Wenig Hoffnung für gescheiterten Staat
Somalia ist zerrüttet von Bürgerkriegswirren und Dürrekatastrophen. Der Staat am Horn von Afrika zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Seit dem Sturz von Diktator Mohamed Siad Barre 1991 gibt es keine funktionierende Zentralregierung. In keinem anderen Land brachen seit Ende der Kolonialzeit die staatlichen Strukturen schlimmer zusammen als hier. Die Menschen leben seit zwei Jahrzehnten in Anarchie.
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Als der gestürzte Barre vor 20 Jahren ins Exil flüchten musste, konnte von einem hoffnungsvollen Neubeginn keine Rede sein. Clankämpfe, Bürgerkrieg und eine Spirale der Gewalt bestimmen seither das Leben der Menschen. Die derzeitige Übergangsregierung des vom Westen als gemäßigt eingestuften Islamisten Scheich Scharif Scheich Ahmed ist bereits der 16. Versuch, Stabilität zu schaffen - bisher vergeblich.
„Nirgendwo so viel Brutalität gesehen“
Scharif Ahmed war früher ein führender Vertreter des moderateren Flügels der islamistischen Rebellengruppe Union der Islamischen Gerichte (UIC). Auch er schaffte es in den vergangenen zwei Jahren nicht, Frieden zu schaffen. „Nirgendwo sonst habe ich so viel Brutalität gesehen wie in diesem Land“, klagt der Sprecher der afrikanischen Friedensmission AMISOM, Oberst Barigye Ba Hoku. „Die erste Stufe unserer Mission ist die Stabilisierung der Lage, um den Übergang zu einer UNO-Friedensmission zu ermöglichen. Dazu hatten wir laut Plan sechs Monate. Nach fast vier Jahren sind wir immer noch nicht so weit.“
Die Infrastruktur des Landes ist weitgehend zerstört und die wenig entwickelte Industrie kaum produktionsfähig. In der Hauptstadt Mogadischu herrscht meist Ausnahmezustand. Weitgehend ohne effektive staatliche Strukturen ist das Land zur Brutstätte für Piraterie und zum Rekrutierungsfeld für Terroristen geworden.
Großteil der Somalier leben als Nomaden
Die fast zehn Millionen Einwohner gehören fast ausschließlich dem kuschitischen Volk der Somali an, das sich in verschiedene Stämme und Clans untergliedert. Ein Großteil von ihnen lebt als Nomaden. Der Bürgerkrieg, unkontrollierte Gewalt in vielen Landesteilen, ein extrem hohes Bevölkerungswachstum und Hungersnöte führten dazu, dass fast die Hälfte der Bevölkerung mit einem chronischen Mangel an Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten lebt. Zu 45 Prozent sind Kinder betroffen. Alle sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Die islamistische Miliz al-Schabab, die Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida hat, kontrolliert weite Teile Südsomalias. Mit Terror gegen die Bevölkerung und drakonischen Strafen wollen die Milizionäre einen Gottesstaat durchsetzen.
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