Indien und China haben ehrgeizige Pläne
Mitte Februar hat erstmals ein Mensch den Mars betreten – vorerst allerdings nur virtuell im Zuge eines 520 Tage dauernden Mammutexperiments in Moskau. Die Versuchsreihe „Mars500“ ist zwar „nur“ eine Simulation, aber die bisher aufwendigste für einen tatsächlichen Flug zum Roten Planeten. In die Weltraumforschung scheint der große Ehrgeiz zurückzukehren.
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Allerdings mischen im Match um die zweite Eroberung des Weltalls heute nicht mehr nur die USA und Russland (als Nachfolger der Sowjetunion) mit wie seinerzeit im jahrelangen Wettlauf um die erste bemannte Mondlandung, die schließlich mit „Apollo 11“ im Juli 1969 gelang. Mittlerweile spielen, abgesehen von der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA), längst auch Länder wie China und Indien eine immer gewichtigere Rolle.
USA schalten zurück
Dabei sind die Rahmenbedingungen derzeit nicht die einfachsten, nachdem die Forschungsbudgets infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise teils deutlich gekürzt wurden. In Russland etwa fehlt es dem staatlichen Raumforschungsprogramm an Geld, wie die britische BBC zuletzt berichtete. Am deutlichsten setzen aber die USA den Sparstift an. Pläne von Ex-Präsident George W. Bush, bis 2020 wieder Astronauten auf den Mond zu schicken, legte sein Nachfolger Barack Obama wieder auf Eis.
Nach der Ausmusterung ihrer in die Jahre gekommenen Spaceshuttles werden die USA ab dem Sommer vorerst nicht einmal mehr über eigene Raumfähren verfügen. Für Flüge zur Internationalen Raumstation (ISS) muss dann Russland einspringen. Das Land wittert da offenbar auch eine Chance auf einen Vorsprung für die nächsten Jahre.
„Sojus“: Alt, aber robust
Zwar ist auch in Russland noch die alte (aber äußerst robuste) „Sojus“-Flotte im Dienst, aber es soll auch massiv Geld in Neuentwicklungen und den Ausbau bestehender Kapazitäten fließen. Laut BBC-Bericht will Moskau 2011 umgerechnet fast drei Mrd. Euro in die Weltraumforschung investieren - kaum weniger, als die ESA heuer ausgebe.
Unter anderem soll der Weltraumflugplatz Kosmodrom Wostotschny im Osten des Landes ausgebaut werden, um die Abhängigkeit von der Basis Baikonur in Kasachstan zu verringern. Außerdem sei im Gespräch, die vor über 40 Jahren in ihrer Erstversion entwickelten „Sojus“-Raketen langsam zu ersetzen, trotz ihrer hohen Zuverlässigkeit. Die staatliche Weltraumbehörde Roskosmos sehe allerdings das größte Potenzial in kommerziellen Programmen, so die BBC. Hier drohe das Land ohne neue Trägerraketen und Raumschiffe in der Konkurrenz zurückfallen, so der russische Raumfahrtexperten Juri Karasch.
Besonderes Jahr für Russland
Russland feiert in diesem Jahr übrigens das 50. Jubiläum seines ersten bemannten Raumflugs, den 1961 der Kosmonaut Juri Gagarin absolvierte. Damals eine Sensation, sind Mondmissionen verglichen mit den derzeitigen Ambitionen die kleinere Herausforderung: Diese heißt heute „Deep Space“. Sowohl Russland als auch die USA und die ESA verfolgen Pläne für eine bemannte Mars-Mission. Die USA halten eine solche bis 2035 für realistisch. Nicht so der russische Weltraumexperte Andrej Jonin. Dafür fehlten einzelnen Ländern die notwendigen Expertenpools, aber auch das Geld.
Über das größte Budget verfügt die US-Weltraumbehörde NASA, allerdings ist das immer noch nicht groß genug für ihre einst ehrgeizigen Ziele. Eine Mondmission 2020 wurde bereits ad acta gelegt, neue Shuttle-Nachfolger wollen die USA vorerst nicht bauen. Damit bleiben US-Astronauten vorerst „Passagiere“ in „Sojus“-Kapseln.
Das Match Indien - China
Zunehmend Ambitionen in Sachen Raumfahrt zeigen dagegen China und Indien. Beide Länder planen eine bemannte Mondlandung in wenigen Jahren, China will sogar eine eigene Raumstation bauen. Indien allerdings musste zu Weihnachten einen Rückschlag hinnehmen, als eine unbemannte Transportrakete (Geosynchronous Satellite Launch Vehicle, GSLV) kurz nach dem Start von ihrem Kurs abkam und mitsamt eines Kommunikationssatelliten zur Explosion gebracht werden musste.

APA/EPA/ISRO
„Chandrayaan“-Rakete beim Start
Die Panne kostete Indien laut einem BBC-Bericht nicht nur rund 70 Millionen Dollar, sondern könnte auch bedeuten, dass sich der Abstand zu China im „asiatischen Rennen um das All“ wieder vergrößert. Bereits im April 2010 war eine Rakete im Meer gelandet.
Ambitioniertes Ziel Mondlandung
China hatte seinen ersten Taikonauten bereits 2003 ins All geschickt, 2008 folgte der erste Weltraumspaziergang. Kurz darauf schickte Indien mit dem Raketentyp „Chandrayaan-1“ seine erste Raumsonde zum Mond. Bis 2016 sei eine bemannte Mission geplant, hieß es noch im Vorjahr, später, es sei „kein konkreter Zeitpunkt“ geplant. Jedenfalls stehen der Bau schwerer Trägerraketen und ein bemannter Mondflug laut Website auf der fixen Agenda der indischen Raumfahrtbehörde ISRO. Bisher gingen allerdings drei von sieben GLSV-Starts schief.
China schickte im letzten Jahr die Sonde „Chang’e-2“ in Richtung Mond und ließ sie auf dem Erdtrabanten kontrolliert abstürzen. 2012 ist von der Nationalen Raumfahrtbehörde (CNSA) eine unbemannte Landung geplant, schon 2017 soll der erste Taikonaut den Mond betreten.
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