Kosmetik für Zagreb
Diese Woche läuft die Aktion des alljährlichen „größten Straßenmuseums Kroatiens“ der MUU (Muzej Ulicne Umjetnosti - Street Art Museum) an. 30 Künstler erneuern dabei die Wände der Stadt Zagreb, dieses Jahr im Stadtviertel Dugave. Noch ist Street-Art als Kunstform nicht weit verbreitet, aber die kroatische Hauptstadt soll das Straßenkunstzentrum im ehemaligen Jugoslawien werden.
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Ein neues Graffiti für Zagreb
Dugave, einer der jüngsten Bezirke Zagrebs, gelegen im so genannten Neu-Zagreb südlich des Flusses Save, wurde Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre erbaut und sollte die Urbanität der Stadt zum Ausdruck bringen. Der Bezirk wurde einst zum Viertel der Zukunft („kvart buducnosti“) ernannt. 30 Jahre später ist davon keine Spur – die zukunftsträchtigen Pläne der für die Stadtplanung zuständigen Initiativen wurden kaum umgesetzt. Selbst bereits etablierte Kulturinitiativen haben sich aus dem Viertel verabschiedet.
Nun wird ein Neubeginn in Sachen Urbanität und Stadtentwicklung versucht - ein Ansatz dafür ist das Street-Art-Festival des MUU-Kollektivs mit Beteiligung der Bezirksbewohner. In einer Woche wird aus Dugave „Duugave“, so der Name des heurigen Festivals.
Nicht nur zu Besuch
Alle Street-Artists, auch die Stars der internationalen Graffiti-Szene, wie etwa Phlegm aus Großbritannien sowie 108 und Dem aus Italien machen ehrenamtlich mit. „Duugave“ will Spuren hinterlassen – im wortwörtlichen Sinn. Etablierte Initiativen internationalen Charakters, die die Musik-, Kino- und Theaterszene der mit ca. 800.000 Einwohnern größten Stadt Kroatiens prägen, existieren bereits länger und verändern die Kulturszene im positiven Sinne. Aber sie prägen diese nicht auf lange Sicht, wie es von der MUU-Festivalleitung heißt: „Die Theater- und Musikfestivals sind kurz ‚zu Besuch‘ und verlassen die Stadt wieder.“

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Das Plakat des Street Art Museums
Das MUU-Kollektiv will mit dem Straßenmuseum vor allem „auch die Zagreber Stadtbevölkerung, die oft über mangelnde Stadtkulturinitiativen klagt, dazu motivieren, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und nicht auf Ideen von anderen oder den Büros der Gebietsbetreuungen zu warten“, so die Initiatorin des MUU und Festivalleiterin Ivana Vuksic gegenüber ORF.at.
„Fadeste Stadt Europas“
Zagreb wird in der Region oft als „fadeste Stadt Europas“ bezeichnet, so das MUU-Festivalteam. Deshalb - und weil sie bis vor einem Jahr gerade einmal drei Street-Art-Künstler zu ihren Bewohnern zählen konnte - soll laut dem Street-Art-Museum-Team aus Zagreb mit den Aktionen des MUU-Kollektivs und weiterer NGOs nach dem erfolgreichen Start in 2010 das Zentrum für Street-Artist in der Region werden.

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Das Werk von Phlegm im Stadtviertel Dugave
Street-Art-Künstler aus Belgrad, Herceg Novi, Sarajevo und Zagreb kennen einander mittlerweile und arbeiten, bisher getrennt, an der „Urbanisierung“ ihrer Städte. Oft sind die einzigen Graffitis, die man auf den Straßen der Städte im ehemaligen Jugoslawien sieht, die Wappen verschiedener Fußballclubs. Eine Street-Art-Kultur, wie man sie in Italien, London oder Berlin kennt, war bisher kaum anzutreffen.
Unterstützung aus Österreich
Street-Art auf neuen Wegen - seit einem Jahr in Zagreb. Die MUU-Initiative startete 2010: „Letztes Jahr machten 80 Künstler mit, und nur einer war nicht aus Kroatien - der Sarajevoer Graffiti-Artist Esh“, erzählt die Festivalleiterin. Über die Verbindung zur Wiener Graffiti-Szene kamen einige Vertreter der internationalen Szene nach Zagreb. Unterstützung gab es vor allem vom Österreichischen Kulturforum in Zagreb, dem Kulturministerium sowie der Stadt Zagreb, die sich der „Kosmetikkur und Stadterneuerung“ angenommen hat. Dem, 108 und Phlegm verewigten sich bereits in den letzten Tagen auf den Stadtwänden Zagrebs.
Dalibor Manjic, ORF.at
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