Themenüberblick

Von der Luftmatratze bis zum Hotelbett

Geht man nach einer deutschen Umfrage, dann hat jeder Fünfte im letzten Jahr einen Urlaub online gebucht. Unübersehbar im digitalen Zeitalter: Es setzt sich für bestimmte Nutzungsformen immer jeweils eine Plattform durch. Für die Hotelbuchung wurde Booking.com ein mächtiger Anbieter. Ähnliches vollzieht sich nun bei der weltweiten Suche nach einem Privatzimmer oder einer Privatwohnung am Urlaubsort.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Mit 30 Millionen Unique Clients pro Monat hat sich Booking.com in den letzten Jahren zu einer der führenden Onlineplattformen für Hotelbuchungen entwickelt. Hotels in über 100 Ländern sind momentan über Booking.com buchbar - die Anzahl der Hotels wird mit 162.000 beziffert. Tendenz weiter steigend.

Die Assets von Plattformen wie Booking.com sind neben dem raschen Überblick über frei verfügbare Hotels in einer bestimmten Region oder Stadt die leichte Buchbarkeit - und die prominente Darstellung von Kundenbewertungen.

Hotelbewertung auf der Seite booking.com

Screenshot booking.com

Gute Bewertung wird immer mehr zum Kriterium für eine Buchung

Weltweite Plattform für Appartementsuche

Auf einen ähnlichen Zug mit einfacher Suchanfrage und noch prominenter dargestellten Kundenfeedbacks ist die weltweite Plattform für Privatzimmer Airbnb.com gestiegen. Der Erfolg dieser Plattform wird von Hoteliers mit einiger Skepsis betrachtet.

Auf der anderen Seite: Sucht man nach einer Wohnung in einer Stadt, dann müssen etwa zwei Personen mit ähnlichen Preisen wie in einem Hotel, also durchaus um die 100 Euro, rechnen (probiert etwa beim Reiseziel Stockholm). In 190 Ländern und 19.000 Städten gibt es Angebote auf Airbnb.com.

Wie bei anderen Plattformen zahlt der private Anbieter eine Provision an die Plattform Airbnb.com, bei der er gelistet ist. Das über Airbnb.com entrichtete Geld wird zunächst 24 Stunden zurückgehalten und dann abzüglich der Provision weitergeleitet.

Das Modell eBay

Im Prinzip funktioniert Airbnb.com wie ein eBay für private Zimmer. Und wirft ähnliche Probleme von Haftung auf, etwa für Vermieter, die zwar aus ihrer Eigentumswohnung gehöriges Kapital schlagen können, aber auch nicht sicher sein können, dass ihnen die Gäste die Bude nicht verwüsten. Airbnb.com bietet eine „Gäste-Garantie“ an - doch ab welchen Beschädigungen diese greift, bleibt dem Streitfall überlassen. Sprich: Klare Regeln gibt es hier nicht.

Für die Gäste bleiben die Bewertungen anderer Nutzer, an denen man sich orientieren kann, und die Chance, selbst mit einer schlechten Bewertung einen enttäuschenden Aufenthalt zumindest mit einem Rest an Genugtuung zu versehen. Ein Aufenthalt entgegen den Erwartungen der Kunden, das kann auch in einem Hotel passieren. Und blickt man auf die Bewertungen auf Hotelbuchungsseiten, dann müssen auch Hotels feststellen: Die Dinge, die Kunden mitunter stören, können schon eher in der Rubrik Mieselsucht verbucht werden.

Hoteliers müssen auf eine Plattform

Für Hoteliers ist ein Listing auf Plattformen wie Booking.com mittlerweile nahezu unumgänglich. Beschreibungen des Hotels werden oft aus der Ferne gemacht, will man doch verhindern, dass sich Hotels selbst beschreiben. Das schafft aber auch aus Unkenntnis der Lage nicht immer die klarsten Offerte. Hotels, das ergab eine Rundfrage, reservieren meist bestimmte, nie aber alle Zimmer für eine Plattform wie Booking.com. Dass oft „nur noch wenige Zimmer verfügbar“ sind, wie auf der Plattform angegeben, muss nicht heißen, dass ein Hotel ausgebucht ist. Nachfragen im Hotel zahlt sich aus - und im Zweifelsfall kann man auch handeln und einen auf Booking.com angebotenen Aktionspreis herausschlagen.

Zimmer nicht immer gleich Zimmer

Freilich lohnt der Blick auf das Kleingedruckte: Es gibt oft günstige Zimmer, nur lassen sich diese nicht stornieren. Für jene, die ein Hotel schon gut kennen oder von Freunden empfohlen bekommen haben, kann sich die Frühbuchung eines Fixzimmers durchaus lohnen.

Springer blitzt bei Airbnb.com ab

Airbnb.com versucht derweil sein Angebot auszuweiten, ist mittlerweile aber schon so groß und ausreichend kapitalisiert, dass man zuletzt auch Angebote eines Einstiegs der Axel Springer AG, die sich mit 70 Mio. Euro beteiligen wollte, in den Wind schlagen konnte.

„Wir haben unsere Finanzierungsrunde im Juli abgeschlossen“, hieß es bei Airbnb.com freundlich. Im Klartext: Man will keine neuen Finanziers, die sich dann zu sehr in die Geschäftsstrategie einmischen.

Firmenidee aus der Not geboren

Mit 1,3 Mio. Dollar wurde die Firma von Firmengründer Brian Chesky, die er eher aus der Not geboren hatte, mittlerweile bewertet. Chesky suchte 2004 für seine überteuerte Wohnung in San Francisco Mitbewohner und bot am Rande einer Großveranstaltung seine Wohnung als Unterkunft an.

Beim Kongress der Demokraten, bei dem Barack Obama zum Präsidentschaftskandidaten nominiert wurde, schuf Chesky mit Freunden eine Plattform, um für 80.000 Menschen „Schlafplätze“ zu organisieren. Aus diesem Notverfahren heraus bezog Airbnb.com auch seinen Namen: Er ist das Kürzel für „Airbed and Breakfast“, zu Deutsch also: Luftmatratze und Frühstück.

Mittlerweile ist die Plattform vor allem für Städtereisen interessant, weil gerade junge, onlineaffine Menschen lieber in einer persönlichen Wohnung übernachten als in standardisierten Hotels. Schlagkräftig ist Airbnb.com durch die Internationalität des Angebots. Auf lokaler Ebene oder auch Europa-spezifisch gab es bisher viele Ferienhaus- oder -wohnungsangebote. Im Web zeigt sich aber der Trend, dass man für bestimmte Nutzungsformen aus Bequemlichkeit immer eine bestimmte Seite ansteuert.

Trend zur Onlinebuchung hält an

Dass Onlinebuchungen steigen, belegt jedenfalls eine aktuelle Umfrage aus Deutschland. Jeder fünfte Deutsche hat im vergangenen Jahr im Internet ein Hotel, ein Ferienhaus oder eine andere Urlaubsunterkunft gebucht. Das teilte jedenfalls das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Demnach reservierten 2010 insgesamt 21 Prozent der Deutschen eine Urlaubsbleibe online. Die Tendenz war damit steigend: Im Jahr davor hatten den Angaben zufolge erst rund 17 Prozent von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Der Anteil bezieht sich auf die Gesamtbevölkerung und nicht auf die Zahl der Menschen, die generell eine Urlaubsunterkunft buchten.

In der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen buchten den Statistikern zufolge sogar mehr als ein Drittel (35 Prozent) im Internet einen Urlaub.

Links: