Demokratisierung Stück für Stück
Stück für Stück reformiert Bhutans König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck sein Himalaya-Königreich. Als Maßstab dabei gilt das weltweit genauso oft belächelte wie neidvoll betrachtete Konzept vom „Bruttosozialglück“ - einer Mischung aus nachhaltiger Entwicklung, geistigem Wohlergehen und kultureller Identität.
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Reformen leitete auch schon Jigme Khesar Wangchucks Vater Jigme Singye Wangchuck ein. 1974 etwa durften erstmals Touristen in das Land einreisen, ihre Zahl wird bis heute begrenzt. Zur Feier seines 25-jährigen Thronjubiläums erlaubte der König seinem Volk 1999 Fernsehen und Internet. Zu seinem 48. Geburtstag im Jahr 2003 schenkte Jigme Singye Wangchuck seinen Untertanen auch ein Mobilfunknetz.
Thronübergabe als Schritt der Demokratisierung
Unter dem Vater des jetzigen Königs war Bhutan jedoch noch eine absolute Monarchie reinster Prägung. Er leistete zwar Vorarbeit für die Demokratisierung, die ersten Wahlen wurden jedoch von der Thronübergabe an seinen Sohn begleitet. Der reiste zuvor durch das ganze Land, um mit dem Volk über eine neue demokratische Verfassung zu diskutieren, die die Macht des Königs beschränkt.
Im März 2008 wurde nach Verabschiedung der Verfassung in Bhutan erstmals eine Nationalversammlung gewählt. Im November 2008 wurde der damals 28-jährige Jigme Khesar Namgyel Wangchuck feierlich gekrönt und kündigte als jüngstes Staatsoberhaupt der Welt weitere Reformschritte an. Dabei gibt es allerdings noch viel zu tun - Jigme Khesar Wangchuck ist düstere Schatten der Vergangenheit noch nicht ganz losgeworden.
Nepalesische Minderheit unterdrückt
Die Exilorganisation „Druk National Congress“ und die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) haben dem Königreich wiederholt Menschenrechtsverstöße und „ethnische Säuberungen“ angekreidet. Die Politik der „Bhutanisierung“ richtete sich vor allem gegen die nepalesische Minderheit, von der große Teile in den 1990er-Jahren vertrieben wurden. Sowohl Regierungs- als auch Oppositionspartei sind absolut königstreu.
Im Dienste des „Bruttosozialglücks“ werden zudem auch drakonische Maßnahmen erlassen. So hat Bhutan etwa das strengste Anti-Raucher-Gesetz der Welt, um der Bevölkerung beim Loswerden von Süchten zu „helfen“, um so eben das landesweite Glück durchzusetzen. Der Konsum von 200 Zigaretten beziehungsweise äquivalenten Mengen an Tabak pro Monat ist Bürgern von Bhutan gestattet, Tabakkonsum darüber hinaus wird mit Haftstrafen von bis zu fünf Jahren geahndet.
Enge Partnerschaft mit Österreich
Bhutan („Druk-Yul“ - „Land des Donnerdrachens“) ist mit 46.500 Quadratkilometern flächenmäßig etwas größer als die Schweiz, hat aber nur rund 700.000 Einwohner. Bhutan ist eines der noch verbliebenen Schwerpunktländer der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. 1989 nahmen die beiden Länder volle diplomatische Beziehungen auf, 1994 wurde in Thimphu ein EZA-Koordinationsbüro eingerichtet. 2007 wurde in Wien-Liesing ein „Bhutan-Park“ anlässlich des hundertjährigen Dynastiejubiläums eingeweiht.
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