Vom Hinterhofwerk zum Weltkonzern
Mit 128.000 Beschäftigten ist der Siemens-Konzern in Deutschland einer der größten Arbeitgeber. Weltweit zählt der Konzern, der zuletzt knapp 76 Milliarden Euro Umsatz erzielte, 405.000 Mitarbeiter. Doch der lange Weg von einer Berliner Hinterhofwerkstatt zum Milliardenkonzern war nicht immer ohne Probleme.
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Gegründet wurde das Unternehmen von Werner von Siemens und seinem Kompagnon Johann Georg Halske 1847 in einem Berliner Hinterhof. Sie legten mit der Fertigung von Zeigertelegrafen den Grundstein für den Weltkonzern. Doch bald reichte die Produktpalette von der Waschmaschine bis zur Riesenturbine.
Ständiger Umbau und Schmiergeldaffäre
Die große Bandbreite kostete Siemens aber auch immer wieder Kräfte. Als Heinrich von Pierer 1992 den Vorstandsvorsitz übernahm, leitete er deshalb mit einem Zehnpunkteprogramm einen massiven Umbau ein. Unter anderem wurde das Geschäft mit Bauelementen (Epcos) und Chips (Infineon) abgespaltet. Als Von Pierer in den Aufsichtsrat wechselte, gab sein Nachfolger Klaus Kleinfeld auch noch die Handysparte ab und brachte das traditionsreiche Festnetzgeschäft in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Nokia ein.
Von Pierer und Kleinfeld stürzten 2007 über einen Schmiergeldskandal. Rund 1,3 Milliarden Euro waren über Jahre in dunklen Kanälen verschwunden und vermutlich zum größten Teil im Ausland eingesetzt worden, um die Auftragsvergabe zu beeinflussen.
Millionenstrafen für Manager
Mit einer Großrazzia bei Siemens war im November 2006 der größte Korruptionsskandal der deutschen Wirtschaft aufgedeckt worden. Die meisten Konzernsparten waren beteiligt - am meisten geschmiert wurden aber Kunden der Telekommunikationssparte COM, wo 449 Millionen Euro in schwarze Kassen verschwunden waren. Die Affäre hat den Siemens-Konzern samt Bußgeldern der US-Börsenaufsicht und der deutschen Justiz sowie der internen Aufklärung 2,5 Milliarden Euro gekostet.
Gegen den früheren COM-Chef und Siemens-Zentralvorstand Thomas Ganswindt wurde Anklage erhoben. Ganswindt und der einstige Siemens-Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger wurden vom Konzern auf 20 Millionen Euro Schadenersatz geklagt. Von Pierer und Kleinfeld sowie sieben weitere Topmanager verpflichteten sich in einem Vergleich zur Zahlung von 19,5 Millionen Euro.
Löscher räumte gründlich auf
Der neue Vorstandschef Peter Löscher verschlankte daraufhin die Führungsstruktur und stellte den Konzern auf drei Standbeine: Industrie, Energie und Medizintechnik. Von Kleinfeld übernahm er die Überzeugung, dass Siemens sein Geld künftig mit Megatrends wie Wasser- und Energieknappheit, Alterung der Gesellschaft und der Urbanisierung verdienen wird.
Siemens wird „grün“
In diesem Zusammenhang ist auch der nun anstehende erneute Konzernumbau mit dem angenommenen Börsengang von Osram und die Bildung eines vierten Sektors zur Entwicklung von Infrastrukturlösungen für Großstädte zu sehen: Löscher will Siemens zum „grünen Infrastrukturpionier“ wandeln. Schon 2014 soll der Umsatz mit Umwelttechnologien 40 Milliarden Euro betragen. 2010 waren es noch 28 Milliarden.
Kaum Erfolg bei Milliardenzukäufen
Bei Zukäufen war Löscher in letzter Zeit eher vorsichtig. Seit der letzten großen Übernahme 2007, als Siemens das US-Medizintechnikunternehmen Dade Behring für sieben Milliarden Dollar übernommen hatte, hielt sich der Konzern mit Großerwerbungen zurück. Der Aufbau der zusammengekauften Labordiagnostiksparte hatte sich als schwierig erwiesen. Siemens musste schließlich über eine Milliarde Euro auf den Geschäftszweig abschreiben.
Mit Akquisitionen in der Automatisierungstechnik hatte Siemens hingegen mehr Glück: Die 3,5 Milliarden Dollar teure amerikanische Industriesoftwareschmiede UGS hatte Siemens reibungslos integriert.
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