DNA-Auswertung wird dauern
Mögliche neue Spur im Fall Julia Kührer: Neben den Überresten des Mädchens haben die Ermittler Teile einer blauen Decke gefunden, wie Ö3 Dienstagfrüh berichtete. Nun hoffen die Kriminalisten, darauf DNA-Spuren zu finden, die sie zum möglichen Täter führen können. Das Ergebnis der Untersuchungen soll allerdings erst in einigen Wochen vorliegen.
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Das Fundstück „war nicht vergraben, aber das ist keine ganze Decke, sondern ein Teil einer Decke“, sagte der Ermittlungsleiter des Bundeskriminalamts (BK), Ernst Geiger. Diese Decke soll teilweise verbrannt gewesen sein. Sie habe eine „sehr lange Liegedauer“. Die Untersuchung sei aufwendig und mühselig und würde lange dauern. „Aber es gibt gute Hoffnungen, dass wir hier eine Spur haben - möglicherweise die Spur des Täters“, so Geiger.
Grundstück bereits 2010 untersucht
Das Skelett des seit Juni 2006 vermissten, damals 16-jährigen Mädchens aus Pulkau in Niederösterreich war letzte Woche in einem Keller in Dietmannsdorf (Bezirk Hollabrunn) gefunden worden. Die Knochen wurden aufgrund des Zahnschemas kurz darauf eindeutig identifiziert. Der damals festgenommene 50-jährige Michael K., der Verfügungsberechtigte der Liegenschaft, wurde am Sonntag wieder auf freien Fuß gesetzt.
Zuvor war bekanntgeworden, dass die Ermittler bereits vor einem Jahr K. in seinem Haus in der Gemeinde Zellerndorf aufgesucht hatten. Damals, im Mai 2010, seien „drei Ermittler“ im Beisein K.s auf dem Grundstück mit der Adresse Dietmannsdorf 3 gewesen, wie das BK am Montag bestätigte. Allerdings seien die Beamten damals „ohne Hund“ und „ohne technische Geräte“ angerückt, so BK-Sprecherin Silvia Strasser. K. wurde inzwischen aus der Untersuchungshaft entlassen. Auf dem Grundstück war am Donnerstagabend das Skelett der seit 27. Juni 2006 vermissten Kührer aus Pulkau (Niederösterreich) gefunden worden.
„Insgesamt viermal befragt“
Den inzwischen mehr als 60 Ordner umfassenden Akt in dem Fall im Referat Cold Case Management füllen laut einer BK-Aussendung auch insgesamt 254 Hinweise aus der Bevölkerung. Einer davon sei auf K. gerichtet gewesen, der - wie Geiger bereits am Freitag mitgeteilt hatte - „als Zeuge und Auskunftsperson insgesamt viermal befragt wurde“. Das BK weiter: „Im Mai 2010 waren Ermittler in dessen Anwesenheit auf seinem Anwesen in Dietmannsdorf Nr. 3.“
Damals seien „aber keine Verdachtsmomente für eine Hausdurchsuchung“ vorgelegen. „Der Verfügungsberechtigte der Liegenschaft Dietmannsdorf 3, Michael K., hat bei den jeweils stattgefundenen Befragungen auf die örtlichen Jugendlichen aus dem Freundeskreis von Julia Kührer als mögliche Tatbeteiligte verwiesen.“
Warten auf forensische Befunde
Der Schwerpunkt der Ermittlungen liegt derzeit auf der Spurensicherung bzw. der Tatortarbeit. Die sterblichen Überreste des Mädchens wurden laut BK am Montag nach wie vor von einem gerichtsmedizinischen Sachverständigen untersucht. Das Ergebnis werde „bis Ende der Woche“ erwartet. Es gehe um die Feststellung einer möglichen Todesursache bzw. eines Todeszeitpunktes, „um so neue Spuren im Fall Julia Kührer zu verfolgen“.
„Ich habe nichts zu verbergen“
Der Freitagfrüh als Verdächtiger festgenommene und am Sonntag enthaftete K. sagte gegenüber Ö3, er hoffe, dass der Täter gefunden werde, „damit ich meine Ruhe habe“ - mehr dazu in oesterreich.ORF.at. Zum „Kurier“ (Montag-Ausgabe) sagte der Wiener auf die Frage, warum er keinen Anwalt genommen habe: „Ich habe nichts zu verbergen.“
Im Gespräch mit der Tageszeitung merkte er auch an, dass bereits „vor zwei Jahren“ Beamte „da gewesen“ seien. „Mit einem Hund“, habe seine Lebensgefährtin ergänzt. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin“, wurde der Wiener nach seiner Enthaftung in „Österreich“ (Montag-Ausgabe) zitiert.
„Keine völlige Verdachtsentkräftung“
Der ehemalige Betreiber einer Videothek in Pulkau hatte laut BK bereits bei den Einvernahmen im Landeskriminalamt (LKA) Niederösterreich in St. Pölten wiederholt betont, mit einem Verbrechen an Kührer - die er laut Medienberichten vom Montag gekannt hat - nichts zu tun zu haben. Er sagte dabei auch, dass die Leiche wohl auf dem Grundstück in Dietmannsdorf abgelegt worden sei. Friedrich Köhl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg, bezeichnete die Enthaftung des 50-Jährigen als Entscheidung eines Richters, die zu akzeptieren sei. Die „Verneinung eines dringenden Tatverdachts“ sei jedoch „keine völlige Verdachtsentkräftung“.
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