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„Nur noch sehr, sehr dünne Rauchsäule“

Der Ausbruch des isländischen Vulkans Grimsvötn am vergangenen Samstag war deutlich stärker als der des Eyjafjallajökulls vor mehr als einem Jahr, der zu weit massiveren Flugausfällen in weiten Teilen Europas geführt hatte. Mittlerweile schleudert der Grimsvötn keine Asche mehr in die Luft, wie ein Sprecher des Meteorologischen Institutes in Reykjavik am Mittwoch mitteilte.

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Innerhalb der ersten 36 Stunden nach der Eruption spuckte der Grimsvötn allerdings bereits die gleiche Aschemenge wie der Eyjafjallajökull während seiner ganzen Ausbruchsperiode im Jahr 2010, sagte Michael Ableidinger, Leiter der Abteilung für Meteorologie bei der Austro Control am Mittwoch.

Grafik zur Ausbreitung der Aschewolke über Europa

APA/Martin Hirsch

Aschepartikel größer und grobkörniger

Der wesentlichste Unterschied zwischen den beiden sei die Art der Lava. Der Grimsvötn liegt unter einer dicken Eisdecke. Seine Aschepartikel seien größer und grobkörniger. Dadurch sind sie auch schwerer und sinken dadurch schneller zu Boden. Die direkte Beeinträchtigung an Ort und Stelle sei darum auch größer. „Deshalb hat man gleich beide isländischen Flughäfen geschlossen“, sagte Ableidinger der APA. Auch der Ausstoß von Asche und Rauch sei doppelt so hoch wie beim Eyjafjallajökull gewesen.

Mehr als 1.000 Flüge ausgefallen

Die Aschewolke führte Mittwochfrüh in Deutschland zu erheblichen Behinderungen im Flugverkehr. Die Flughäfen in Bremen und Hamburg sowie später Berlin wurden zeitweilig für Starts und Landungen gesperrt. Ab Mittag waren zunächst in Bremen und Hamburg, dann auch auf den beiden Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld wieder Starts und Landungen möglich.

Ausbruch des isländischen Vulkans Grimsvötn im Jahr 2004

APA/EPA/Pall Stefansson

Der erste Ausbruch des aktiven Gletschervulkans Grimsvötn ereignete sich vor 8.230 Jahren. Zu Beginn brach er nur zweimal im Jahrhundert aus, mittlerweile finden Eruptionen etwa alle zehn Jahre statt.

Wegen der Aschewolke waren am Dienstag und Mittwoch europaweit mehr als 1.000 Flüge ausgefallen. Das waren erheblich weniger als vor einem Jahr. Damals saßen wegen der Aschewolke eines anderen isländischen Vulkans europaweit Millionen Flugreisende fest, die Luftfahrtgesellschaften erlitten Umsatzeinbußen in Milliardenhöhe.

Weil sich noch riesige Mengen Flugasche vom Beginn des Ausbruch über Europa ausbreiten, müsse weiter mit Beschränkungen für den Flugverkehr gerechnet werden - auch wenn der Ausbruch vorbei ist. Ein Wiederaufleben des Ausbruchs mit neuer Flugasche sei aber „sehr unwahrscheinlich“, sagte der Geophysiker Gunnar Gudmundsson vom Meteorologischen Institut in Reykjavik.

ZAMG: Wolke knapp an Ostösterreich vorbei

Nach den Berechnungen der Zentralanstalt für Geodynamik und Meteorologie (ZAMG) hat sich die Aschewolke zweigeteilt. Der erste Teil der Wolke befand sich am Mittwochvormittag über Deutschland und zog - knapp an Ostösterreich vorbei - weiter nach Südosten ab.

Der zweite Teil der Aschewolke wird bis Freitag bis nach Spanien ziehen. Sie schwenkt auch über die Britischen Inseln. Auch diese Wolke betrifft laut ZAMG Österreich aber bis auf Weiteres nicht. Aufgrund der nachlassenden Intensität des Vulkanes dürfte sie voraussichtlich deutlich schwächer als die erste sein.

Prominentes „Opfer“ Obama

Prominentes „Opfer“ des Ausbruchs war am Montagabend das US-Präsidentenehepaar Barack und Michelle Obama. Der US-Präsident und seine Ehefrau mussten vorzeitig von Irland nach London abreisen, um der Wolke zu entgehen. Statt wie geplant in Dublin, übernachtete das Paar in der US-Botschaft in London.

Der Grimsvötn im Südosten Islands war am Samstag ausgebrochen. Der Vulkan liegt unter dem größten Gletscher der Insel, dem Vatnajökull. Die Aschewolke hatte zeitweise eine Höhe von 20 Kilometern erreicht und sich danach über Teile Europas ausgebreitet. Die Aktivitäten nahmen aber schon am Montag deutlich ab. Die Einschränkungen für den internationalen Flugverkehr blieben bisher deutlich geringer als vor gut einem Jahr beim Ausbruch des Gletschervulkans Eyjafjallajökull.

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