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Geld macht Kinder nicht glücklich

Sie haben alles, was man mit Geld kaufen kann, und doch wirken die Kinder von Moskaus Superreichen nicht glücklicher als ihre schlechter situierten Altersgenossen. Die deutsch-russische Fotografin Anna Skladmann hat für ihren Bildband „Little Adults“ mehr als dreißig Milliardärssprösslinge zu Hause besucht und sie in einer Szenerie ihrer Wahl fotografiert.

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Ihre Eltern besitzen florierende Unternehmen, sind Schauspieler, Theaterleiter oder Börsenmilliardäre - und die Kinder wachsen in einer für europäische Durchschnittsverhältnisse unvorstellbaren Luxuswelt auf. Früh lernen sie, genau nach den Regeln der High Society zu spielen, das Auftreten ihrer begüterten Eltern zu imitieren und wie Puppen als Statussymbole für ihre Eltern zu dienen.

Foto aus Serie "Little Adults" von Anna Skladmann

Anna Skladmann

Jacob schießt auf Ballerinen, wenn ihm langweilig ist.

Filmstars und Waffenhelden

Skladmanns Ziel war es, die Kinder in ihrer eigenen Umgebung abzulichten, mit selbst gewählten Kleidern und Accessoires. Jacob etwa wählte eine Kalaschnikow, Teil seiner Sammlung echter Waffen. Damit tut er so, als würde er auf Ballerinen im Fernseher schießen. Arina wollte sich selbst als Filmstar wie Catherine Deneuve inszenieren - und entschied sich für die Oldtimer-Garage ihres Großvaters.

Trotz der unterschiedlichen Inszenierungen haben die Porträtierten eines gemeinsam: Glücklich wirken sie nicht. In ihren Gesichtern zeichnet sich Unsicherheit ab, die Frage ob sie den Ansprüchen genügen können. Skladmann plant, die Kinder in zehn Jahren noch einmal zu porträtieren, um zu sehen, was aus ihnen geworden ist.

Fotografin erzählt aus ihrer eigenen Geschichte

Die Fotografin erzählt mit dem Band auch einen Teil ihrer eigenen Geschichte: Sie wuchs zwar in Deutschland auf, aber ihre Familie stammt aus Moskau, die Großmutter arbeitete am Bolschoi-Theater. Denn lange bevor Skladmann das erste Mal nach Moskau kam, existierte Russland bereits in ihrer Fantasie.

„Ich bin sehr viel mit der Kultur aufgewachsen, mit den Filmen, mit der Musik“, sagt sie. „Das war so eine Idee, die ich mir selber von Russland gebaut habe. Ich fand das alles immer sehr interessant, und es war für mich so weit weg, eine ganz romantische Welt voller Emotionen und Farben.“

Buchcover Anna Skladmann - Little Adults

Kehrer Verlag/Anna Skladmann

Buchhinweis

Anna Skladmann: Little Adults. Kehrer, 112 Seiten, 36 Euro.

Faschingsprinzessinnen am Kindertisch

Im Jahr 2000 reiste sie erstmals nach Moskau, um Silvester dort zu verbringen. Gemeinsam mit ihren Eltern folgte sie der Einladung zu einer Party der feinen Gesellschaft. Dort stach ihr vor allem der Kindertisch ins Auge: Wie kleine Erwachsene saßen dort die Sprösslinge der Reichen pompös aufgemacht wie Faschingsprinzessinnen. Vor allem die Ernsthaftigkeit und das ganz und gar nicht kindliche Verhalten beeindruckten die Fotografin nachhaltig und inspirierten sie zu dem Projekt.

Erst kurz davor, Mitte der 1990er Jahre, ermöglichte der politische und wirtschaftliche Umbruch in Russland das Entstehen der großen Schicht Superreicher. Nirgends gibt es so viele Milliardäre wie in Moskau. Die Wirtschaftskrise verschonte zwar auch die russischen Milliardäre nicht, trotzdem konnten viele ihr Vermögen und damit ihren luxuriösen Lebensstil aufrechterhalten.

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