Aktionäre schauen durch die Finger
In einem seit Monaten schwelenden Streit über faule Kredite als Hinterlassenschaft der US-Hypothekenkrise hat die Bank of America (BofA) einem Vergleich mit Investoren zugestimmt. Sie erklärte sich am Mittwoch bereit, rund 8,5 Mrd. Dollar (fast sechs Mrd. Euro) an vorwiegend institutionelle Investoren zu zahlen.
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Zusätzlich will die Bank, nach Anlagevolumen die größte der USA, noch aus dem zweiten Quartal 2010 weitere 5,5 Mrd. Dollar für andere strittige Fälle zurückstellen. Schon ohne diese Summe ist der Vergleich der teuerste, den ein Kreditinstitut jemals geschlossen hat. Die Bank rechnet deshalb für das erste Halbjahr mit einem Verlust von 0,88 bis 0,93 Dollar je Aktie, wie sie am Mittwoch vor US-Börsenstart mitteilte. Ohne den teuren Vergleich hätte sich ein Gewinn von bis zu 0,33 Dollar pro Anteilsschein ergeben. Der Gesamtverlust kommt damit im zweiten Quartal zwischen 8,5 und 9,1 Mrd. Dollar zu liegen.
Klage von über 20 Investoren
Eine Gruppe von über 20 Großinvestoren hatte die Bank schon vor Monaten geklagt, weil sie nach dem Platzen der „Subprime“-Blase und dem anschließenden Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes nach 2007 viel Geld verloren hatte. Die Bank of America gehört zu den bedeutendsten Kreditgebern des Landes, allerdings auch zu den größten Verlierern der Krise in den USA. Mitten in den größten Finanzmarktturbulenzen hatte die Bank auch noch den wichtigen Immobilienfinanzierer der USA, Countrywide, übernommen, als dieser ins Trudeln gekommen war. Der Zukauf erweist sich im Nachhinein immer mehr als ein Fehlgriff.
Countrywide hatte einen Teil seiner Kredite zu Wertpapieren gebündelt und weiterverkauft. Eine Gruppe von 22 hochkarätigen Investoren fühlt sich nach Angaben des „Wall Street Journal“ von Mittwoch jedoch von Countrywide übers Ohr gehauen. So seien etwa die Kreditnehmer weniger zuverlässig als versprochen. Unter den Investoren befinden sich laut der Zeitung unter anderem die Federal Reserve Bank of New York, der Vermögensverwalter Blackrock und der Versicherer MetLife. Auch die deutsche Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Bayern wollen von der Bank of America Geld sehen.
Aufräumen „mit aller Kraft“
In ersten Meldungen des „Wall Street Journal“ hatte es geheißen, dass der Verwaltungsrat der Bank der Einigung noch in einer Sitzung am Donnerstag zustimmen müsse. Anschließend sagte Bankchef Brian Moynihan allerdings noch am Mittwoch: „Wir werden weiterhin mit aller Kraft daran arbeiten, bei den Hypothekenthemen aufzuräumen.“ Das geschehe im besten Interesse der Aktionäre. Nach Moynihans Worten stammen die Probleme vor allem aus der Übernahme von Countrywide.
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