Mehr Nachfrage bei Meerwasseraquarien
Zählt man jedes einzelne Tier, führen Fische wohl das Haustierranking Österreichs an. Nach unterschiedlichen Erhebungen der vergangenen Jahre gibt es rund 120.000 bis 160.000 Aquarien in den heimischen Haushalten. Von einem großen Boom wie in Großbritannien merken die österreichischen Händler aber noch nichts.
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Die Einschätzung von Trends fiel auf Anfrage von ORF.at in auf Aquarien spezialisierten Zoofachgeschäften jedenfalls recht unterschiedlich aus. Deutliche Unterschiede kristallisieren sich jedenfalls zwischen Süß- und Salzwasseraquarien heraus.
Deutliche Unterschiede zu Großbritannien
Anton Lamboj, Biologe an der Universität Wien und Präsident des Österreichischen Verbands für Vivaristik und Ökologie (ÖVVÖ), sieht vor allem einen Aufwärtstrend bei der Meerwasseraquaristik, da habe modernere Technik vieles einfacher gemacht. Beim Süßwasser gebe es mit der Nanoaquaristik, also kleinen, manchmal nur bepflanzten Becken oder mit Garnelenbesatz, ein starkes Segment.
Den Unterschied zu Großbritannien erklärt er gegenüber ORF.at so, dass dort die Szene weit intensiver sei, „wie auch die Engländer wohl generell bei Tierhaltung bzw. Naturliebhaberei stärker engagiert erscheinen“. Dazu gebe es eine wesentlich höhere Dichte an Aquarienshops.
Kleine Aquarien für Süßwasser
Robert Poiss vom rein auf Süßwasser spezialisierten Zierfisch Zentrum Austria in Wien, laut eigenen Angaben das größte Aquaristikfachgeschäft Österreichs, berichtet ebenfalls von einem Trend hin zur Nanoaquaristik, also zu Becken von zehn bis zu 60 Liter. Natürlich gebe es aber weiter Kunden für Großaquarien. Große Steigerungen seien insgesamt jedenfalls nicht zu beobachten.
Michael Müller, der ein Fachgeschäft in Tulln (Niederösterreich) betreibt, sieht zumindest seine Sparte der Süßwasseraquaristik sogar eher stagnieren. Stromkosten würden dafür ins Treffen geführt, meint Müller, auch an Nachwuchs bei den jungen Menschen fehle es. Im Bereich Meerwasser laufe es besser, berichtet er aus der Branche. Das sei meistens mit großen und teuren Aquarien verbunden.
Opulente Becken für Repräsentationsräume
Das bestätigt auch Benno David von der Zoofachhandlung Aquarium Wien. Im Süßwasserbereich gebe es wenig Bewegung, Meerwasseraquarien gingen besser. Opulentere Becken würden vor allem von Unternehmen und Kanzleien für Repräsentationsräume geordert. International sieht er einen Trend zu großen und seltenen Fischen, der sei aber in Österreich noch nicht angekommen.
Der Zoofachhandel Tropenzentrum in Hartberg (Steiermark) kann ebenfalls noch keinen Boom erkennen, berichtet aber von einem langsamen, kontinuierlichen Anstieg der Nachfrage - sowohl bei Süß- als auch bei Salzwasser. Bei Letzerem gebe es auch immer wieder „Großprojekte“, die sich die Käufer einiges Kosten lassen.
Große Meerwasseraquarien auf dem Vormarsch
Werner Knapp vom Korallenriff Center in Wien berichtet ebenfalls, dass die Nachfrage heuer besser sei als zuvor. Tatsächlich seien bei Meerwasser größere Aquarien um die 1.000 Liter auf dem Vormarsch. Die Ideen und Wünsche der Kunden würden auch „etwas extremer“, dafür werde aber gerne bezahlt. Ähnlich sieht man das im Wiener Meeresaquaristik-Fachgeschäft Koralle: Der Trend gehe in den gehobeneren Bereich, auch weil Billigangebote große Tücken hätten.
Einig sind sich alle Händler, dass der Walt-Disney Film „Findet Nemo“ 2003 zwar eine erhöhte Nachfrage, aber keineswegs einen Ansturm ausgelöst habe. Und auch dieser sei nach einer gewissen Zeit wieder abgeebbt. Tatsächlich einen Clownfisch mit nach Hause genommen hätten aber die wenigsten: Denn für diesen sei ein größeres Meerwasseraquarium nötig. Und das sei für Einsteiger, die ein Aquarium wollen, nur weil der Fisch „so süß“ ist, weder ganz einfach noch ganz billig: Bei Salzwasserbecken muss man für die Anschaffung grob geschätzt mit 1.000 Euro pro hundert Liter Wasser rechnen - und das noch ohne Fische oder Korallen.
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