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Französische Jets über Bengasi gesichtet

Sowohl das Regime von Muammar al-Gaddafi als auch die internationale Allianz, die das UNO-Flugverbot über Libyen durchsetzen soll, rüsten für den Angriff. Luftschläge gegen Libyen könnten noch am Samstag erfolgen - erste Details dazu wurden noch vor Ende der internationalen Gipfelgespräche in Paris bekannt.

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Neben dem britischen Premier David Cameron und Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel war auch US-Außenministerin Hillary Clinton zu dem Gipfel unter der Patronanz von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy angereist. Außerdem nahmen weitere Vertreter der EU, der USA, der UNO und der Arabischen Liga an den Gesprächen teil.

USA lassen Europa und Kanada den Vortritt

Luftschläge gegen das libysche Regime könnten unmittelbar nach den Gesprächen beginnen, hieß es aus gipfelnahen Kreisen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Erste Überflüge des Landes finden unterdessen schon statt: Am Samstagnachmittag wurden bereits französische Kampfjets beim Überfliegen der Rebellenhochburg Bengasi gesichtet. Frankreich bestätigte, dass erste Aufklärungsmissionen stattfinden. Die Franzosen sollen gemeinsam mit den Briten und den Kanadiern auch die ersten Angriffe fliegen.

In einer zweiten Angriffswelle könnten sich die USA einschalten, hieß es. Eine Beteiligung arabischer Staaten könnte wiederum danach erfolgen, so die Quelle. Seitens der kanadischen Regierung hieß es allerdings am Samstagnachmittag, man brauche zwei Tage, um die eigenen Luftstreitkräfte auf die Mission vorzubereiten - möglicherweise ein Zeichen dafür, dass hinter den Kulissen noch um die genaue Strategie gerungen wurde.

Auch dänische Jets schon in Stellung

Großbritannien und Frankreich hatten in den vergangenen Tagen am deutlichsten zu einem militärischen Eingreifen in Libyen gedrängt. Andere Staaten wie etwa Deutschland hatten sich dagegen zuletzt immer skeptischer gezeigt. Der UNO-Sicherheitsrat hatte am Donnerstag den Weg für einen Militäreinsatz frei gemacht und ein Flugverbot über Libyen verhängt.

Eine in New York verabschiedete Resolution erlaubt es, den Schutz der Zivilbevölkerung „mit allen nötigen Maßnahmen“ außer mit Bodentruppen durchzusetzen. Die Vorbereitungen dafür haben definitiv begonnen. Neben Großbritannien verlegte auch Dänemark bereits Kampfflugzeuge in den Mittelmeerraum. Sondereinheiten des britischen Militärs sind offenbar schon vor Wochen nach Libyen eingesickert.

Regime attackiert Rebellen weiter

Zugleich mit dem Sondergipfel in Paris berieten in Brüssel die Botschafter der 28 NATO-Staaten über ein Mandat für ein militärisches Eingreifen des Bündnisses in Libyen. Die libyschen Rebellen forderten die Weltgemeinschaft unterdessen einmal mehr auf, ihr Versprechen von Beistand endlich einzulösen. „Die internationale Gemeinschaft braucht lange, um zu handeln“, klagte Rebellenvertreter Mustafa Abdel Dschalil gegenüber dem TV-Sender al-Jazeera.

Falls man am Samstag nicht die Beschlüsse des UNO-Sicherheitsrats umsetze, werde es in Bengasi eine Katastrophe geben, warnte Dschalil. Dort kam es am Samstag ungeachtet der UNO-Resolution zu schweren Gefechten. Die Rebellen erklärten, Al-Gaddafis Truppen hätten Wohnviertel mit Panzern und Artillerie angegriffen, man habe die Offensive aber abgewehrt.

Kampfjet doch nicht abgeschossen

Meldungen über einen Kampfjet der libyschen Streitkräfte, den die Rebellen abgeschossen hätten, entpuppten sich jedoch als falsch. Es habe sich um eine Maschine der Aufständischen gehandelt, die abgestürzt sei, sagte ein Rebellenvertreter. „Wir haben wenige Flugzeuge, und sie sind alt.“ Es habe sich um einen Mirage-Jet aus französischer Produktion gehandelt. Der Pilot sei getötet worden.

Weil die Aufständischen auf dem Boden zunächst geglaubt hatten, es habe sich um eine Maschine der Al-Gaddafi-Truppen gehandelt, waren in der Stadt Freudenschüsse abgegeben worden. Im Laufe des Libyen-Konflikts waren Teile der Armee zu den Aufständischen übergelaufen, womit diese auch einige wenige Flugzeuge in die Hand bekamen.

Berichte über menschliche Schutzschilde

Auch das von Rebellen gehaltene Misrata wurde am Samstag mit Artillerie angegriffen; zwei Einwohner starben durch Heckenschützen des Regimes. Zudem gab es Berichte, wonach Al-Gaddafi die Rebellenstädte von der Wasserversorgung abschneiden wolle. Darüber hinaus mobilisiert er offenbar menschliche Schutzschilde für den Militärschlag.

„Massen von libyschen Bürgern“ hätten sich freiwillig dort eingefunden, wo französische Angriffe erwartet wurden, hieß es im staatlichen Rundfunk am Samstag. Al-Gaddafi warnte Frankreich, Großbritannien und die UNO am Samstag neuerlich vor einer Militärintervention in seinem Land. Sie würden jegliche Einmischung in Libyens innere Angelegenheiten „bereuen“, zitierte ein Sprecher den Machthaber.

„Libyer sind bereit, für mich zu sterben“

Eine „dringende“ Botschaft richtete Al-Gaddafi demnach außer an Frankreichs Präsidenten Sarkozy, den britischen Premierminister Cameron und UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon auch an US-Präsident Barack Obama. Darin hieß es den Angaben zufolge: „Die Libyer sind bereit, für mich zu sterben.“

Der libysche Vizeaußenminister Chaled Kaim sagte unterdessen, eine ausländische Militärintervention in Libyen würde die Nachbarländer dazu bringen, sich an die Seite von Al-Gaddafis Truppen zu stellen. Nicht nur die Libyer, auch Algerier, Tunesier und Ägypter würden kämpfen, sagte Kaaim im Radiosender BBC4.

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