Themenüberblick

Über neue Strategie gestolpert

Zweifel an Leo Apothekers Führung des US-Technologiekonzerns Hewlett-Packard (HP) und seinen großen Umbauplänen hat es schon länger gegeben. Am Donnerstag ist die Zeit des Deutschen an der HP-Spitze endgültig abgelaufen. Der Führungswechsel tritt sofort in Kraft.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

An seine Stelle tritt nun die ehemalige eBay-Chefin Meg Whitman, die seit Anfang des Jahres dem HP-Gremium angehört. Whitman war zuvor im Rennen um den Gouverneursposten in Kalifornien unterlegen. Nicht alle Analysten beurteilten Whitman als beste Kandidatin. Sie habe mit den Geschäftsbereichen von HP kaum Erfahrung. Zudem musste sie noch nie einen kriselnden Großkonzern reformieren.

Ex-HP-Chef Leo Apotheker

AP/dapd

HP-Chef Apotheker muss gehen

„Wir befinden uns in einer kritischen Phase und wir brauchen eine erneuerte Führung, um unsere Strategie erfolgreich umzusetzen und unsere Marktchancen in der Zukunft zu nutzen“, sagte der Verwaltungsratsvorsitzende Ray Lane, der selbst eine aktivere Rolle im Management übernehmen wird.

Kritik an Führungsstrategie

Apotheker war 2010 überraschend zum Nachfolger seines beliebten Vorgängers Mark Hurd, der nach Vorwürfen sexueller Belästigung zurückgetreten war, ernannt worden. Hurd arbeitet nun für den HP-Konkurrenten Oracle. Er war von der Branche gefeiert worden, da er HP mit Kosteneinsparungen zu Milliardengewinnen getrieben und den Konzern durch Zukäufe zur weltweiten Nummer eins der Branche gemacht hatte.

Apotheker hingegen geriet zuletzt immer wieder in die Bredouille mit seiner Führung. Er musste mehrmals Geschäftsprognosen korrigieren. Seit er an der Spitze von HP steht, verlor die Aktie fast die Hälfte des Werts. Wenig Verständnis zeigten die Anleger des größten PC-Herstellers auch für die Entscheidung, den Tablet-PC TouchPad nach kurzer Zeit wieder vom Markt zu nehmen, sich vom PC-Geschäft zu trennen und für rund elf Milliarden Dollar (rund acht Mrd. Euro) die britische Softwarefirma und Cloud-Computing-Spezialisten Autonomy zu kaufen. Denn die HP-Computersparte erwirtschaftet trotz niedriger Renditen Gewinne.

Apotheker hatte versucht, das traditionelle IT-Unternehmen auf neue Wege zu führen. Die Ankündigung, sich vom PC-Geschäft trennen zu wollen hatte einen massiven Kurseinbruch ausgelöst. Zudem wurde die Kaufsumme für Autonomy als zu hoch kritisiert.

Rückendeckung des Verwaltungsrats

Den Plan, künftig auf das Geschäft mit Software zu setzen, hatte er mit Rückendeckung des Verwaltungsrats kommuniziert. Der HP-Verwaltungsratsvorsitzende Lane hatte sich zuletzt aber immer wieder in der Öffentlichkeit gezeigt und etwa Apotheker zu Treffen mit Investoren begleitet. Damit hatte er Gerüchten Nahrung gegeben, dass es bald zu einem möglichen Chefwechsel kommen werde. Üblicherweise hat der Verwaltungsratschef nur eine Kontrollfunktion.

Erleichtert wird Apothekers Abgang voraussichtlich mit mehreren Millionen Dollar aus seinem mehrjährigen Vertrag. In US-Medien wurden Zahlen zwischen neun und 35 Millionen Dollar kolportiert, die ihm noch zustehen könnten. Allerdings ist der HP-Abgang der zweite Tiefschlag in seiner Karriere. Seinen Posten als SAP-Chef musste er nach weniger als einem Jahr nach Differenzen mit SAP-Gründer Hasso Plattner wieder räumen.

Strategieänderung fraglich

Ob für HP noch eine Änderung der eingeschlagenen Strategie möglich ist, ist fraglich. Der Kauf von Autonomy dürfte nicht mehr aufzuhalten sein. Ob das PC-Geschäft tatsächlich aufgegeben wird, sei noch nicht endgültig entschieden, sagte HP selbst immer wieder. Sollte die PC-Sparte abgetrennt werden, würde der umstrittene Kauf des Computerherstellers Compaq im Jahr 2001 unter der damaligen HP-Chefin Carly Fiorina rückgängig gemacht werden.

Link: