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Massenproteste trotz Verbots

In Spanien halten die Proteste gegen die hohe Arbeitslosigkeit und den Sparkurs der Regierung den siebenten Tag in Folge an. In der Hauptstadt Madrid versammelten sich am Samstag auf dem zentralen Platz Puerta del Sol erneut mehrere Zehntausend Menschen.

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Sie missachteten damit ein Demonstrationsverbot, das vor den Kommunal- und Regionalwahlen am Sonntag verhängt wurde. Demonstriert wurde auch in Barcelona, Valencia, Sevilla, Bilbao und anderen großen Städten.

Aus Furcht vor Zusammenstößen will die Regierung das Demonstrationsverbot auch nicht durchsetzen. Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero hatte angekündigt, friedliche Proteste zu respektieren.

Die größtenteils jungen Demonstranten rufen das spanische Volk seit Tagen dazu auf, nicht für Zapateros Sozialistische Partei und auch nicht für die oppositionelle konservative Partido Popular zu stimmen. Die Sozialisten müssen sich Meinungsforschern zufolge auf deutliche Verluste einstellen.

„Verlorene Generation“

Das hoch verschuldete Spanien muss bisher zwar keine Hilfen von Europäischer Union (EU) und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen. Der Preis dafür ist aber ein harter Sparkurs. Die wirtschaftliche Erholung verläuft schleppend, die Arbeitslosigkeit ist mit einer Quote von 21,3 Prozent so hoch wie in keinem anderen EU-Land.

Unter den 18- bis 25-Jährigen liegt sie sogar bei 45 Prozent. Viele davon müssen noch bei ihren Eltern leben, weil sie keinen Job finden. Der IWF sprach bereits von einer „verlorenen Generation“.

Sie protestiere, weil sie trotz eines qualifizierten Abschlusses keine Arbeit finde, sagte die 25-jährige Inma Moreno in Madrid. „Der politischen Klasse muss bewusstwerden, dass das nicht in Ordnung ist.“ Die Protestbewegung erfasste alle Altersgruppen. Sie erinnere ihn an die Jugendrevolte von 1968, sagte der Ingenieur Javier Gutierrez.

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