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Krawalle kosten Millionen

Nach den verheerenden Ausschreitungen in London helfen sich die Einwohner selbst: Binnen Stunden haben sich am Dienstag Hunderte Bürger zu Aufräumaktionen in den betroffenen Stadtteilen zusammengefunden. Die Freiwilligen organisieren sich unter dem Stichwort #riotcleanup über den Kurznachrichtendienst Twitter.

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Zum Dreh- und Angelpunkt für das gemeinsame Aufräumen ist das am Dienstag gestartete Twitter-Konto „@riotcleanup“ geworden. Dort werden Orte und Uhrzeit für Aufräumaktionen mitgeteilt. „Lasst uns an Morgen denken. Der erste Schritt ist, Liebe gegenüber unserer Nachbarschaft zu zeigen, die unsere Hilfe braucht“, schrieb der Betreiber des Accounts.

Menschen posieren mit Besen nach Unruhen in London

Reuters/Stefan Wermuth

Mit Besen und Schaufel gegen Plünderer

Prominente rufen zu Unterstützung auf

Zu den Unterstützern gehören prominente Künstler und Musiker. Der Schauspieler Simon Pegg und die Popsängerin Kate Nash ermunterten etwa ihre Fans: „Follow @Riotcleanup for all meeting points and info.“ Stunden später beobachteten mehr als 65.000 Nutzer die Nachrichten. Als Erster hatte der Londoner Künstler Dan Thompson das Schlagwort #riotcleanup am Montag im Kurznachrichtendienst benutzt. Am Dienstag zählte es zu den populärsten Twitter-Themen.

Nach Angaben der Organisatoren folgten den Aufrufen bis zum frühen Nachmittag Hunderte Bürger aus der ganzen Stadt. Einige lokale Restaurants versorgten die Helfer mit kostenlosen Mahlzeiten. Auch auf anderen Onlineplattformen gab es Unterstützung. Bei Facebook gründete sich zum Beispiel die Gruppe „Post riot clean-up: let’s help London“, um Freiwillige zur Straßensäuberung zusammenzutrommeln.

125 Jahre altes Gesetz wird zu Problem für Polizei

Die tagelangen Krawalle in Großbritannien dürften die Versicherer und den Einzelhandel des Landes Dutzende von Millionen Pfund kosten. Für ein genaues Schadensbild sei es allerdings noch zu früh, sagte eine Sprecherin des Versicherungsverbandes ABI am Dienstag. Die Reparaturkosten dürften Analysten zufolge ohne Probleme von der Versicherungswirtschaft geschultert werden.

Zudem wird ihre Last durch ein 125 Jahre altes britisches Gesetz gemildert. Danach ist die Polizei für Schäden verantwortlich, wenn es ihr nicht gelingt, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Sollte es zu massiven Schadenersatzforderungen an die Polizei kommen, dürfte das angesichts des Sparprogramms zusätzlichen Druck auf die ohnehin schon klammen öffentlichen Kassen ausüben.

Besonders kleine Geschäfte betroffen

Der Einzelhändlerverband befürchtet, dass sich vor allem kleinere Geschäfte nicht von den Zerstörungen erholen werden. In einigen Fällen dürfte sich eine Wiedereröffnung nicht lohnen, sagte Verbandssprecher Richard Dodd. Großbritanniens größter Einzelhändler Tesco erklärte, mehrere Geschäfte in London und anderen Städten seien angegriffen worden. Mit Ausnahme eines Geschäfts in Liverpool hätten jedoch alle ihre Tore geöffnet. Ähnlich äußerte sich der Lebensmittelhändler Sainsbury.

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