Widerstand nicht mehr nur friedlich
Nach dem gewaltsamen Vorgehen der Polizei gegen seinen Protest gegen die Korruption hat der indische Guru Swami Baba Ramdev mit der Aufstellung einer Armee aus seinen Anhängern gedroht. „Sie werden Waffentraining erhalten“, sagte der Yogaguru am Mittwoch von seiner Residenz aus laut Berichten des Nachrichtensenders NDTV in einem Aufruf.
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Geplant sei eine Armee mit rund 11.000 Frauen und Männern, die allesamt bereit sein müssten, das „letzte Opfer“ zu bringen, sagte Ramdev demnach an seine Anhänger gerichtet. Der landesweit bekannte Yogaguru hält sich derzeit in seinem Ashram im nordindischen Haridwar auf, nachdem er am Wochenende vorübergehend verhaftet und danach aus der Hauptstadt Neu-Delhi vertrieben worden war.
Gewaltsam aus Neu-Delhi vertrieben
Ramdev war am Samstag im Beisein von rund 50.000 Unterstützern aus Protest gegen die grassierende Korruption in Indien in einen „Hungerstreik bis zum Tod“ getreten. In der folgenden Nacht stürmte die Polizei mit Tränengas und Schlagstöcken die Versammlung, mehr als 70 Menschen wurden nach Angaben von Ärzten verletzt.
Als Grund für ihr Vorgehen gab die Polizei Sicherheitsbedenken an, da es nur eine Zulassung für 5.000 Besucher gegeben habe. Ramdev setzte seinen Hungerstreik am Montag in Haridwar fort. Sein Sprecher sagte AFP, seine Armee werde nur in Selbstverteidigung handeln. Ramdev sei entschlossen, gegen weitere Gewalt durch die Polizei vorzugehen.
Harte Forderungen
Baba Ramdev wirft der politischen Führung vor, dem Volk das „hart verdiente Geld“ zu stehlen. Er fordert unter anderem die Todesstrafe für Korruption und die Rückholung sämtlicher Schwarzgelder von ausländischen Konten. Außerdem verlangt er die Abschaffung von Geldscheinen im Wert von 500 und 1.000 Rupien (7,80 und 15,60 Euro), weil diese besonders oft für Bestechungszahlungen verwendet würden. Zudem sollten Banken, die Geschäfte in Steuerparadiesen machen, verboten und der Zahlungsverkehr besser überwacht werden.

AP/Tsering Topgyal
Als Guru errichtete Ramdev ein millionenschweres Yogaimperium.
Korruption ist in Indien seit Jahren eines der brennendsten Probleme. Keine Behördenleistung ist ohne Schmiergeld zu erreichen, besonders betrifft das freilich die Ärmsten der Armen.
Umstrittene Lehre
Der Yogaguru hat eine tägliche Morgenshow im Fernsehen und landesweit mehrere Millionen Anhänger. Mit seiner Lehre und dem Vertrieb von „Alternativmedizin“ hat er selbst ein Millionenvermögen angehäuft. Sein Unternehmen Patanjali Jog Peeth sorgte etwa 2009 für Schlagzeilen, als eine schottische Insel für die Europaniederlassung erworben wurde. Und auch politisch ist Ramdev nicht unumstritten: Er behauptet, Homosexualität, Krebserkrankungen und HIV-Infektionen durch Yoga „heilen“ zu können, und macht immer wieder mit nationalistischen Parolen von sich reden.
Regierung unter Druck
Baba Ramdevs jüngste Aktionen setzten die Regierung von Ministerpräsident Manmohan Singh stark unter Druck: Sie war im vergangenen Jahr in eine Reihe von Korruptionsskandalen verstrickt gewesen. Am Samstag kündigten die Behörden an, die Höchststrafe für Korruptionsvergehen „merklich zu erhöhen“ und Gerichtsverfahren zu beschleunigen.
Die größte oppositionelle Hindu-Partei BJP organisierte am Montag in Neu-Delhi und anderen Städten des Landes Protestkundgebungen, während der Oberste Gerichtshof Polizei und Innenministerium aufforderte, zu den Vorgängen am Wochenende Stellung zu nehmen.
Hungerstreik nicht ungewöhnlich
Unterstützung erhielt der Yogaguru am Mittwoch von einem weiteren bekannten Aktivisten: Der 73-jährige Anna Hazare trat aus Protest gegen das Vorgehen der Polizei gegen Ramdev in Neu-Delhi ebenfalls in einen zunächst eintägigen Hungerstreik. Zu seiner Aktion, die er am Denkmal zu Ehren Mahatma Ghandis begann, kamen Tausende Menschen. Hazares Protest richtet sich außerdem ebenfalls gegen die Korruption in Indien.
Hungerstreik zur Durchsetzung politischer Forderungen ist in Indien freilich seit Ghandi nichts Neues, hat aber in den vergangenen Jahren inflationäre Ausmaße erreicht. Von einer wahren „Fastenarmee“ war in Medien die Rede, die in Indien ihre Forderungen mit Nahrungsverweigerung durchsetzen wolle. Neu-Delhi reservierte angesichts von hungerstreikenden Arbeitern und Lehrern, aber auch Politikern und Firmenbossen eine ganze Straße für die Hungerstreikenden.
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