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Ferienbeginn in Bayern

Die Bilder von Urlaubern, die auf dem Weg nach Süden stundenlang vor dem Tauerntunnel im Stau stehen, ist man seit Jahrzehnten gewöhnt - seit heuer sollten sie der Vergangenheit angehören. Und es stimmt: Der nun vierröhrige Tauerntunnel bewältigt die Blechlawine problemlos.

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Der Tunnel hat den programmierten Härtetest - am Samstag starteten Bayern und Baden-Württemberg in die Sommerferien - ohne Probleme bestanden. Allerdings war das am Samstag kein Grund zum Jubeln für die Autoreisenden - denn kaum dass sie aus dem Tunnel kamen, war es vorbei mit der Vorfreude auf den Urlaub: Die freie Fahrt durch den Tunnel endete nicht einmal 20 Kilometer später im Megastau. Mit anderen Worten: Der Stau verlagerte sich von Salzburg etwas weiter südlich nach Kärnten.

60 Kilometer Stau laut ÖAMTC

Auf der Tauernautobahn (A10) war der Rückstau vor dem Oswaldibergtunnel bis Mittag laut ÖAMTC auf 60 Kilometer angeschwollen, auch vor dem Karawankentunnel gab es stundenlange Wartezeiten. Der Oswalditunnel ist 84 Kilometer vom Tauerntunnel entfernt. Die Polizei bestätigte den Megastau, den es in diesem Ausmaß in Kärnten bisher noch nicht gegeben hat. Die ASFINAG erklärte jedoch gegenüber ORF.at, dass der Stau eine Länge von 30 Kilometern gehabt habe. Auch die Ö3-Verkehrsredaktion hielt die Angaben des ÖAMTC in diesem Fall für irreführend.

Im Schritttempo der Sonne entgegen

Am frühen Vormittag wurde vor dem Oswaldibergtunnel in Richtung Süden wegen Überlastung eine Blockabfertigung eingeführt. Binnen weniger Stunden reichte der Stau bis nach Eisentratten zurück, also fast schon bis zum Katschbergtunnel. Die Autokolonnen rollten im Schritttempo dahin, immer wieder kam der Verkehr völlig zum Erliegen.

Wer in Richtung Slowenien bzw. Kroatien unterwegs war, musste sich nach Überwinden dieses Nadelöhrs wenige Kilometer weiter auf der Karawankenautobahn (A11) gleich wieder anstellen. Der einröhrige Karawankentunnel konnte die Automassen nicht mehr aufnehmen, mehr als zehn Kilometer Stau waren die Folge.

Ruf nach mehr Straßen

Nun wird klar, dass die jahrelange Blockabfertigung vor dem Tauerntunnel in Kärnten für Verkehrsentlastung sorgte. Jetzt, da viel mehr Autos in kurzer Zeit durch den Tauerntunnel in Richtung Süden kommen, habe sich gezeigt, dass der Knoten Villach mit nur jeweils einer Abbiegespur in Richtung Italien und Slowenien „dem Verkehrsdruck nicht gewachsen ist“, so der ÖAMTC.

Der Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK) reagierte auf die für Landespolitiker meist typische Weise: Er forderte umgehend den Bau einer zweiten Röhre für den Karawankentunnel und den Umbau des Knotens Villach. Nach Ansicht zahlreicher Experten würde das aber wohl das Verkehrsproblem nicht lösen, bestenfalls noch ein Stück weiter nach Süden - über die Grenze nach Italien und Slowenien - verschieben. Denn eine Verdoppelung des Straßennetzes verdopple nur den Verkehr, wie die Wissenschaftler Gilles Duranton and Matthew A. Turner in einer 2009 in Kanada erschienenen Studie („The Fundamental Law of Road Congestion“) nachwiesen.

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