Entwicklung „schwer abzuschätzen“
Libyen hat vor Beginn der bürgerkriegsähnlichen Unruhen als einer der großen Hoffnungsmärkte in Nordafrika gegolten. Nach der Aufhebung des Handelsembargos gegen das Regime von Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi 2004 war es auch mehreren österreichischen Unternehmen gelungen, dort Fuß zu fassen.
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Nun, mit neuen Sanktionen und schweren Kämpfen in mehreren Regionen des Landes, ist die weitere Perspektive denkbar unklar, so das Fazit eines Rundrufs von ORF.at unter den börsennotierten Konzernen OMV, STRABAG und Porr am Donnerstag.
Wann man in Libyen wieder wie gewohnt werde arbeiten können, sei „absolut nicht abzuschätzen, einfach nicht vorhersehbar“, sagte OMV-Konzernsprecherin Michaela Huber. Erdöl beziehe der Energiekonzern bis auf weiteres keines aus dem Land.
OMV: „Produktion stark eingeschränkt“
An einem Feld, das von der OMV geführt wird (Schatirah), sei die Produktion bereits Ende Februar stillgelegt worden, so Huber gegenüber ORF.at. Auf anderen Feldern, an denen der Konzern beteiligt ist, laufe sie „stark eingeschränkt“ weiter. Der Anteil libyschen Öls an der Gesamproduktion beläuft sich laut OMV auf zehn Prozent, die derzeit über Zukäufe aus anderen Ländern kompensiert würden.
Die OMV hat schon länger alle ausländischen Arbeitskräfte, „Expatriates“, aus Libyen abgezogen. Zu den lokalen Mitarbeitern bestehe ständiger Kontakt, „es geht ihnen gut“, so Huber. Gewöhnlich beschäftigt die OMV in Libyen 53 Mitarbeiter, davon 15 „Expats“ (darunter neun Österreicher). In der Hauptstadt Tripolis sei ein lokales Managementteam installiert worden, das Verbindungsbüro ist geschlossen.
Lage in Tunesien und Ägypten „wieder normal“
Nach Tunesien und Ägypten, wo sich die Situation nach dem Sturz der Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali bzw. Hosni Mubarak zumindest einigermaßen stabilisiert hat, seien die europäischen Mitarbeiter bereits wieder zurückgekehr, so Huber. Dort sei die Situation wieder wie vor den Unruhen.
STRABAG: „Sehr hohe Alarmbereitschaft“
Keine wesentlichen neuen Infos gebe es aus Libyen, hieß es von börsennotierten Baukonzern STRABAG, der dort an mehreren Großprojekten in und um Tripolis beteiligt ist. Grund dafür ist, dass auch die STRABAG alle ausländischen Mitarbeiter abgezogen hat. Die Baustellen würden inzwischen so gut wie möglich gesichert, sagte Konzersprecherin Diana Klein gegenüber ORF.at.
Allerdings ist die STRABAG in Nordafrika bzw. dem Nahen Osten nicht nur in Libyen aktiv, sondern auch in Ländern wie dem Oman und Saudi-Arabien. Dort arbeite man weiter wie bisher, so Klein. Es gebe einen ständigen Informationsfluss zwischen den Mitarbeitern vor Ort und ihren Vorgesetzten, um im Fall des Falles rasch reagieren zu können. Es herrsche „sehr hohe Alarmbereitschaft“.
Zeitpunkt für Rückkehr nach Libyen unklar
Wann eine Rückkehr der (europäischen) Mitarbeiter nach Libyen erfolgen kann, lässt sich laut Klein noch nicht sagen und hängt von mehreren Rahmenbedingungen ab. Grundsätzlich müsse feststehen, dass „die Lage absolut sicher“ sei.
Porr: „Derzeit noch nicht abzuschätzen“
Ähnlich unsicher ist die Situation beim Baukonzern Porr, der Ende November 2010 mit dem Bau des Fußballstadions für den Afrikacup 2013 in Tripolis beauftragt wurde. Durch die jüngsten Entwicklungen komme es „zu Verzögerungen, da auch die Porr alle eigenen Mitarbeiter aus Sicherheitsgründen nach Österreich zurückgeholt hat. Derzeit ist noch nicht abzuschätzen, ob und ab wann die Arbeiten wieder in vollem Umfang aufgenommen werden können“, erklärte Porr-Pressesprecherin Gabriele Al-Wazzan gegenüber ORF.at.
Die Riesenbaustelle der Porr ist Teil eines städtebaulichen Entwicklungsprojekts im Großraum Tripolis, Auftraggeber ist das staatliche libysche Office for the Development of Administrative Centers (ODAC).
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