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Protest gegen Datenerfassung

Die Hackergruppe AnonAustria hat am Montag 24.938 Datensätze der österreichischen Polizei ins Netz gestellt. Dabei handelte es sich um Namen, Adressen und Geburtsdaten von Polizisten. Die Datenquelle ist bisher unbekannt. Anonymous wollte mit der Aktion gegen die Vorratsdatenspeicherung protestieren.

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Eine Sprecherin des Innenministeriums bestätigte gegenüber ORF.at, dass es sich bei den Datensätzen um persönliche Daten von Mitgliedern der Exekutive handle. Die Daten stammten nicht aus dem Innenministerium, sondern von einem „polizeinahen Verein“. Nähere Angaben könne man aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht machen.

Die österreichische Sektion des Verbands International Police Associations (IPA), der in Medienberichten wiederholt als mögliche Quelle für die Daten genannt wurde, wies diese Vermutung gegenüber ORF.at bereits am Montag zurück. Die Datenbank, die AnonAustria bei dem Speicherdienst pastehtml eingestellt hatte, wurde im Lauf des Dienstags von diesem gelöscht.

Daten von Pensionisten enthalten

Die Liste im Besitz von AnonAustria enthält auch Datensätze von Pensionisten, betroffen sind Personen aus ganz Österreich. AnonAustria schrieb auf dem Twitter-Account der Gruppe, man sei nicht über einen „Hack“ an die Liste gekommen, die Daten seien der Gruppe vielmehr „zugespielt“ worden.

Die Gruppe will mit der Aktion gegen die Vorratsdatenspeicherung protestieren, die in Österreich mit April 2012 in Kraft treten soll. Im Rahmen der Vorratsdatenspeicherung werden unter anderem sämtliche Telefon- und Internetverbindungsdaten für sechs Monate gespeichert und der Polizei zu Fahndungszwecken zur Verfügung gestellt. AnonAustria will mit der Aktion demonstrieren, dass einmal gesammelte Daten generell vor nicht autorisiertem Zugriff nicht sicher sind.

Streit über Vorratsdaten

Der österreichische Plan zur Vorratsdatenspeicherung sieht unter anderem die verschlüsselte Übertragung der angeforderten Daten zwischen Providern und Polizei sowie die Prüfung der Legitimität von Anfragen der Exekutive durch eine Clearingstelle vor.

Datenschutz- und Bürgerrechtsorganisationen in der ganzen EU sehen die pauschale Erfassung der Kommunikationsdaten aller Menschen in der Union im Rahmen der Vorratsdatenspeicherung als unverhältnismäßigen Eingriff in die Privatsphäre sowie als Umkehrung der Unschuldsvermutung an. Die Umsetzungen der Richtlinie wurden unter anderem in Deutschland und Rumänien von den jeweiligen Höchstgerichten bereits als verfassungswidrig gekippt.

Kampf mit Strafverfolgern

In jüngster Zeit hatte sich der Konflikt zwischen Polizei und zumeist jugendlichen Hackern aus dem Umfeld der Organisationen Anonymous und LulzSec verschärft. Der von Mitgliedern der mittlerweile aufgelösten Gruppe LulzSec benutzte britische Internetdienstleister Hide my ass (HMA) hatte die IP-Adressen der Mitglieder „Topiary“ und „Recursion“ an die Strafverfolger weitergegeben.

Daraufhin wurde im Juli das mutmaßliche LulzSec-Mitglied „Topiary“ auf den Shetland-Inseln verhaftet, der 23-jährige „Recursion“ wurde vergangene Woche in Phoenix, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Arizona, vom FBI in Gewahrsam genommen.

Vorgängeraktion in den USA

Die Aktionen von Anonymous und LulzSec richteten sich bisher in erster Linie gegen Regierungsorganisationen und Konzerne, die ihrer Ansicht nach Informationsfreiheit und Bürgerrechte einschränken. Zu den Betroffenen zählen die US-Sicherheitsfirma HBGary, die eine Schmutzkampagne gegen die von Anonymous unterstützte Whistleblower-Website WikiLeaks plante, die Spielehersteller Sony und Nintendo, den Fox-News-Konzern von Rupert Murdoch und Polizeiwebsites in Großbritannien und den USA. Die österreichische Untergruppe AnonAustria knackte die Websites der SPÖ und der FPÖ sowie der GIS.

Im August drangen Anonymous-Mitglieder im Rahmen ihrer Aktion AntiSec in die Systeme der US-Firma Brooks-Jeffrey ein und veröffentlichten die dort gespeicherten persönlichen Daten und Mails zahlreicher US-Sheriffs. Unter anderem konnten die Hacker dabei die Passwörter, Kontaktdaten und Sozialversicherungsnummern der Mitglieder der Missouri Sheriffs’ Association in ihren Besitz bringen.

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