Zehn Meter langer Scannertunnel
Der Weltluftfahrtverband (IATA) hat bei seiner Jahrestagung am Dienstag in Singapur den Prototyp einer vollautomatischen Sicherheitskontrolle vorgestellt. Dabei muss das Handgepäck nicht mehr auf ein Laufband gelegt werden, die Laptops bleiben in der Tasche und die Schuhe an den Füßen.
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Der „Checkpoint of the Future“ soll zum einen mehr Sicherheit bringen und zum anderen die Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen auf Flughäfen verringern, so die Hauptargumente der IATA bei der Präsentation des Prototyps. „Das dahinterliegende Konzept ist, dass nach schlechten Menschen und nicht nur schlechten Gegenständen gesucht wird“, heißt es von der IATA.

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„Der Checkpoint der Zukunft“ hat drei Schleusen.
Denn der „Checkpoint der Zukunft“ unterscheidet zwischen Vielfliegern, „normalen“ Passagieren und jenen, die ein „erhöhtes Risiko“ darstellen. Somit stehen drei etwa zehn Meter lange Röhren mit unterschiedlich hohen Sicherheitskontrollen zur Verfügung. Die Kontrolle von Reisepass und der biometrischen Daten entscheidet, welchem Tunnel der Passagier zugewiesen wird.
Vielflieger vs. Risikogruppe
Vielflieger, die freiwillig ihre persönlichen Angaben in einer Datenbank hinterlegt haben, werden anhand ihrer Passdaten erkannt und gehen durch die erste Röhre. Im Vorbeigehen durchleuchten Maschinen in den Wänden Mensch und Gepäck nach Metallgegenständen und Flüssigkeiten.
Wer anhand seines Passes als Passagier mit „normalem Risiko“ identifiziert wird, geht durch die zweite Röhre. Hier prüft ein Scanner – wiederum im Vorbeigehen – auch Sprengstoffspuren. Die dritte Röhre ist für „Risikopassagiere“ und auch genauere Stichproben gedacht. Die Risikopersonen würden anhand von Zusatzinformationen in der Datenbank ausgemacht, etwa vorbestrafte Personen, so die IATA. Der Verband schätzt, dass ein Drittel der Passagiere sich als Vielflieger registrieren lassen und 60 Prozent als „Normalrisiko“ eingestuft würden.

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Die Kontrolle soll je nach Riskioeinstufung des Passagiers erfolgen.
Umsetzung in fünf Jahren?
Der Verband gebe im Jahr etwa 7,4 Milliarden Dollar (5,1 Mrd. Euro) aus, um die Luftfahrt sicher zu machen. „Aber die Passagiere sehen nur Ärger. Dabei sollen sie doch mit Würde durch die Kontrollen kommen, ohne gestoppt zu werden, ohne sich ausziehen zu müssen, und mit Sicherheit, ohne begrapscht zu werden“, argumentierte IATA-Generaldirektor Giovanni Bisignani bei der Präsentation. Bei den Airlines und Flughäfen sei der Prototyp auf begeisterte Zustimmung gestoßen, so der IATA-Direktor für Sicherheit, Kenneth Dunlap. Es sei jetzt an der Industrie, die nötige Technologie zur Reife zu bringen. „Das wäre das Ende langer Schlangen vor den Kontrollen.“
Partner
Über die Internationale Luftfahrtorganisation (ICAO) sind 19 Regierungen, darunter auch die USA, mit der Erstellung eines Standards für den Checkpoint beschäftigt. Die IATA arbeitet auch nach eigenen Angaben eng mit dem US-Heimatschutzministerium zusammen, das mit seinem „Checkpoint of Tomorrow“-Programm dieselben Ziele verfolgt.
Nach IATA-Angaben könnte die Vision in fünf Jahren Wirklichkeit werden. Metalldetektoren sowie Scanner für Schuhe gebe es bereits. Die notwendigen Passagier- und biometrischen Datenbanken würden in ein bis drei Jahren zur Verfügung stehen, einzig für das Erkennen von Sprengstoff brauche es noch fünf bis sieben Jahre. Für eine frühere Umsetzung des Vorschlags könnten jedoch Weiterentwicklungen im Nachhinein implementiert werden.
Warnung vor Gefahren
Im Verkehrsausschuss des EU-Parlaments wurde Ende Mai über den Einsatz von Ganzkörperscannern auf Flughäfen in der EU abgestimmt. Mit überwältigender Mehrheit stimmten die Abgeordnete für ein Verbot jener Typen, die in den USA und anderswo bereits in großer Zahl im Einsatz sind. Somit werden die auch als Nacktscanner bekannten Röntgengeräte in der EU nicht erlaubt. Auf Flughäfen eingesetzte Scanner dürfen den Körper nur schematisch zeigen und keine Bilder speichern.
Bei der Vorstellung des IATA-Konzepts im Dezember vergangenen Jahres hatten etwa deutsche Politiker und Datenschützer gegen die Kategorisierung der Fluggäste in Gefahrengruppen heftige Kritik geübt. Neben der Frage der Menschenwürde wurde bei Körperscannern auch immer wieder das Gesundheitsrisiko in den Vordergrund gerückt. Wie sich die Strahlung, auch wenn es nur geringe Dosen sein sollen, längerfristig auf den Körper auswirkt, ist nicht erforscht.
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