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Polizei tappt im Dunkeln

Die mysteriösen Funde von abgetrennten Füßen in Sportschuhen an der kanadischen Pazifikküste reißen nicht ab. Die ersten hatten Spaziergänger auf Jedidiah Island bereits im August 2007 entdeckt. Wenige Tage später wurde ein zweiter Fuß vor dem nahe gelegenen Gabriola Island gesehen. Am Dienstag (Ortszeit) wurde der achte Fuß an der Küste bei Vancouver in der Provinz British Columbia gefunden.

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Drei weitere Füße wurden in den vergangenen Jahren weiter südlich in den USA an Land gespült. Die Polizei hat nach wie vor keine Theorie, wie diese Füße im Wasser gelandet sind, und tappt völlig im Dunkeln.

„Keine alltägliche Entdeckung“

„Zu diesem frühen Zeitpunkt der Ermittlungen gibt es keinen Hinweis, wie die Überreste dorthin gelangten“, sagte Jana McGuinness von der Polizei in Vancouver gegenüber der „Vancouver Sun“. Es sei aber keine „alltägliche Entdeckung“, ergänzte McGuiness gegenüber „The Province“: „Das ist das erste Mal, dass das direkt in Vancouver passierte.“

Nach den ersten Entdeckungen 2007 folgte nur ein halbes Jahr später der nächste Fund. Der dritte Fuß wurde an der Ostseite von Valdez Island im Februar 2008 angespült. Am 22. Mai wurde auf Kirkland Island der vierte Fuß gefunden. Kurz darauf wurde im Juni am Fraser-Fluss der fünfte und zum ersten Mal ein linker Fuß angespült. Schon bei diesen Fußfunden im Jahr 2008 hatte die Royal Canadian Mounted Police (RCMP) davon gesprochen, dass die Chance eines Zufalles bei „eins zu einer Million“ liege. Der zuständige Pathologe meinte, er habe bei „6.000 Toten pro Jahr“ noch nie Ähnliches gesehen.

Landkarte zeigt die Grenze USA - Kanada sowie die Städte Seattle, Vancouver und Tacoma

Google Earth; ORF.at (Montage)

Der letzte Fußfund wurde im Dezember 2010 bei Tacoma in den USA gemacht - südlich von Vancouver gelegen. Nach Angaben der Polizei in den USA soll der in einem Sportschuh steckende Fuß einem Jugendlichen gehört haben.

Fehlgeschlagene Erklärungsversuche

Bis auf wenige Ausnahmen blieben die meisten der gefundenen Füße unidentifiziert. Ermittlern zufolge gehören aber zumindest zwei Füße vermisst gemeldeten Männern. Erst vor wenigen Monaten konnte die Polizei feststellen, dass zwei 2008 gefundene Füße bei Whidbey Island im Bundesstaat Washington und bei einem 200 Kilometer entfernten Strand zu einem Mann gehört hatten.

Vor allem nach den ersten Funden musste die Polizei Kritik einstecken. Viele Theorien - etwa dass die Füße von Opfern eines Flugzeugabsturzes vor Vancouver stammen - mussten verworfen werden. Auch der Erklärungsversuch für den Serienfund, dass die Meeresströmung vor Vancouver in Verbindung mit der Form von rechten Füßen dazu führe, dass die Funde aus der ganzen Welt stammen könnten, musste spätestens mit dem Fund des linken Fußes ad acta gelegt werden. Dennoch gehen einige Experten davon aus, dass die menschlichen Überreste auch Tausende Kilometer durchs Meer getrieben sein können und möglicherweise zu Opfern von Schiffs- oder Flugzeugunglücken gehören.

In Socken und Turnschuhen

In allen bisherigen Fällen steckten die an Land gespülten Füße in Socken und Joggingschuhen. Durch das Plastik gehen diese nicht unter. Sie könnten große Distanzen zurücklegen und irgendwann würden sie an Land gespült, so Experten. Das müsse nicht notwendigerweise mit Mord zusammenhängen. Socken und Schuhe könnten die Füße vor der Zerstörung durch das Meer und darin lebende Tiere schützen. Auch die Polizei betont, dass bisher in keinem der Fälle bewiesen worden sei, dass die Gliedmaßen gewaltsam vom Körper getrennt worden seien.

DNA-Test stellte Tierpfote fest

Immer wieder gab es Falschmeldungen von Füßen, die sich dann letztlich als Tierknochen herausstellten - zuletzt im März dieses Jahres. Auch im Juni 2008 wurde eine Tierpfote sorgfältig mit einem Strumpf und Algen umwickelt. Erst Gerichtsmediziner fanden mit einem DNA-Test heraus, dass es sich dabei nicht um einen menschlichen Fuß handelte.

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