Wende in Endlosdebatte?
Eltern, die alljährlich vor dem Problem stehen, wie sie während der Sommerferien eine Betreuung für ihre Kinder organisieren sollen, können - vielleicht - vorsichtig Hoffnung schöpfen: Erstmals scheint in die seit Jahren immer wieder ergebnislos geführte Debatte Bewegung zu kommen.
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Denn neben den Schulbehörden blockieren nun erstmals auch die Lehrergewerkschafter nicht mehr rundweg die Debatte über kürzere Sommerferien, genauer: die Verlegung beispielsweise einer Woche in den Herbst. Bisher hatte die Gewerkschaft entsprechende Forderungen von Elternverbänden stets mit dem Hinweis, es gebe keinen Handlungsbedarf, abgelehnt. Gegenüber Ö1 betonte Walter Riegler von der Arbeitsgemeinschaft Lehrer in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) nun aber Gesprächsbereitschaft - freilich unter einer Bedingung: Eine Verschlechterung für die Lehrkräfte kommt nicht infrage.
„Sicher kein Veto“
Kürzere Ferien im Sommer stellten für die Lehrer aber kein Problem dar, so Riegler: „Eine Umformung der Ferien: Da wird es sicher von der Lehrerschaft kein Veto geben.“ Übers Jahr gerechnet müsse aber die Zahl der freien Tage gleich bleiben. „Sonst wäre es eine dienstliche Verschlechterung der Lehrerschaft. Darum geht es ja den Leuten nicht, sondern um eine Regelung, die für den Schulbetrieb und für den Lernerfolg optimal sein sollte.“
Auch aus den Ländern wurde die Bereitschaft signalisiert, den Ferienplan zu reformieren. Der Wiener Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) hält weniger schulfreie Tage im Sommer und ein paar Tage mehr Freizeit im Herbst für den richtigen Schritt. Kleinere Einheiten mit Erholungsphasen zwischendurch würden den Kindern guttun - mehr dazu in wien.ORF.at.
Der steirische Landesschulratspräsident Wolfgang Erlitz plädiert für eine generelle Neustrukturierung der Ferien und Unterrichtszeiten. Die Diskussion auf verkürzte Sommerferien zu beschränken greift für ihn jedoch zu kurz. So wie Lehrergewerkschaftler Riegler verweist auch Erlitz etwa darauf, dass zumindest für manche Schultypen die neunwöchigen Ferien durchaus gerechtfertigt seien. Für Schüler, die ein vier- bis sechswöchiges Praktikum absolvieren müssten, seien die Ferien ohnehin kurz, erst recht, wenn sich jemand auf eine Wiederholungsprüfung vorbereiten müsse - mehr dazu in steiermark.ORF.at. Aus dem Burgenland gibt es positive wie skeptische Stimmen zur Ferienverkürzung - mehr dazu in burgenland.ORF.at.
Keine Lösung für Betreuungsproblem
Mehrere Politiker und Interessenvertreter warnen grundsätzlich vor einem bloßen „Herumflicken“. Die grüne Familiensprecherin Daniela Musiol findet die Einführung von Herbstferien zwar ebenfalls sinnvoll, betont jedoch, dass dies das Betreuungsproblem nicht löse, sondern lediglich verlagere. Denn das Problem, dass Eltern weniger Urlaubstage haben als ihre Kinder Ferien, bleibe. In Ferienzeiten „mangelt es sowohl an Betreuungsplätzen für die Kleinsten als auch für Schulkinder“, so Musiol und fordert, dass der Bund endlich den Ausbau der Betreuungsplätze vorantreibt. Mit der alljährlichen „Ankündigungspolitik muss Schluss sein“.
Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) hält sich mit eigenen Vorschläge zurück. Sie hat stattdessen die Eltern-, Schüler- und Lehrervertreter aufgefordert, sich auf ein gemeinsames Konzept zu einigen.
BZÖ für sieben Wochen
BZÖ-Chef Josef Bucher kündigte für den Herbst einen Gesetzesvorschlag an, die Sommerferien auf sieben Wochen zu verkürzen und dafür zweiwöchige Herbstferien einzuführen und die Weihnachtsferien mit den Semesterferien zusammenzulegen. „Damit gäbe es drei Ferienschwerpunkte und dazwischen genügend Zeit für die Schüler, den Lehrstoff zu erfassen, ohne ständig von freien Tagen unterbrochen zu werden“, so Bucher.
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