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Kosten könnten abgewälzt werden

Fünf Wochen nach Beginn der Umweltkatastrophe hat der japanische AKW-Betreiber TEPCO erste Entschädigungszahlungen angekündigt. Das Unternehmen werde für Haushalte innerhalb eines Umkreises von 30 Kilometern um das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima I jeweils eine Million Yen (rund 8.000 Euro) zahlen, gab Konzernchef Masataka Shimizu am Donnerstag bekannt.

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Einem Zeitungsbericht zufolge könnten die Belastungen für den größten Stromversorger Japans auf 24 bis 45 Milliarden Dollar (16,6 bis 31,1 Mrd. Euro) begrenzt und die Kosten auch auf andere Energiekonzerne abgewälzt werden. Analysten schätzen die Schadenersatzansprüche auf über 130 Milliarden Dollar (89,8 Mrd. Euro).

Um TEPCO vor dem Ruin zu retten, könnte die Regierung auch andere heimische Energieunternehmen heranziehen, um die Ausgleichszahlungen zu bewältigen, berichtete die Zeitung „Yomiuri“ und bezog sich auf einen Entwurf für den Entschädigungsplan. Das Programm solle die Investoren beruhigen.

Größter Emittent von Anleihen

TEPCO ist der größte Emittent von Unternehmensanleihen in Japan, und viele Banken halten Aktien des Konzerns. TEPCO-Papiere schlossen daraufhin mit elf Prozent im Plus. Andere Versorger wie etwa Kansai Electric gaben dagegen nach. TEPCO gehört Fukushima I, aus dem seit dem Erdbeben und Tsunami Radioaktivität austritt und die Umgebung verstrahlt. Unterdessen setzten die Arbeiter ihre Bemühungen fort, die Unglücksreaktoren unter Kontrolle zu bringen.

Stickstoff in Reaktor 1 gefüllt

Die Arbeiter füllten weiter Stickstoff in den Reaktor 1, um weitere Wasserstoffexplosionen zu verhindern. Nach Angaben der Atomaufsichtsbehörde soll in Kürze auch in die beiden anderen havarierten Reaktoren Stickstoff eingefüllt werden.

Zudem installierten die Arbeiter am Freitag weitere Stahlplatten nahe der Meerwasserzufuhr des Reaktors 2, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete. TEPCO wolle Sandsäcke mit dem Mineral Zeolith, das radioaktives Material absorbiert, nahe der Anlage ins Meer werfen, um die radioaktive Verstrahlung des Meeres zu verringern, hieß es.

Japanische Atomexperten relativieren

Nach Einschätzung von Experten haben sich in den Atomruinen nur kleine Mengen geschmolzener Brennstoff auf dem Boden der Druckkessel angesammelt. Demnach hat der geschmolzene Brennstoff in den havarierten Reaktoren 1 bis 3 die Form von Körnern angenommen und liegt bei relativ niedrigen Temperaturen auf dem Boden.

Die Experten der Atomic Energy Society of Japan gehen daher nicht davon aus, dass sich auf dem Kesselboden bereits umfangreiche Mengen an Brennstoff angesammelt haben. Große Mengen bergen die Gefahr, dass sie die Reaktorgehäuse beschädigen und zu großen Lecks führen könnten, hieß es.

Die Sorgen TEPCOs

Die japanischen Experten stehen mit ihrer Meinung relativ allein auf weiter Flur. Nachdem Japan die Atomkatastrophe als ebenso gravierend wie das Reaktorunglück von Tschernobyl im Jahr 1986 bewertet hatte, hat sich TEPCO dieser Tage besorgt darüber gezeigt, dass die austretende Strahlenmenge am Ende jene der Atomkatastrophe von Tschernobyl noch übertreffen könne.

„Der Austritt von Strahlung ist noch nicht vollkommen gestoppt, und unsere Sorge ist, dass sie am Ende Tschernobyl übersteigen könnte“, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft. Zuvor hatte die Atomaufsicht erklärt, dass die Menge ausgetretener Radioaktivität aus der Anlage in Fukushima rund zehn Prozent derjenigen betrage, die bei der Katastrophe in der Ukraine 1986 festgestellt wurde.

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