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Nur ambulante Betreuung

Viele Menschen, die nicht krankenversichert sind, wissen gar nicht, dass sie sich im Krankheitsfall kostenlos behandeln lassen können. Im Osten Österreichs sind es einige Ambulanzen, die nicht versicherte Patienten aufnehmen. Im Westen herrscht diesbezüglich noch Nachholbedarf.

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„Nicht krankenversichert zu sein, das kann jedem passieren“, so Carina Spak, Leiterin von Amber-Med, einer Wiener Ambulanz für Menschen ohne Krankenversicherung. Studenten zählen laut Spak genauso zu den Patienten von Amber-Med wie Unternehmer, die gescheitert sind und sich schämen, die Mindestsicherung zu beantragen. Als Amber-Med 2004 eröffnet wurde, war es zunächst als Ambulanz für nicht krankenversicherte Asylsuchende gedacht. Im Laufe der Zeit hat sich die Einrichtung gewandelt. Heute zählen auch viele nicht versicherte Österreicherinnen und Österreicher zu den Patienten. Vier Prozent waren es 2010.

Amber-Med stößt an seine Grenzen

Amber-Med funktioniert durch eine Kooperation der Diakonie und des Roten Kreuzes. Seit der Gründung vor sieben Jahren ist die Zahl der Patientenkontakte kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2010 waren es um 2.000 mehr als noch 2004. Die Ambulanz ist zum Großteil auf Spenden angewiesen und stößt immer öfter an die Grenzen ihrer Kapazität, sagt Spak: „Amber-Med kann nur ambulant medizinische Betreuung anbieten. Teure Operationen können wir derzeit nicht anbieten. Wir mussten heuer schon einem Patienten, der unheilbar krank war, die lebensverlängernden Behandlungen versagen. Der Patient wird sowieso sterben, aber jetzt wird er früher sterben.“

Amber-Med bietet unter anderem allgemeinmedizinische Untersuchungen, Gynäkologen, Neurologen, Zahn- und Kinderärzte an. Alle Ärzte stellen sich dabei ehrenamtlich in den Dienst der guten Sache. Spak erzählt von einem Primarius, der bereits in Pension, aber noch sehr umtriebig ist. Dreimal die Woche verbringt er seine Freizeit mit Taxifahren, dazwischen hilft er bei Amber-Med werdenden Müttern. Dringend gesucht sind derzeit Allgemeinmediziner. „Wir haben zwar dreimal die Woche Ordination, hätten aber noch viel mehr Bedarf“, so Spak.

Starkes Ost-West-Gefälle bei Ambulanzen

Für Sozialexperte Martin Schenk reicht das bisherige Angebot an Hilfsstellen aber noch nicht aus: „Große Ambulanzen gibt es vor allem in Wien, Graz und Linz. Im Westen ist die Versorgung schlechter.“ Im Westen sind es oft Privatpersonen, die Hilfe anbieten. Außerdem gibt es auch Ärzte, die bereit sind, Menschen gratis zu behandeln, meist allerdings nur einen Patienten pro Monat. In Wien gibt es neben Amber-Med auch noch das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, in dem man sich gratis behandeln lassen kann. In Graz ist es die Marienambulanz der Caritas.

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