Zahlungsausfälle häufig
Mitten in der Unsicherheit, ob der Bankrott Griechenlands droht, gewinnt die Arbeit zweier US-Ökonomen, Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart, über staatliche Schuldenkrisen der vergangenen 800 Jahre neue Aktualität. Zahlungsausfälle auf staatliche Schuldpapiere sind demnach von einem historischen Blickwinkel aus betrachtet überraschend häufig.
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„Von 1800 bis lange nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich Griechenland beinahe ständig im Zustand des ‚default‘ (Verzug, Anm.)“, so die beiden Ökonomen. Das werde auch in Zukunft wieder geschehen, schrieb der frühere IWF-Chefökonom Rogoff schon vor dem Ausbruch der Griechenland-Krise. Er ist überzeugt, dass einige Euro-Staaten pleitegehen werden, die Gemeinschaftswährung Euro aber überleben werde.
Ein Prozent weniger Wachstum
In ihrer Arbeit über Staatsschulden zeigte sich, dass es einen Schwellenwert gibt, ab dem die Staatsverschuldung empirisch nachweisbar zu einem nur noch schwer lösbaren Problem wird - wenn die Schulden 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) übersteigen. Das ist derzeit in Griechenland und auch in Portugal und Irland der Fall. Als Konsequenz würde das Wachstum abgewürgt. Rogoff und Reinhart konnten nachweisen, dass hoch verschuldete Länder im Schnitt um einen Prozentpunkt pro Jahr weniger stark wachsen.
Buchhinweis
Kenneth Rogoff, Carmen Reinhart: Dieses Mal ist alles anders. Finanzbuch Verlag 2010, 592 Seiten, 35,9 Euro.
Dass eine hohe Verschuldung nicht automatisch zum Staatsbankrott führen muss, zeigt das Beispiel Großbritannien, das nach dem Zweiten Weltkrieg kurzfristig mit 240 Prozent verschuldet war. Auch Japan lebe mit einer Schuldenlast von rund 200 Prozent schon Jahrzehnte in der „Todeszone“.
Industrie schrumpft
In Griechenland wirken sich die hohen Schulden aber auf das Wachstum aus. Wie auch in Spanien schrumpfte die Industrie laut einem aktuellen Bericht des Markit-Instituts basierend auf einer Umfrage unter 3.000 Unternehmen in ausgewählten europäischen Ländern von Griechenland über Österreich, Deutschland bis nach Frankreich. Die griechischen Unternehmer meldeten Geschäftseinbußen, die auch zu Entlassungen führten.
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