„Dunkle Wolken am Horizont“
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) und das Institut für Höhere Studien (IHS) haben Ende September ihre Herbstprognose vorgelegt - und diese deutlich nach unten revidiert.
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WIFO und IHS prognostizieren nur noch 0,8 bzw. 1,3 Prozent reales Wirtschaftswachstum. Das entspricht im Vergleich zur letzten Prognose vor drei Monaten etwa einer Halbierung. Im Sommer lag die Vorschau noch bei 1,8 bzw. 2,1 Prozent. Das Wirtschaftswachstum wird dementsprechend im kommenden Jahr so schlecht ausfallen wie seit acht Jahren nicht mehr. Einzig das Krisenjahr 2009 mit minus 3,9 Prozent war noch schlechter als die neue Prognose.
Für heuer wurden die Erwartungen nicht zurückgenommen. Das WIFO sieht weiterhin einen BIP-Zuwachs von 2,9 Prozent, das IHS ein Wachstum von 3,0 Prozent. Gegen Ende des Jahres sollte sich das Wachstum aber deutlich verringern. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte bereits vor einigen Wochen für Österreich ein Wachstum von 3,3 Prozent in diesem Jahr und von 1,6 Prozent 2012 erwartet.
Optimistische Annahmen
Diese Prognose sei allerdings unter optimistischen Annahmen getroffen worden, so das WIFO. Mögliche Staatsbankrotte in der Euro-Zone etwa wurden nicht angenommen. Zudem wurde davon ausgegangen, dass der Euro in seiner derzeitigen Form weiterbestehen und die Zinsen für die Staatsschulden nicht deutlich steigen werden.
Der Sparzwang vieler Länder im Zuge der Schuldenkrise habe auch auf den Aktienmärkten zu Turbulenzen geführt, so die Wirtschaftsinstitute. „Die Politik konnte bisher die Zweifel über die Bedienbarkeit der Staatsschulden einiger Länder nicht zerstreuen“, kritisierte das IHS. Aufgrund der langsamer expandierenden Weltwirtschaft werden auch die österreichischen Exporte in Mitleidenschaft gezogen, so die Ökonomen. Die Erholung der Investitionskonjunktur in Österreich breche nun frühzeitig ab, so das WIFO.
Arbeitslosigkeit steigt
Mit der unterbrochenen Konjunktur werde auch die Arbeitslosigkeit wieder steigen. Das WIFO geht 2012 von einer Arbeitslosenquote von sieben Prozent nach nationaler Berechnung aus. Bisher war man von einem Gleichbleiben auf dem Niveau von 6,6 Prozent ausgegangen. Das IHS erwartet 6,9 Prozent Arbeitslosigkeit im nächsten Jahr. Nach Eurostat-Definition werden 4,4 Prozent Arbeitslosigkeit vorausgesagt.
Dämpfend wirke sich die schlechtere Konjunktur auf die Inflationsraten aus, so die Wirtschaftsinstitute. Die Inflation werde 2011 3,1 Prozent betragen und 2012 auf 2,1 Prozent sinken. Ende Juli waren für 2012 noch 2,6 Prozent erwartet worden. Die Reallöhne werden im Gegenzug bei einem Plus von 0,1 Prozent stagnieren.
Defizitabbau stagniert weitgehend
Diese Entwicklung zeigt auch Wirkung auf den Defizitabbau. Das Budgetdefizit wird laut WIFO im nächsten Jahr 3,1 Prozent, laut IHS 2,8 Prozent erreichen. Nur unter optimistischen Annahmen - keine Griechenland- und Bankenpleiten - „können und sollen die von der Bundesregierung unternommenen Konsolidierungsbemühungen wie geplant fortgeführt werden“, betonten die Wirtschaftsexperten.
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