Blue“ um

Palmisano wird sich allerdings noch nicht komplett verabschieden, obwohl er das für IBM-Chefs typische Pensionsalter von 60 Jahren erreicht hat. Er bleibt dem Konzern als Vorsitzender des Verwaltungsrats erhalten und ist in dieser Funktion der oberste Kontrolleur im Hause. Palmisano war 2002 zum IBM-Chef aufgestiegen und drückte dem Unternehmen seinen Stempel auf: Er verkaufte nacheinander das angestammte Geschäft mit PCs, Druckern und Festplatten und steckte die Erlöse in den Zukauf von Softwarefirmen sowie in den Ausbau des Beratungs- und Servicegeschäfts.

Nur Apple ist mehr wert

Der Umbau war erfolgreich: Heute ist IBM ein Koloss mit einem Jahresumsatz von 100 Milliarden Dollar und einer Börsenbewertung von mehr als 250 Milliarden Dollar. Damit ist das Computerurgestein, das in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hat, mehr wert als Google oder Microsoft und wird unter den Technologiefirmen nur noch von Apple übertroffen. IBM betreibt heute etwa die Rechenzentren für andere Firmen, was wesentlich lukrativer ist, als einfache Hardware zu bauen. Von der alten IBM sind im Wesentlichen noch die leistungsstarken Firmenrechner übrig geblieben.

Mit ihrer Berufung steigt Rometty in den kleinen Kreis von Frauen auf, die US-Konzerne leiten. Dazu zählen sonst noch Indra Nooyi beim Getränkemulti Pepsi, Ellen Kullman beim Chemieriesen DuPont, Ursula Burns beim Druckerhersteller Xerox oder Meg Whitman bei Hewlett-Packard.

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