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Abpumpen von Öl nur bedingt möglich

Der vor der Küste Neuseelands auf ein Riff gelaufene und leckgeschlagene Frachter „Rena“ droht auseinanderzubrechen. Das neuseeländische Fernsehen zeigte am Mittwoch Bilder eines großen Risses in der Seite des Schiffs, das mit Schlagseite auf dem Riff festliegt.

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„Wir haben Belastungsrisse am Rumpf festgestellt, so dass wir ein Auseinanderbrechen des Schiffes nicht ausschließen können“, sagte Regierungschef John Key im Fernsehen. Die Umweltorganisation WWF fürchtet in diesem Fall schlimme Konsequenzen: Bricht das Containerschiff auseinander, hätte das gravierende Folgen für die Nahrungskette.

Riss in der Außenhülle des Frachters Rena

APA/EPA/Ross Setford

Es ist unklar, wie lange der Frachter noch dem Druck der Wellen standhält

„Wenn die Gesamtladung ausläuft, dann befürchte ich Schlimmeres. Dann gerät das Öl auch in die Nahrungskette über mehrere Jahre, bis hin zu einem Jahrzehnt“, sagte WWF-Meeresschutzexperte Stephan Lutter.

300 Tonnen Öl ins Meer geflossen

Aus dem havarierten Frachter sind bereits rund 300 Tonnen Schweröl ausgelaufen und ins Meer geflossen. Da schlechtes Wetter ein Abpumpen der noch an Bord verbliebenen knapp 1.400 Tonnen Öl verhindert, wird an der Küste bereits eine Umweltkatastrophe großen Ausmaßes befürchtet. Bisher konnten nach Angaben der neuseeländischen Schifffahrtsbehörde MNZ nur rund zehn Tonnen auf ein Spezialschiff gepumpt werden.

Durch den starken Wellengang wurden inzwischen auch rund 70 Container über Bord gespült. Die Schifffahrtsbehörde warnte alle in der Nähe fahrenden Schiffe, dass Container kaum sichtbar unter der Wasseroberfläche treiben könnten. Einige der Behälter trieben bereits an den Strand der etwa sieben Kilometer entfernten Insel Motiti. Kommende Woche soll ein australisches Schiff die Fracht der „Rena“ mit einem Kran übernehmen und wegtransportieren.

Angespülter Container

AP/The New Zealand Herald, Alan Gibso

Rund 1.300 Container sind noch an Bord des havarierten Schiffes

Erste Auswirkungen bereits sichtbar

An den weißen Sandstränden der Nordküste Neuseelands wurden unterdessen weitere Ölplacken angeschwemmt. Mehrere tote Vögel seien geborgen worden, berichtete die Schifffahrtsbehörde. Andere ölverschmierte Tiere würden behandelt. Man werde noch Monate gegen die Folgen des Unglücks kämpfen.

Umweltminister Nick Smith bezeichnete am Dienstag die Ereignisse als schlimmste maritime Katastrophe in der Geschichte des Landes. Die Crew, die bis dahin an den Rettungsmaßnahmen beteiligt war, musste das Schiff am Dienstag aus Sicherheitsgründen verlassen. Die Situation sei mehr und mehr „besorgniserregend“, sagte ein MNZ-Sprecher. Die Wettervorhersagen für die kommenden zwei Tage sind schlecht.

Rettungs- und Aufräumtrupps am Strand

APA/EPA/Ross Setford

200 Helfer sind im Einsatz, um den Umweltschaden einzudämmen

Kapitän kurzzeitig festgenommen

Am Mittwoch erschien der Kapitän des Unglücksschiffs nach seiner Festnahme erstmals vor Gericht. Dem 44-jährigen philippinischen Kapitän wurde vorgeworfen, mit seiner Schiffsführung „unnötige Gefahren und Risiken“ heraufbeschworen zu haben. Er wurde nach kurzer Anhörung vor dem Bezirksgericht in Tauranga gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt und muss sich täglich auf der Polizeiwache melden, berichtete der neuseeländische Rundfunk.

Das Unglücksschiff wurde nach Auskunft des deutschen Verbands der Reeder 1990 in Kiel gebaut und ist 21 Jahre alt. Es war vergangenen Mittwoch am Astrolabe-Riff auf Grund gelaufen. Das Unglücksgebiet vor der Plenty-Bucht ist ein Paradies für Seevögel, Delfine und Wale. Die Badestrände sind auch bei Touristen beliebt.

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