„Irene“ wälzt sich die Küste entlang
Drei Tage lang soll der Wirbelsturm „Irene“ an der US-Ostküste wüten - für US-Präsidenten Barack Obama „lange 72 Stunden“, wie er am Samstag bei einem Besuch in der Zentrale der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA erklärte. „Ihr macht einen prima Job“, stärkte Obama den Krisenteams den Rücken.
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Der Wirbelstum war am Samstag im US-Bundesstaat North Carolina auf Land getroffen und wird für Sonntag in New York erwartet. Obama hatte seinen Sommerurlaub vorzeitig abgebrochen und die Maßnahmen der Regierung gegen die Bedrohung persönlich zu überwachen. Ein Debakel wie 2005 beim Wirbelsturm „Katrina“ unter US-Prädident George W. Bush soll diesmal um jeden Preis vermieden werden.
Schon vier Tote

AP/J. Scott Applewhite
„Eine Menge Familien werden betroffen sein“, warnte Obama. Mit Überflutungen und Stromausfällen sei zu rechnen. Nach Angaben des Weißen Hauses hatte Obama am Samstag bereits zuvor eine Telefonkonferenz mit Heimatschutzministerin Janet Napolitano, FEMA-Chef Craig Fugate, sowie mit weiteren ranghohen Katastrophenschützern abgehalten.
„Irene“ hatte am Samstagmorgen (Ortszeit) mit Windböen von bis zu 140 Stundenkilometern die US-Ostküste erreicht. Straßen und Flughäfen mussten geschlossen werden, rund eine Million Menschen waren bis Samstagmittag (Ortszeit) ohne Strom. Mindestens vier Menschen starben, darunter ein Kind, das durch einen auf ein Haus fallenden Baum ums Leben kam. Vorhersagen zufolge sollte „Irene“ ihren Weg entlang der US-Ostküste Richtung Washington, New York und Boston fortsetzen.
Beispiellose Evakuierungsaktion
In der dicht besiedelten Region mit mehr als 65 Millionen Einwohnern drohten Überschwemmungen, Sturmschäden und Stromausfälle. In der Millionenstadt New York gab es eine beispiellose Massenevakuierung; 370.000 New Yorker erhielten einen Evakuierungsbefehl. Alle Busse und die U-Bahn stellten nach und nach ihren Betrieb ein, die Flughäfen der Metropole ebenso.

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Lagebesprechung in der Zentrale der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA
Problematisch ist weniger die Geschwindigkeit der Windspitzen, sondern die Größe des Wirbelsturms: „Irene“ bedeckt fast die gesamte Ostküste der USA und damit ein Gebiet, wo die Menschen keine Erfahrungen mit tropischen Wirbelstürmen haben - von New York und die Neuenglandstaaten um Boston bis nach Kanada. Weiteres Problem: Im Gegensatz zum gewaltigen Sturm „Gloria“ 1985 wird „Irene“ mit der Flut zusammentreffen.
„Nehmen Sie diesen Sturm sehr, sehr ernst“
Besonders bedroht ist Long Island, die fast 200 Kilometer lange Insel, die östlich von New York in den Atlantik ragt. Ab 18.00 Uhr Ortszeit darf niemand mehr auf die Insel, sondern nur noch von der Insel herunter. Die Behörden ermuntern die Leute, die Insel zu verlassen. „Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor“, sagte ein Vertreter des Countys. „Und das sollte jeder tun. Nehmen Sie diesen Sturm sehr, sehr ernst.“
Auch ohne Bus und Bahn waren die New Yorker am Samstag trotz Regens und Schwüle noch zu Hamsterkäufen unterwegs. Batterien, Fertignahrung und vor allem Wasser wurde aus den Geschäften geschleppt. Oft stießen die Kunden aber nur auf leere Regale. „Das ist jetzt der vierte Supermarkt. Nichts!“, sagte ein Kunde in einem nördlichen Vorort. In einem nahen Supermarkt sagte ein Mitarbeiter: „In der ganzen Region scheint es keine Flasche Wasser mehr zu geben.“
Viele missachten Warnungen
Dass „Irene“ zuletzt zu einem Sturm der Kategorie 1 herabgestuft wurde, führte jedoch offenbar dazu, dass viele die Warnungen nicht ernst nahmen. Der New Yorker Sender NY1 zeigte noch am Samstagnachmittag, als die ersten Ausläufer von „Irene“ schon gewaltige Wellen ans Land stürzen ließen, Spaziergänger an den Stränden New Yorks. Einer ging sogar baden.
New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg forderte die Menschen mit Nachdruck auf, sich in Sicherheit zu bringen: Alle seien gewarnt worden; er werde keinen Polizisten rausschicken, um solche Leute zu retten. New Jerseys Gouverneur Chris Christie wurde noch deutlicher: „Get the hell off the beach“ - „Haut verdammt noch mal vom Strand ab! Brauner werdet Ihr nicht! Haut vom Strand ab!“
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