Themenüberblick

40.000-Euro-Rakete aus dem Baumarkt

Nach dem ersten Flop hat der dänische Traum von der Amateurraumfahrt doch noch gezündet. Die Billigrakete „Heat-1X“ schaffte nach dem geglückten Start von einer schwimmenden Rampe auf der Ostsee vor Bornholm eine Höhe von 2.800 Metern, ehe sie an einem Fallschirm wieder Richtung Wasser zurücksegelte.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Rakete  „Heat-1X“ wird aus dem Wasser gezogen

AP/Bo Tornvig

Rund 40.000 Euro kostete der Bau der Rakete, die Teile stammen großteils aus dem Baumarkt.

Beim ersten Anlauf im vergangenen September hatte sich die 70 Kilogramm schwere und neun Meter hohe Rakete keinen Millimeter von der Stelle gerührt, weil ein zur Kühlung eingebauter simpler Haarföhn den Dienst versagte.

„Glaube, wir haben Geschichte geschrieben“

Dass sich diesmal der Fallschirm zu früh öffnete und die angestrebte Flughöhe von 16 Kilometern nicht erreicht wurde, tat dem Jubel der Initiatoren keinen Abbruch. „Wir haben unheimlich viel darüber gelernt, wie man eine Rakete in die Höhe bringt. Ich glaube, wir haben Geschichte geschrieben“, kommentierte Peter Madsen als einer der Initiatoren am Samstag in der Zeitung „Politiken“.

Zusammen mit seinem als Ingenieur für Raumfahrttechnik ausgebildeten Landsmann Kristian von Bengtson will Madsen in der Kapsel an der Spitze der Rakete irgendwann einen bemannten Flug mit der „Heat-1X“ wagen. Beim erfolgreichen zweiten Startversuch vor der Ferieninsel Bornholm halfen beiden gut 40 freiwillige und unbezahlte Helfer. Vom Hafenstädtchen Nekso verfolgten Schaulustige bei schönstem Sommerwetter begeistert den Aufstieg der Rakete.

Rakete auf Rampe

Copenhagen Suborbitals

Vorerst durfte nur eine Puppe die Aussicht aus der Rakete „genießen“.

NATO gratuliert

Glückwünsche zum Erfolg kamen unter anderem von der NATO, die am Freitag zur Abschusszeit den Luftraum überwachte, damit es keine unangenehmen Überraschungen für vorbeifliegende Flugzeug geben konnte.

Die beiden Initiatoren geben als Kosten für den Bau ihres Projekts „Copenhagen Suborbital“ umgerechnet 40.000 Euro an. Verwendet wurden fast nur Materialien, die in gewöhnlichen Baumärkten zu kaufen sind. Bengtson ordnet das für die Geschichtsschreibung der bemannten Raumfahrt so ein: „Unsere Rakete kostet so viel wie ein gutes Auto in Dänemark oder der Türgriff an einer NASA-Rakete.“

Rakete „Heat-1X“ beim Start

APA/EPA/Bo Tornvig

Dutzende freiwillige Helfer beteiligten sich an dem Projekt.

„Eine Schraube locker“

„Uns ist schon klar, dass die von der NASA denken, wir haben selbst ein paar Schrauben locker“, sagte Madsen vor dem Startversuch im September. Sein Partner von Bengtson sieht die Sache nüchtern: „Das ist zweifellos die einfachste Raumrakete, die jemals gebaut wurde. Wir haben die simpelsten Materialien benutzt, die wir finden konnten. Es ist ein Experiment.“

Links: