Ermittlungen „am Anfang“
Nach fünf Jahren Ungewissheit steht nun fest: Julia Kührer ist tot. Die Gerichtsmedizin konnte anhand eines Zahnabgleichs Skelettfunde in einem Erdloch im niederösterreichischen Dietmannsdorf eindeutig der zum Zeitpunkt ihres Verschwindens 16-Jährigen zuordnen. Bei den Ermittlungen stehe man jedoch noch „am Anfang“, erklärte der Ermittlungsleiter vom Bundeskriminalamt, Ernst Geiger.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Vor allem über einen der wichtigsten Punkte wird noch gerätselt: wie Kührer ums Leben kam. Durch chemische Analysen der Knochen, die allerdings Wochen dauern können, erhofft man sich Hinweise auf die Todesart, erklärte die Wiener Gerichtsmedizinerin Andrea Berzlanovich.
Fundort auch Tatort?
Die Frage, ob der Fundort in Dietmannsdorf 3 zugleich der Tatort sei, bezeichnete Geiger als offen. Obwohl die Ursache des Todes von Kührer noch nicht feststehe, sei von einer Gewalttat auszugehen. Ein natürlicher Tod sei „höchst unwahrscheinlich“, schon allein wegen des jungen Alters des Mädchens. Offen sei auch, wann sich die Tat zugetragen habe. Zum Motiv gebe es ebenfalls keine Anhaltspunkte.
„Gab keine Anhaltspunkte“
Kurz nach dem Fund wurde am Freitag der 50-jährige Michael K. in Wien verhaftet. Der Mann, der eine Verfügungsberechtigung für das Grundstück besaß, hatte zum Zeitpunkt des Verschwindens von Kührer eine Videothek in Pulkau, diese jedoch „einige Zeit“ später aufgegeben. Der Mann sei kein Unbekannter, aber auch kein Tatverdächtiger gewesen, so Geiger. Er sei im Zuge der jahrelangen Ermittlungen „viermal auf 20 Seiten einvernommen“ worden. Eine Hausdurchsuchung habe es nicht gegeben. „Der jetzt Verdächtige war damals nicht mehr oder minder verdächtig als viele andere Gelegenheitspersonen“, wie Geiger weiter betonte - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

APA/Helmuth Fohringer
Das Grundstück wird von Ermittlungsbeamten gründlich durchsucht.
Zufall führte Regie
Wie in anderen großen Fällen habe auch hier der Zufall eine Rolle gespielt, erklärte Geiger auf der Pressekonferenz. Nachbarn hatten die Skelettreste am Donnerstagabend gefunden, nachdem beim Spielen mit einem Hund ein Ball über die Grundstücksgrenze gefallen war. Die Nachbarn hatten Geiger zufolge mit Taschenlampen ein mit einer Spanplatte abgedecktes Erdloch, ein Gewölbe, in Augenschein genommen.
Verbranntes Schulbuch neben Skelett
Dabei stießen sie auf die Reste eines menschlichen Skeletts. Wie der Ermittlungsleiter weiter ausführte, wurde auch ein verbrannter Teil eines Englisch-Lexikons entdeckt. Ein solches Buch war mit Kührer verschwunden. Laut Andreas Thenner vom Landespolizeikommando NÖ rückten seitens des Landeskriminalamts noch am Donnerstagabend die Tatort- und die Mordgruppe aus. Die örtliche Nähe zu Pulkau habe sofort einen Zusammenhang mit dem Fall Kührer erkennen lassen.
Eltern tief geschockt
Der Wiener Anwalt der Familie Kührer, Gerald Ganzger, bat im Namen der Eltern von Julia Kührer um Zurückhaltung der Medien. „Es kann sich wohl jeder vorstellen, wie es den Eltern nun geht. Die Medienvertreter werden ersucht, die Privatsphäre der tief geschockten Eltern zu respektieren, um ihre Betreuung durch das Krisenteam nicht zu gefährden“, so Ganzger.
Die Eltern hätten selbst erst kurz vor den Journalisten von Chefinspektor Kurt Linzer vom Bundeskriminalamt (BK) erfahren, dass es sich bei den gefundenen Knochen um die Überreste ihrer Tochter handelt, erklärte Ganzger. „Die Eltern werden von den Fachleuten des Krisenteams des BK betreut.“ Im Ort herrscht tiefe Betroffenheit - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Links: