Bereits 300 Einsätze geflogen
Die Luftwaffe von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi ist nach Darstellung der britischen Air Force „geschlagen“ und kampfunfähig. „Die libysche Luftwaffe ist keine kämpfende Kraft mehr“, sagte Greg Bagwell, der Kommandant der britischen Luftstreitkräfte, in der BBC.
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Die Flugzeuge der Alliierten könnten inzwischen nahezu ungestört im Luftraum über Libyen operieren und die Flugverbotszone überwachen. Die Piloten der britischen Kampfflugzeuge konzentrierten sich nun zunehmend auf die Geschehnisse auf dem Boden. „Wir haben ein Auge auf die unschuldigen Menschen in Libyen und stellen sicher, dass sie nicht angegriffen werden“, sagte Bagwell.
„Wir halten die libyschen Bodentruppen unter ständiger Beobachtung, und wir greifen sie an, wann immer sie Zivilisten bedrohen oder sich besiedelten Zentren nähern.“ Nach Bagwells Angaben sind die Alliierten in den vergangenen Tagen 300 Einsätze über Libyen geflogen und haben 162 Tomahawk-Marschflugkörper abgefeuert.
Mit Scharfschützen gegen Rebellen
Westliche Luftschläge hatten sich am Mittwoch auf die von den Rebellen gehaltene Stadt Misrata konzentriert. Damit wurde das Artilleriefeuer der Truppen von Machthaber Al-Gaddafi, die die gesamte Stadt umstellt haben, vorläufig gestoppt. Doch Al-Gaddafi zeigte sich nicht nur in einer Rede in Tripolis zum Kampf bereit, sondern schickte auch seine - militärisch überlegenen - Truppen weiter gegen die Hochburgen der Rebellen.
200 Kilometer östlich von Tripolis
Die Stadt Misrata liegt - so wie das ebenfalls von den Rebellen gehaltene Adschdabija - an der strategisch wichtigen Küstenstraße, die Tripolis mit Bengasi verbindet.
Einwohner von Misrata zeichneten ein düsteres Bild der Lage. „Seit dem Morgen beschießen Panzer die Stadt“, sagte ein Bewohner gegenüber Reuters am Telefon. Auch Scharfschützen nähmen an den Kämpfen teil. Al-Gaddafi-loyale Scharfschützen beschossen einem Bewohner Misratas zufolge auch ein Krankenhaus in der von Rebellen gehaltenen Stadt. Mindestens drei Menschen seien getötet worden.
Verletzte werden nicht versorgt
In der Stadt verschlechterte sich die Situation dramatisch. Seit Tagen ist sie von der Wasserversorgung abgeschnitten, die Lebensmittel werden knapp. In den Krankenhäusern werden Patienten auf den Gängen operiert. Viele Verletzte können gar nicht versorgt werden. Die libysche Regierung wies unterdessen Vorwürfe zurück, offensiv gegen die Rebellen vorzugehen. Die Truppen würden sich vielmehr nur selbst verteidigen, sollten sie angegriffen werden. Unabhängige Berichte über die Lage lagen nicht vor.
Rebellen zeigten sich erfreut über die Luftschläge, die ihnen eine kleine Verschnaufpause im Belagerungskampf verschafften. Bewohner berichteten von Dutzenden Toten allein in den letzten Tagen durch Panzer- und Artilleriefeuer.
Mit schwerem Geschütz gegen Sintan
Die an der Grenze zu Tunesien gelegene Stadt Sintan griffen Al-Gaddafi-loyale Truppen laut dem Fernsehsender al-Jazeera mit schweren Waffen an. Bewohner flüchteten aus dem Stadtzentrum und brachten sich in den Bergen in Sicherheit. Bewohnern zufolge wurden mindestens zehn Menschen getötet. Mittwochmittag berichtete ein Bewohner der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Bombardements wieder aufgenommen wurden. Die Al-Gaddafi-Truppen bekämen zudem militärischen Nachschub.
Vertreter der Rebellen sagten in einem Gespräch mit einem Sondergesandten des UNO-Generalsekretärs Ban Ki Moon, Al-Gaddafi müsse die Belagerung libyscher Städte beenden und einen Waffenstillstand erklären.
Staats-TV: Viele Tote Zivilisten
Bei Angriffen der internationalen Truppen auf einen Militärstützpunkt östlich der Hauptstadt Tripolis wurde am Mittwochabend nach offiziellen Angaben allerdings auch ein Wohnviertel getroffen. Es gebe „eine beträchtliche Zahl von getöteten Zivilisten“, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur JANA. Nach Berichten des Staatsfernsehens hatte der Beschuss einer Armeebasis im Gebiet von Tadschura etwa 30 Kilometer östlich von Tripolis gegolten.
Laut JANA flog das von den USA, Frankreich und Großbritannien angeführte Kriegsbündnis drei Angriffe auf den Stützpunkt. Der dritte Beschuss sei erfolgt, als in dem Wohnviertel bereits Rettungsarbeiten angelaufen gewesen seien.

Reuters/Suhaib Salem
Die F-15E stürzte vermutlich wegen technischer Probleme ab.
Die USA bombardierten unterdessen auch das Wrack das am Vortag über Libyen abgestürzten F-15-Kampfjets. Ein US-Militärvertreter erklärte, das Bombardement habe in der Nacht stattgefunden, „um zu verhindern, dass Teile in die falschen Hände gelangen“. Das Pentagon bestätigte unterdessen, dass die zwei Piloten der F-15 in Sicherheit gebracht worden seien.
Rebellen ernennen Regierungschef
Der Nationalrat der Rebellen im Osten des Landes ernannte unterdessen am Mittwoch Mahmud Dschibril zum provisorischen Regierungschef und beauftragte ihn damit, Minister zu ernennen, berichtete al-Jazeera. Der Reformer Dschibril, der in der Vergangenheit in einem Projekt zur Demokratisierung Libyens aktiv war, leitet bereits ein Krisenkomitee, das sich um die Auslands- und Verteidigungsagenden kümmert.
Berlusconi will Al-Gaddafi überreden
Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi will laut einem Bericht der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ Al-Gaddafi zum Gang ins Exil überreden. Demnach sei Berlusconi bereit, nach einem Waffenstillstand nach Tripolis zu reisen, um mit Al-Gaddafi seinen Rückzug aus seiner Heimat zu verhandeln. Als Gegenleistung für seinen Rücktritt sollte Al-Gaddafi einen „Schutzbrief“ erhalten, mit dem er nicht wegen Menschenrechtsverbrechen vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag landen würde, berichtete das Blatt.
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