Seuchengefahr an japanischer Ostküste
In der durch den Tsunami verwüsteten japanischen Ostküste steigt die Seuchengefahr. Vielerorts steht das Wasser, noch immer sind Straßen von Schutt und Schlamm bedeckt. Dadurch droht sich jetzt die gefährliche Herbstgrasmilbe auszubreiten. Sie überträgt Bakterien, die das japanische Flussfieber, auch Tsutsugamushi-Krankheit genannt, verursachen.
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Das nationale Institut für Infektionskrankheiten warnte vor einer Ausbreitung der durch die Herbstgrasmilbe übertragenen Krankheit. Wie die japanische Nachrichtenagentur Jiji am Dienstag unter Berufung auf das Institut berichtete, könnten durch Erdrutsche infolge des Erdbebens vom 11. März Schlammmassen mit der Milbe in Gebiete gelangt sein, die zuvor nie einen Ausbruch der Krankheit erlebt hatten.
Fieber und Ausschlag
Bei einem zwischen 60 und 70 Jahre alten Mann in der Unglücksprovinz Fukushima, wo das havarierte Atomkraftwerk steht, war am 22. März die Krankheit diagnostiziert worden, hieß es weiter. Der jetzt eingesetzt habende Frühling und der Herbst sind die Jahreszeiten, in denen die Krankheit am häufigsten auftritt. Patienten, die von der Milbe gebissen wurden, leiden unter anderem unter Fieber und Ausschlag. Ohne angemessene Behandlung könnten sich die Symptome verschlimmern, hieß es. Die Krankheit ist in Japan meldepflichtig.

APA/EPA/Jensen Walker
Vom Tsunami zerstörte Küstenstadt Onigawa
TEPCO leistet Entschädigungszahlungen
Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete unterdessen unter Berufung auf den AKW-Betreiber TEPCO, dass die Menschen aus der Gegend um das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima I nun erste Entschädigungszahlungen bekommen sollen. Das Geld könnte zum Monatsende fließen - wie viel, ist aber noch unklar. Über die Höhe will sich TEPCO mit der Regierung beraten.
Weil sich die Atomkrise noch lange hinziehen dürfte, handelt es sich um vorläufige Entschädigungen. Die Zahlungen seien von der Regierung angeordnet worden, sagte Wirtschafts- und Industrieminister Banri Kaieda. Rund 80.000 Anrainer der Atomruine mussten sich auf Weisung des Staates in Sicherheit bringen.
Landwirtschaft leidet unter Verstrahlung
Außerdem leiden viele Landwirte darunter, dass sie wegen radioaktiver Verstrahlung ihr Gemüse und Obst nicht mehr verkaufen können. TEPCO werde zunächst unter anderem für die Arztkosten und Einkommensausfälle aufkommen, hieß es.
TEPCO hat bereits damit begonnen, neun betroffenen Gemeinden jeweils 20 Millionen Yen (170.000 Euro) zu zahlen. Die Gemeinde Namie in der Unglücksprovinz weigerte sich jedoch, das Geld anzunehmen. Sie verlangt, dass sich TEPCO zuerst direkt bei den Bürgern entschuldigt und ihnen Entschädigungen anbietet.
Kampf gegen Stromausfälle
Nach den verheerenden Naturkatastrophen kam es zudem immer wieder zu Stromausfällen - insbesondere im Großraum Tokio. TEPCO will daher nach eigenen Angaben von Dienstag die Wirtschaft des Landes vor Stromausfällen vor allem im Sommer bewahren. Unter Experten wurden besorgte Stimmen laut, dass sich die Situation in den heißen Sommermonaten wegen der starken Nutzung von Klimaanlagen erheblich verschlechtern könnte.
Ständige Stromausfälle könnten letztlich Japan den schwersten wirtschaftlichen Schaden überhaupt zufügen. In der Region um Tokio und nördlich davon ist etwa die Hälfte der Industrie und des Gewerbes der weltweit drittgrößten Volkswirtschaft beheimatet.
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