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Seit Jahren auf der Flucht

Der Serbe Ratko Mladic ist einer der meistgesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher der Balkan-Kriege und war seit Jahren auf der Flucht. Das UNO-Sondertribunal für Jugoslawien in Den Haag hat zwei Anklagen wegen Völkermordes gegen ihn erhoben.

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Mladic wurde am 12. März 1942 in dem Dorf Bozanovici nahe Kalinovik im Süden der damaligen jugoslawischen Teilrepublik Bosnien geboren. Sein Vater war ein Widerstandskämpfer, der 1945 von kroatischen Nationalisten der Ustascha getötet wurde. Ursprünglich wollte Mladic Lehrer werden, zog aber nach Belgrad und schloss als einer der drei Besten seines Jahrgangs die Militärakademie ab.

Seine militärische Laufbahn begann Mladic 1965. Es dauerte 20 Jahre, bis er Brigadegeneral wurde, wofür Kameraden seine arrogante, undisziplinierte Art verantwortlich machten. Die meiste Zeit war er in Mazedonien stationiert mit kurzen Aufenthalten in Kroatien und im Kosovo.

8.000 Tote in sieben Tagen

Am 15. Mai 1992 machte Radovan Karadzic, Chef der von Bosnien-Herzegowina abgespaltenen Bosnisch-Serbischen Republik, Mladic zum Kommandeur seiner Armee. Diese Position hatte er bis Dezember 1996 inne. Im Juli 1995 überrannten Mladics Streitkräfte die bosnische Stadt Srebrenica, die zum damaligen Zeitpunkt eine muslimische Enklave war und von UNO-Truppen geschützt wurde.

Männer und Buben wurden weggeführt, in Scheunen und Schulen zusammengepfercht und schließlich in aller Öffentlichkeit exekutiert. Mladics Einheiten beschossen zudem eine größere Gruppe von Muslimen, die durch ein Waldgebiet zu entkommen versuchten. Innerhalb von sieben Tagen starben etwa 8.000 Männer und Buben, was Mladic die Bezeichnung „Schlächter von Bosnien“ einbrachte.

Mit Scharfschützen auf Zivilisten

Ende 1995 erhob das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag unter anderem wegen Srebrenica Anklage wegen Völkermordes gegen Mladic. Derselbe Vorwurf wird Mladic für die fast zweijährige Belagerung von Sarajevo gemacht. Er soll Scharfschützen angewiesen haben, aus dem Hinterhalt auf Zivilisten zu schießen.

Noch Jahre nach dem Krieg lebte Mladic unauffällig in Belgrad. Er tauchte 2002 unter, als Machthaber Slobodan Milosevic gestürzt worden war und ihn nicht mehr schützen konnte. Der NATO zufolge besuchte er 2004 einen alten Bunker in Bosnien, um unter den Augen der bosnischen Polizei mit ehemaligen Kameraden zu feiern.

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