Themenüberblick

Günstige China-Elektronik im Aufwind

Gut 30 Jahre lang hat China immer mehr und immer billiger produziert - doch damit ist es, nach Einschätzung von Bruce Rockowitz, Geschäftsführer des Handelsunternehmens Li & Fung, bald vorbei, wie der „Economist“ berichtete. Die Preise im Bereich Kleidung und Haushaltswaren würden künftig kräftig steigen, so der Manager. Fast gegenteilig ist die Preisentwicklung jedoch in der chinesischen Elektronikbranche.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Das Handelsunternehmen Li & Fung gilt als eines der Hauptexporteure von Kleidung und Haushaltsgegenständen aus dem asiatischen Raum und erledigt große Teile des Wareneinkaufs unter anderem für Marks & Spencer, Metro und Wal-Mart. Den Aussagen von Rockowitz, der über jahrelange Erfahrung auf dem asiatischen Markt verfügt und seit Mitte Mai an der Spitze des Unternehmens steht, wird in der Branche viel Gewicht beigemessen.

Arbeiterinnen in einer chinesischen Fabrik

AP/Eugene Hoshiko

Produkte „Made in China“ werden künftig auch in Europa teurer werden, prophezeien Experten.

Auslagerung in andere asiatische Länder

„Die Preise sind für uns und unsere Kunden gestiegen“, sagt Rockowitz. „Wir versuchen, diese Entwicklung abzuschwächen, indem wir auch in Bangladesch, Vietnam und Indonesien produzieren lassen“, so der Geschäftsführer von Li & Fung. Doch Lohn- und Materialkosten würden auch dort steigen.

„Die meisten Länder, wenn nicht alle, orientieren sich preislich an China. Wenn dort die Preise erhöht werden, folgen die anderen direkt nach. Es gibt kein nächstes China.“ Rockowitz rechnet mit Steigerungen von mindestens fünf Prozent jährlich, und das sei noch optimistisch. Ein Ende ist für ihn nicht in Sicht. Ähnlich lauten die Prognosen auch bei anderen Händlern im Bereich Spielzeug, Kleidung und Haushaltswaren, so der „Economist“.

Li & Fung-Geschäftsführer Bruce Rockowitz

AP/Stephen Chernin

Der Kanadier Bruce Rockowitz ist seit mehr als 30 Jahren in Asien im Handel tätig.

Entwicklung über die letzten 60 Jahre

Historisch sieht Rockowitz eine Entwicklung in drei Schritten, die die chinesische Produktion in den letzten 60 Jahren durchgemacht hat. Während China unter der Herrschaft Mao Tsetungs bis in die späten 1970er Jahre wirtschaftlich isoliert war, entwickelten sich Hongkong, Taiwan und Südkorea zu Nationen mit starkem Produktions-Know-how.

Nach dem Tod des kommunistischen Staatspräsidenten profitierten die Unternehmen von der Vielzahl der Billigstarbeitskräfte, günstigem Land und Rohstoffressourcen - und chinesische Exporte überschwemmten Europa und die USA.

Konträre Entwicklung im Elektronikbereich

Völlig anders stellt sich hingegen die Situation im Elektronikbereich dar. Motiviert durch finanzielle Anreize durch die chinesische Regierung spezialisierten sich unzählige Unternehmen zwischen Shenzhen und Guangzhou auf die Produktion von elektronischen Billiggeräten. Auf der jährlichen Computermesse Computex in Taipei Ende Mai zeugten unzählige Neuerscheinungen im Bereich Tablets, E-Reader und Notebooks - äußerlich wohl nicht zufällig den hochpreisigen Geräten von Apple und Co. ähnelnd - von einem wahren Boom an Billigelektronik aus Asien.

Nachdem 2009 die Preise für die Technik aus Fernost als Reaktion auf die Erholung nach der Wirtschaftskrise sprunghaft stiegen, sind sie nun wieder stark im Fallen begriffen. Anders als bei Kleidung, Spielzeug und Haushaltswaren vermutet der „Economist“ daher, dass die Ramschphase in der Technik somit erst so richtig im Kommen sein könnte.

Links: