Soziales Spiel im echten Leben
Die ersten Anzeichen eines neuen Bürotrends in Frankreich sind im Sommer östlich von Paris gesichtet worden. An den Fenstern der Computerspielfirma Ubisoft klebten unübersehbar Bilder, die aus verschiedenen Post-its zusammengesetzt waren. Mitarbeiter der gegenüberliegenden Firma BNP-Paribas griffen die Idee auf und konterten mit Gemälden aus Klebezetteln. Ein neuer Trend war geboren: der „Post-it War“.
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Mit immer ausgekügelteren Bildern versuchten sich die Firmen gegenseitig zu übertrumpfen - und der „Bürokrieg“ breitete sich schnell weiter aus. Der Montreuil Office Park, der Geschäftsbezirk La Defense und andere Viertel mit hoher Bürodichte waren schnell mitten im „Post-it War“. Statt „Farmville“ zu spielen oder über Facebook zu kommunizieren, beschäftigen sich Büroangestellte, (offiziell) natürlich in der Freizeit oder in der Mittagspause, mit den bunten Zetteln.

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Viele „Post-it War“-Beiträge erinnern an Videospielfiguren
„Größer, verrückter, abenteuerlicher“
Mit den Kollegen wird die Konkurrenz genauestens beobachtet, die neuesten Kreationen werden besprochen und geplant. „Jedes Mal müssen wir mit etwas Größerem, Verrückterem und Abenteuerlichem kommen“, erklärte Julien Berissi, ein 28-jähriger Projektmanager der Societe Generale, gegenüber dem französischen Fernsehsender TF1 news. Sein Gegner, Stephane Heude von GDF/Suez, erklärte, die Rivalität sei „sozial sehr gut“ und bringe Menschen zusammen, die sich sonst nie getroffen hätten.
Erlaubt ist alles, was gefällt, doch vor allem Comic- und Computerspielfiguren scheinen es den Franzosen angetan zu haben - vom einfachen 1980er-Jahre-Designs im „Pacman“-Style bis zu „Hello Kitty“ und „Nemo“. Nur vereinzelt finden sich tatsächlich negative oder „kriegerische“ Symbole. Auch der eine oder andere „Stinkefinger“ wurde schon gesichtet.
Societe Generale hält Rekord
Zwischen Ubisoft und Societe Generale nimmt der „Post-it War“ mittlerweile riesige Dimensionen an. Nachdem die letzte Kreation von Emilie Cozette, dem Ubisoft-Angestellten, der als Urheber des Trends gilt, drei Stockwerke zierte, schlug die Societe Generale nun zurück. Mit einem „Asterix und Obelix“-Bild über sechs Etagen hält die Bank den Pariser (und vermutlich weltweiten) Rekord.

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In Brüssel kleben „Tim und Struppi“ im Fenster eines Büros
Trend verbreitet sich im Netz
Der Trend greift um sich: Auch in Belgien wurden bereits erste Post-it-Werke gesichtet, im Mutterland vieler berühmter Comiczeichner natürlich besonders aufwendig, etwa im „Tim und Struppi“-Design. Doch auch wer nicht vom Fenster aus die Konkurrenz beobachten oder herausfordern kann, darf mittlerweile teilnehmen: Die „Post-it War“-Facebook-Seite zählt mittlerweile über 30.000 Fans. Auf der Website www.postitwar.com werden täglich neue Bilder veröffentlicht.
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