Luxusresort um 80 Mio. Euro
In der Schweiz hat der ägyptische Milliardär und Wahlschweizer Samih Sawiris grünes Licht für seine Pläne, den Wintersportort Andermatt in ein riesiges Luxusskiresort zu verwandeln, erhalten. Wie Schweizer Tageszeitungen berichteten, stimmten die zuständigen Kantonsregierungen in Uri und Graubünden dem - keineswegs unumstrittenen - Projekt zu.
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Sawiris, Erbe der ägyptischen Orascom-Unternehmerdynastie, eines Firmenkonglomerats in der Telekom- und Tourismusbranche, und bereits Betreiber des Ferienresorts Andermatt, plant nun im Skigebiet Urserntal-Oberalp zwischen Hospenthal (Uri) und Sedrun (Graubünden) die Errichtung von 17 Liftanlagen und Gondelbahnen. Dazu kommen laut „Neuer Zürcher Zeitung“ („NZZ“) rund 100 Kilometer Pisten, Beschneiungsanlagen, Restaurants und der Ausbau der notwendigen Grundinfrastruktur.
Laut Mitteilung der zuständigen Kantonsregierungen ist das Projekt „umwelt- und landschaftsverträglich, wirtschaftlich vertretbar und verfügt über die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz“. Eine Aufwertung und Modernisierung der touristischen Infrastruktur in der Region Gotthard sei „notwendig“ und „dringlich“, zitierte die „Basler Zeitung“ („BaZ“). Der geplante Ausbau führe zu einer international wettbewerbsfähigen Destination mit großem regionalwirtschaftlichen Potenzial.
Ärger mit ägyptischer Justiz
Doch nach breiter Akzeptanz sieht es bei dem Projekt tatsächlich noch nicht aus. Die Umweltschutzverbände World Wildlife Fund for Nature (WWF), Pro Natura und Mountain Wilderness machten gegen das Resort mobil und drohten mit rechtlichen Schritten. Aus ihrer Sicht fehlen klare Konzepte vor allem im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Folgen für das sensible alpine Ökosystem. Ernsthaften Ärger hat Sawiris derzeit aber vor allem mit der ägyptischen Justiz. Vor kurzem wurde er in Abwesenheit zu zwei Jahren Haft verurteilt, wie Schweizer Tageszeitungen berichteten. Ihm wird ein Verstoß gegen das Börsengesetz vorgeworfen.

Reuters/Arnd Wiegmann
Andermatt liegt auf etwa 1.400 Meter Seehöhe im Gotthard-Massiv.
Orascom strich dagegen hervor, dass das Projekt „unter Einhaltung höchster ökologischer Standards“ entwickelt werde. „Orascom Development legt großen Wert auf Umweltschutz und den Schutz von Wasser und Tieren. Es ist geplant, das Resort CO2-neutral zu betreiben und den Energiebedarf aus erneuerbaren Energien zu beziehen“, heißt es auf der Projekt-Website. Das Feriendorf soll außerdem komplett autofrei sein. Dazu soll eine Tiefgarage mit 2.000 Stellplätzen entstehen.
„Autarker Ferienort“ geplant
Zu den Plänen heißt es weiter, das auf rund 1.400 Meter Seehöhe gelegene Andermatt mit seinen rund 1.300 Einwohnern solle zu einem „autarken Ferienort“ ausgebaut werden. Neben Pisten und Beschneiungsanlagen sollen auf einer Fläche von 1,4 Mio. Quadratmetern (140 Hektar) fast 500 Wohnungen, 25 bis 30 Villen und zusätzlich sechs Hotels mit über 840 Zimmern entstehen. Dazu kommen noch ein 18-Loch-Golfplatz, ein Sport- und ein Geschäftszentrum. Laut „BaZ“ sollen mehr als 100 Mio. Franken (über 80 Mio. Euro) in das Projekt fließen. Das riesige Areal wurde früher von der Schweizer Armee genutzt.

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Investor und Orascom-Chef Sawiris
Geld spielt für Sawiris in der Umsetzung seiner Ideen offenbar nicht die größte Rolle. Im Vorjahr ließ es für den Bau seines Hotels Chedi in Andermatt ein rund 100 Tonnen schweres, zweistöckiges Chalet um sechs Meter versetzen. Die Aktion kostete rund 165.000 Euro. Er nehme die Kosten gerne in Kauf, da er das historische Gebäude für erhaltenswert erachte, sagte Sawiris, der den Sitz seiner Holding bereits in die Schweiz verlegt hat.
Umsatzstarkes Firmenkonglomerat
Sawiris’ Orsacom Development hat bisher drei Resorts, mehr oder minder in Form von Retortenstädten, aus dem Boden gestampft: „Al-Gouna“ am Roten Meer in Ägypten, „Taba Heights“ auf der Sinai-Halbinsel (ebenfalls in Ägypten) und „The Cove“ in Ras al-Chaima in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sawiris ist Sohn des Gründers der ägyptischen Orascom-Gruppe, Onsi Sawiris. Das 1972 gegründete Unternehmen ist in der Telekom-, Bau- und Touristikbranche aktiv und erwirtschaftete im Vorjahr bei einem Umsatz von rund 280 Millionen einen Gewinn von rund 80 Mio. Euro.
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