EHEC: Bockshornkleesamen offenbar Ursache
Die deutschen Behörden gehen davon aus, dass Bockshornkleesamen Auslöser für die EHEC-Epidemie waren. Zur Sprossenherstellung verwendete Bockshornkleesamen seien „mit großer Wahrscheinlichkeit“ Ursache des Ausbruchs, teilte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) heute in Berlin mit.
Die Samen einer bestimmten aus Ägypten stammenden Charge gingen demnach über einen Zwischenhändler auch an den Sprossenbetrieb im niedersächsischen Bienenbüttel, der als Ausgangspunkt für die Erkrankungswelle in Deutschland gilt.
Zuvor hatte bereits die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) aufgrund von Untersuchungen der Erkrankungswelle in Deutschland und eines jüngst aufgetretenen EHEC-Ausbruchs in Frankreich auf eine Verbindung zu aus Ägypten stammenden Samen hingewiesen. Laut BfR sind der deutsche und der französische Ausbruchsstamm „mit hoher Wahrscheinlichkeit identisch“.
Ägypten dementiert
Auf Grundlage der vorliegenden Erkenntnisse werde deutlich, dass Bockshornkleesamen dieser Herkunft „eine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen“, erklärte das BfR. Es könne dennoch derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass auch andere Samenarten kontaminiert worden seien. Das BfR rät Verbrauchern weiterhin, auf den Verzehr von rohen Sprossen zu verzichten.
Das ägyptische Agrarministerium wies die Vorwürfe unterdessen zurück. Die Behauptungen, dass ägyptische Bockshornkleesamen bei den EHEC-Ausbrüchen eine Rolle gespielt hätten, seien „völlig unwahr“, sagte der Chef einer zuständigen Behörde des Ministeriums, Ali Suleiman, der ägyptischen Nachrichtenagentur MENA. Die Präsenz des Keims in Ägypten sei nicht bewiesen und nicht dokumentiert.
AGES: Bockshornkleelieferung nach Österreich
Nach den EHEC-Ausbrüchen in Deutschland und Frankreich sind laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) auch in Österreich verdächtige Sprossenlieferungen überprüft worden. Über das Europäische Schnellwarnsystem RASFF wurden die heimischen Behörden informiert, dass 2010 und 2011 verdächtige Bockshornkleesamen in zwei Chargen aus Ägypten über Deutschland auch an einen Betrieb nach Österreich geliefert wurden.
Die Ergebnisse der ersten Probenuntersuchung auf EHEC-Bakterien sind aber negativ verlaufen, hieß es in einer Aussendung. Der Betrieb hat die Lieferung der erhaltenen 250 Kilogramm Samen aus 2010 an einen Gastronomiebetrieb geliefert, die 25 Kilogramm aus 2011 an eine Bäckerei. Von der ersten Tranche wurden zwar 20 Kilo im Küchenbereich als Keimlinge verwendet, aber keine Erkrankungsfälle bekannt. Der Rest wurde im Februar 2011 aufgrund von Schädlingsbefall vernichtet.
800 Menschen zu EHEC-Massentest bestellt
Nach den EHEC-Erkrankungen an einer Schule in Altenbeken bei Paderborn in Deutschland setzten die lokalen Behörden nun einen Massentest an. In den nächsten Tagen sollen alle 800 Kunden eines Caterers - darunter 500 Kinder - auf den Erreger untersucht werden. Der Betrieb hatte auch die Schule beliefert, in der drei Buben Mitte Juni am lebensgefährlichen HU-Syndrom erkrankt waren.