Lebensgefährliche Komplikationen
In Deutschland infizieren sich immer mehr Menschen mit einem gefährlichen Durchfallerreger. Laut Medienberichten gibt es bereits über 100 Erkrankungen, zahlreiche der Betroffenen müssen intensivmedizinisch versorgt werden. Was die Quelle der Infektionen ist, ist bisher unbekannt. Die deutsche Presse ist voll mit Meldungen über den „Todes-Keim“ („Bild“-Zeitung).
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Dabei handelt es sich um das Bakterium Enterohämorrhagische Escherichia coli (EEHC), das sich sehr rasch ausbreitet und außergewöhnlich schwere Krankheitsverläufe mit der Gefahr von Nierenschädigungen hervorruft. Gesundheitsexperten suchen nun mit Hochdruck nach der Ursache für das plötzliche Auftreten der Infektionen. „Wir haben eindeutig eine ungewöhnliche Situation“, so der Epidemiologe Gerard Krause vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin.
Frauen häufiger betroffen
Ungewöhnlich ist unter anderem, dass die Erkrankung Frauen offenbar häufiger trifft als Männer. Die bisher einzige mögliche Erklärung dafür: „Die Frauen bereiten häufiger Lebensmittel zu, und da können sie sich möglicherweise bei der Reinigung des Gemüses oder anderer Lebensmittel infizieren“, so Krause gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Das RKI empfiehlt deshalb, auch bei der Verarbeitung von Gemüse auf Küchenhygiene zu achten sowie Schneidbretter und Messer gründlich zu reinigen. Es gebe keine Hinweise, dass diesmal Fleisch oder Rohmilch die Infektionsquelle sei. Gemeldete Fälle bzw. Verdachtsfälle gab es bis Sonntagabend in Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. In Hessen liegen laut „Hamburger Abendblatt“ zwei Patienten im Koma.
Extrem ansteckendes Bakterium
EHEC findet sich im Kot von Nutztieren, vor allem Rindern. Eine Infektion kann entweder durch direkten Kontakt mit den Tieren oder den Verzehr kontaminierter Lebensmittel - etwa Fleisch und Rohmilch - erfolgen, ist aber auch über rohes Gemüse und im weiteren Verlauf von Mensch zu Mensch möglich.
Zu den Krankheitssymptomen zählen wässriger oder blutiger Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Als Komplikation während einer Erkrankung kann Nierenversagen auftreten, das zum Tod führen kann. Die Inkubationszeit - der Zeitraum von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit - dauert meist ein bis acht Tage. Der Erreger ist hoch ansteckend: Weniger als 100 EHEC-Keime reichen aus, um bei Menschen zur Infektion zu führen.
Hektische Spurensuche
EHEC-Infektionen treten immer wieder auf. Das RKI hat seit Einführung der Meldepflicht 2001 deutschlandweit jährlich zwischen 800 und 1.200 Fälle registriert, die aber oft einen leichteren Verlauf nahmen. Besonders verwundert die Experten auch, dass diesmal vor allem Erwachsene schwer erkranken, normalerweise haben eher Kinder starke Symptome.
Der Quelle der Erkrankungen sind die Behörden trotz aller Bemühungen bisher nicht auf die Spur gekommen. Die Ermittlung der Quelle für die Erkrankungen gestaltet sich auch deswegen schwierig, weil die Erkrankten detailliert dazu befragt werden müssen, was sie in den letzten Tagen gegessen haben. Viele Patienten sind allerdings so schwer erkrankt, dass solche Befragungen bisher nicht möglich waren.
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