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Erhöhte Alarmbereitschaft
Die Wucht der Detonation verwüstete mehrere Gebäude, darunter den Sitz von Ministerpräsident Jens Stoltenberg. Ein Polizeisprecher sagte, vor der Explosion sei ein Auto mit hoher Geschwindigkeit in dem Viertel gesichtet worden. Dazu, ob es sich um eine Autobombe gehandelt haben könnte, wollte er sich zunächst aber nicht äußern.

Reuters/Per Thrana
Schauplatz des Attentats im Zentrum von Oslo
Die norwegische Polizei hob am Samstagmorgen ihre Aufforderung an die Bevölkerung auf, Menschenansammlungen zu meiden und sich nach Hause zu begeben. Das Regierungsviertel in Oslo bleibe zwar bis auf weiteres abgesperrt, die Lage im Zentrum der Stadt sei aber „nicht mehr chaotisch“, sagte ein Sprecher. Zugleich kündigte die Polizei verstärkte Sicherheitsvorkehrungen an potenziell bedrohten Gebäuden und Institutionen an. Wie Stoltenberg am Samstag bestätigte, ist auch das Militär im Einsatz. Die Einheiten sollen vor allem die Ermittlungsarbeit der Polizei im Regierungsviertel absichern.
In Oslo wurde am Freitag zunächst auch der Hauptbahnhof geräumt. Auch zwei Einkaufszentren sowie die Büros der Medien „Verdens Gang“ („VG“), „NTB“, „Aftenposten“ und der Fernsehsender TV2 wurden vorübergehend evakuiert.

APA/EPA/ÿijord, Thomas Winje
Die Explosion hinterließ ein Trümmerfeld.
Kunstdünger für Bombenbau gehortet?
Der in Haft befindliche Hauptverdächtige soll sechs Tonnen Kunstdünger gekauft haben, der sich für die Herstellung von Bomben eignet. Wie die Sprecherin des Großhändlers Felleskjobet angab, hatte der 32-Jährige im Frühjahr mit dem Einkauf von Kunstdünger begonnen. Man habe keinen Verdacht geschöpft, weil er einen Agrarhandel, Geofarm, für Gemüse und Früchte betrieb.
Ölministerium in Flammen
Die Bombe explodierte gegen 15.30 Uhr vor dem 17-stöckigen Hauptgebäude der Regierung. „Das ganze Gebäude wurde erschüttert, wir glaubten, es sei ein Erdbeben“, sagte ein Reporter des Senders NRK über die Bombenexplosion in Oslo. Er hatte sich neben dem Regierungsgebäude im Osloer Zentrum aufgehalten.
Die Detonation war so heftig, sodass sämtliche Fensterscheiben zerstört wurden. Metall und Trümmerteile wurden über Hunderte Meter verstreut. Auch mehrere benachbarte Ministerien wurden beschädigt. Das Ölministerium geriet in Brand - mehr dazu in iptv.ORF.at.
Auch Verlagsgebäude betroffen
In Mitleidenschaft gezogen wurde auch das Gebäude der Zeitung „VG“, die kürzlich ein Buch zum Streit über die Mohammed-Karikaturen herausgegeben hat. Der Verlag war aber offenbar nicht das Ziel des Anschlags. Politische Gewalt ist in Norwegen so gut wie unbekannt. Das NATO-Mitglied war zuletzt aber wegen seines militärischen Engagements in Afghanistan und Libyen Ziel von Drohungen.

AP/Fartein Rudjord
Der zerstörte Regierungshauptsitz
Verstärkt Sicherheitsvorkehrungen auch in Schweden
Unterdessen reagierte auch Schweden auf die blutigen Terroranschläge im Nachbarland Norwegen mit der Verstärkung von Sicherheitsmaßnahmen. Als erstes wurde am Freitagabend die Bewachung von Regierungsmitgliedern, Regierungsgebäuden sowie der norwegischen Botschaft in Stockholm erhöht. In der Nacht und in der Früh kontrollierten Sicherheitsbeamte vor allem an der Grenze zu Dänemark bei der Ausreise.
Kontrolliert wurden nach Angaben mehrerer schwedischer Medien sowohl Land- als auch Schiffsreisende an der Öresundbrücke bei Malmö sowie in den Fährterminals von Trelleborg und Helsingborg. Außerdem wurden nach Polizeiangaben auch die Passagiere eines nach Bagdad fliegenden Flugzeugs auf dem Malmöer Flughafen kontrolliert. Auch in anderen Teilen Schwedens seien ins Ausland Reisende verschärft kontrolliert worden, sagte ein regionaler Polizeisprecher laut der schwedischen Nachrichtenagentur TT. Die Sprecherin der schwedischen Sicherheitspolizei Säpo, Sirpa Franzen, schloss auch eine Erhöhung der allgemeinen Terrorwarnstufe nicht aus.