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Zahlreiche Tote befürchtet

Ein schweres Erdbeben der Stärke 8,9 hat Freitagfrüh MEZ den Nordosten Japans erschüttert. Nur kurze Zeit später überrollte eine zehn Meter hohe Tsunami-Welle die Hafenstadt Sendai. Die Flutwelle riss an der Küste alles mit sich fort - Autos, Boote, Häuser, Bauernhöfe und Felder. Nach Angaben des Roten Kreuzes ist die Welle höher als manche Pazifikinseln.

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Laut Medienberichten gibt es bereits bis zu 19 Tote, laut offiziellen Angaben wurden mindestens acht Menschen getötet. Es gebe viele Verletzte, zahlreiche Häuser seien eingestürzt. Mehrere Menschen wurden im Norden des Landes durch Erdrutsche verschüttet, so NHK. Autoinsassen seien in ihren Fahrzeugen weggespült worden. Außerdem gab es erste Berichte, wonach mehrere Kinder ins Meer gespült wurden.

Laut Regierungsangaben brachen im Nordosten rund 50 Feuer aus, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Auch die Küste der südlich von der Stadt Sendai gelegenen Präfektur Fukushima wurde nach Meldungen der Nachrichtenagentur Kyodo von einem sieben Meter hoher Tsunami überflutet. Mittlerweile gibt es mehrere Videoaufnahmen von Augenzeugen auf YouTube.

Vom Tsunami erfasste Autos

AP/NHK TV

Die Welle riss alles mit sich.

Das Erdbeben ereignete sich gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr MEZ). Das Epizentrum des Bebens lag vor der Küste des Landes. Die Meteorologen sprachen erst von einem Beben der Stärke 7,9, stuften diesen Wert jedoch Freitagfrüh auf 8,9 hoch. Die japanischen Behörden gaben die Stärke des Bebens mit 8,4 an. Die örtlichen Behörden seien zum Teil nicht in der Lage, den Menschen zu Hilfe zu kommen. Die Katastrophe sei so schlimm, dass selbst örtliche Rettungsdienste zusammengebrochen seien, so NHK.

Millionen ohne Strom

Es kam zu fast 20 Nachbeben, die auch die Häuser in der rund 400 Kilometer entfernten Hauptstadt Tokio heftig wanken ließen. Millionen Menschen waren ohne Strom, nachdem die Atomkraftwerke abgeschaltet wurden. Es gebe jedoch keine Probleme mit den Anlagen, versicherte Regierungschef Naoto Kan. Die Nahverkehrszüge sowie die U-Bahn in Tokio stellten den Betrieb ein, auch der Tokioter Flughafen Narita und alle Häfen des Landes wurden geschlossen.

Karte von Japan

Graphi-Ogre

Riesen-Tsunami vor dem Hafen Sendai

Ein Feuer in einer Ölraffinerie dehnte sich unterdessen weiter aus. Laut Kyodo gab es auch Explosionen. Fernsehbilder zeigten Feuerwehrleute, die mit Wasserfontänen versuchen, das große Feuer in einer Ölraffinerie in Chiba bei Tokio zu löschen. Meterhohe schwarze Rauchwolken verdunkelten weiter den Himmel in der Region.

Erst am Mittwoch von Beben erschüttert

Die Behörden riefen die Menschen an der Küste auf, sich in höher gelegene Gebiete oder in ihren Häusern in die oberen Stockwerke zu begeben. Es drohten weitere Tsunamis. Auch könne es weitere starke Nachbeben geben. Die Region war erst am Mittwoch von einem Erdbeben der Stärke 7,3 getroffen worden. Das Beben war allerdings glimpflich verlaufen.

Vermutlich bisher schlimmstes Erdbeben

Die Regierung in Tokio gehe von der Annahme aus, dass es möglicherweise das bislang schlimmste Erdbeben in der Geschichte Japans sei, sagte der Chefsekretär des Kabinetts, Yukio Edano, nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo. Ministerpräsident Kan ordnete unterdessen an, dass das Militär die größtmöglichen Anstrengungen unternimmt, um auf das Beben zu reagieren, meldete Jiji.

Flutwelle überrollt Sendai

AP/NHK TV

Ganze Häuser wurden weggerissen.

In Tokio kam das Kabinett zu einer Krisensitzung zusammen, wie Kyodo berichtete. Das Verteidigungsministerium ordnete demnach den Start von acht Kampfflugzeugen an. Die Piloten sollen einen ersten Überblick zu den Schäden erstellen. Die Regierung habe ein Krisenzentrum unter seiner Führung eingerichtet, sagte der Ministerpräsident.

Außenministerium in Kontakt mit Österreichern

Ob auch Österreicher von der Katastrophe betroffen sind, war zunächst unklar. Das Außenministerium steht laut Eigenangaben seit Bekanntwerden des Erdbebens mit der dort ansässigen Botschaft in Kontakt. Großteils seien Mobilfunkverbindungen zusammengebrochen und Flughäfen geschlossen. Die Situation an Ort und Stelle sei sehr unübersichtlich. Die Mitarbeiter versuchten dennoch, alle Österreicher zu kontaktieren, von denen bekannt ist, dass sie sich in der Krisenregion aufhalten.

Die einzige dem Ministerium bekannte Österreicherin in Sendai sei jedoch auf Urlaub und wohlauf, berichtete der Sprecher des Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal, der APA.

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