„Spiegel“: Kunsthistoriker Werner Spies in Frankreich geklagt
Der renommierte deutsche Kunsthistoriker Werner Spies (74) ist nach Informationen des „Spiegel“ vor einem französischen Gericht auf Schadensersatz geklagt worden. Hintergrund sei offenbar ein gefälschtes Max-Ernst-Gemälde, für das Spies eine Echtheitserklärung ausgestellt hatte und das später für 1,1 Millionen Dollar vom Auktionshaus Sotheby’s in New York versteigert wurde, berichtet das Nachrichtenmagazin.
Vom zuständigen Gericht in Nanterre bei Paris gab es gestern zunächst keinen Kommentar zu dem Fall. Spies selbst war ebenfalls nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Kläger in der Sache ist nach Angaben des „Spiegel“ eine Firma, die das Bild „Tremblement de terre“ 2004 von einer Pariser Galerie gekauft hatte. Nach Ermittlungen des Berliner Landeskriminalamts (LKA) sei das Werk von einer Bande um den Künstler Wolfgang Beltracchi in Umlauf gebracht worden, der im Mai zusammen mit drei mutmaßlichen Komplizen von der Kölner Staatsanwaltschaft wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Urkundenfälschung angeklagt wurde.
Bis zu 50 Bilder in Markt geschleust
Die Angeklagten sollen seit Mitte der 90er Jahre bis zu 50 vermeintliche Bilder unter anderem von Max Pechstein, Max Ernst, Fernand Leger und Heinrich Campendonk in den Kunstmarkt geschleust haben. Die Bilder verkauften sie europaweit über renommierte Auktionshäuser. Diesen waren die Fälschungen zunächst nicht aufgefallen. Der Schaden soll sich insgesamt auf eine höhere Millionensumme belaufen.
Spies ist einer der bekanntesten Kunsthistoriker Deutschlands. Er leitete von 1997 bis 2000 auch das Museum für moderne Kunst im Pariser Centre Pompidou. Laut „Spiegel“ gab Spies zunächst an, nichts von dem Verfahren gegen ihn zu wissen. Sein deutscher Anwalt habe die Klage dann aber bestätigt, berichtete das Blatt.