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„Der Herr Karl“ als Segen und Fluch

Gleich zwei Jubiläen stehen bei einem der renommiertesten Satiriker Österreichs im Herbst an: Zum einen jährt sich am Donnerstag der 25. Todestag Helmut Qualtingers. Zum anderen nähert sich das 50. Jahr der Erstausstrahlung seines Meisterwerks „Der Herr Karl“ im November.

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Aus diesem Anlass hat Georg Biron, Bewunderer Qualtingers, ein eigenes Buch über die Genese der Figur geschrieben. Überdies widmen sich zahlreiche Veranstaltungen jenem Künstler, der Österreich und den Wienern den Spiegel vorhielt.

Autor Biron entwirft ausgehend von der Figur des fiktiven Magazineurs eines Wiener Delikatessengeschäfts - 1961 ersonnen von Qualtinger und Carl Merz - ein Zeitporträt von Nachkriegsösterreich und die Biografie Qualtingers. Biron zeichnet die Entstehung des Fernseh- und Bühnenstücks nach, beleuchtet die Rezeption der fiktiven Figur und zeigt, wie der enorme Erfolg zugleich zum Fluch für Qualtinger wurde, der fortan nicht mehr von seinem Geschöpf getrennt wurde.

Zugleich spürt Biron auch den realen Vorbildern für „Herrn Karl“ nach - dem einstigen Operettensänger Hannes Hoffmann, der die Innenstadtdelikatessenhandlung „Gutruf“ zwischen 1947 und 1969 führte. Die frappante Ähnlichkeit im Ausdruck ist dabei einer Audio-CD zu entnehmen, die der Publikation beiliegt und ein Interview beinhaltet, das Biron mit dem alten Hoffmann führte. Ideologisch allerdings zeigt sich der Interviewte „Herrn Karl“ äußerst fern - zumal Hoffmann nicht Nazi, sondern Jude war.

Buchcover: Georg Biron - Quasi Herr Karl

braumüller

Georg Biron: Quasi Herr Karl. Helmut Qualtinger. Kultfigur aus Wien. Braumüller, 218 Seiten, 24,90 Euro.

Bühnenhommage an Qualtinger

In seiner persönlichen Qualtinger-Hommage belässt es Biron allerdings nicht nur beim Schreiben, er feiert sein Idol auch auf der Bühne. An vier Abenden stellt er sich ab 2. Oktober mit den renommierten Schauspielerin Karlheinz Hackl, Hanno Pöschl und Robert Reinagl auf die Bretter der Komödie am Kai. Unter dem paradigmatischen Titel „Qualtinger lässt grüßen“ erwecken die vier Herren verschiedene Figuren des Komödianten zum Leben, darunter den „ewigen Raunzer“ Travnicek.

Im ORF-Radiokulturhaus feiert man anlässlich Qualtingers Todestag den Start einer neuen Reihe: „Schätze aus dem ORF-TV-Archiv“. Begleitet werden die Clips von Gesprächen mit Zeitzeugen und kleinen Liveacts. Unter der Moderation von Gerhard Tötschinger erinnert sich zum Auftakt am 3. Oktober im großen Sendesaal unter anderem der Verleger Ulrich Schulenburg an Qualtinger. Gezeigt werden weniger bekannte Facetten des Künstlers, von Tagebucheinträgen über Versuche als Maler bis hin zu raren TV-Ausschnitten.

Karl als Puppentheaterfigur

„Der Herr Karl“ ist mittlerweile zu solch einer archetypischen Figur mutiert, dass diese sogar in anderen Formen als der menschlichen daherkommen kann: Am 15. und 16. November widmet sich das Wiener Schubert-Theater dem „Herrn Karl“ - mit Hilfe von Puppen. Unter dem Titel „Der Herr Karl - Helmut Qualtinger/Carl Merz“ wird der klassische Text von Theatermacher Nikolaus Habjan dargestellt, der dabei mit seinen Puppen in verschiedenste Rollen schlüpft, die allesamt den „Herrn Karl“ ergeben.

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