Ehrgeiziges Programm
Im internationalen Wettrennen um die Rohstoffe in der Tiefsee hat China einen großen Sprung nach vorne gemacht: Ein bemanntes chinesisches Tauchboot erreichte Ende Juli eine Meerestiefe von 5.057 Metern.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Die nach einem mystischen Seedrachen benannte „Jiaolong“ mit drei Mann Besatzung tauchte vier Stunden später erfolgreich wieder auf, wie die staatliche Ozeanverwaltung (SOA) laut Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Das 2002 gestartete Tauchprojekt 863, das jetzt sogar die Fähigkeiten der USA übersteigt, gehört zu einem ehrgeizigen Programm Chinas zur Erkundung von Mineralien auf dem Meeresboden.
Um seinen Hunger nach Rohstoffen zu stillen, hat die aufstrebende asiatische Wirtschaftsmacht ihre Forschungsprogramme stark ausgeweitet. Nach Japan, den USA, Frankreich und Russland ist China jetzt die fünfte Nation, die derzeit Menschen in eine Tiefe von mehr als 3.500 Meter schicken kann. Die 8,2 Meter lange und 22 Tonnen schwere „Jiaolong“ ist sogar für eine Tiefe bis zu 7.000 Meter ausgelegt, was aber erst 2012 versucht werden soll.
Suche nach Metallen und Seltenen Erden
China will dann das japanische Tauchboot „Shinkai“ übertreffen - das gegenwärtig einzige, das 6.500 Meter tief taucht. Den Weltrekord hält allerdings seit fünf Jahrzehnten unangefochten der Schweizer Forscher Jacques Piccard, der 1960 mit der „Trieste“ 11.000 Meter tief auf den Boden des Mariannengrabens im Westpazifik tauchte.
Während die Investitionen der USA in die Tiefseeforschung nachlassen, drängen Schwellenländer wie China vor. In den Tiefen des Meeres gibt es Metalle wie Gold, Silber, Kupfer, Nickel und Kobalt. Sie sind in Manganknollen, kobaltreichen Krusten und polymetallischen Sulfiden zu finden. Auch gibt es Vorkommen sogenannter Seltener Erde. Diese Spezialmetalle werden besonders für Hightechprodukte benötigt.
Schwierigkeiten bei Abbau
Zwar sind sich alle Experten einig, dass der Abbau in der Tiefsee äußerst schwierig werden dürfte, sie verweisen aber darauf, dass die Vorkommen mit steigenden Rohstoffpreisen und wachsendem Bedarf interessant werden können. Umweltschützer warnen bereits vor einer Zerstörung der empfindlichen Ökosysteme in der Tiefsee und fordern ein Moratorium, um zunächst Meeresschutzgebiete zu identifizieren.
Die Umweltstiftung WWF spricht von einem „hoch riskanten Unterfangen“. Die Ölkatastrophe durch die Plattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko habe gezeigt, wie schwierig ein zuverlässiger Einsatz auch modernster Technik in der Tiefsee ist, obwohl hier „nur“ in 1.500 Meter Tiefe gefördert worden sei.
Erkundungsrechte gesichert
China denkt sehr langfristig. Schon 2001 sicherte es sich bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) die Erkundungsrechte für das Gebiet im nordöstlichen Pazifik zwischen Hawaii und Nordamerika, wo die „Jiaolong“ jetzt tauchte. Die in Kingston (Jamaika) ansässige UNO-Behörde kontrolliert den Bergbau in internationalen Gewässern. Auf ihrer Jahrestagung Mitte Juli genehmigte die ISA auch einen Antrag Chinas zur Erkundung polymetallischer Sulfide im südwestlichen Indischen Rücken zwischen der Südspitze Afrikas und der Antarktis.
Solche Schwefelverbindungen entstehen in großer Tiefe an „Schwarzen Rauchern“. Dort schießt heißes und mit Mineralstoffen angereichertes Wasser aus der Erdkruste und kühlt sich im kalten Ozean plötzlich ab, so dass sich Ablagerungen bilden. Auch Russland hat solche Rechte gebilligt bekommen.
USA schauen zu
Die USA sind hingegen nicht einmal Mitglied der ISA, sondern haben nur Beobachterstatus, weil sie die Seerechtskonvention von 1982 nicht ratifiziert haben. Auch müssen die Amerikaner jetzt erfahren, dass sie den chinesischen Tauchern noch auf die Sprünge geholfen haben: Ye Cong, der mit der „Jiaolong“ tauchte, gehörte 2005 zu fünf chinesischen Piloten und Wissenschaftlern, die mit dem amerikanischen Unterwassergefährt „Alvin“ insgesamt acht Tauchgänge machen konnten.
Links: