Dementis von beiden Seiten
Nach den libyschen Aufständischen hat auch die Regierung in Tripolis ein Verhandlungsangebot an die Opposition dementiert. Ein Vertreter des libyschen Außenministeriums bezeichnete die Berichte, wonach Machthaber Muammar al-Gaddafi den Rebellen seinen Rückzug angeboten haben soll, als „vollkommenen Blödsinn“.
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Zuvor hatte der oppositionelle Nationalrat erklärt, dass er Verhandlungen mit Al-Gaddafi ablehne. Al-Gaddafi solle einfach „verschwinden und das Blutbad beenden“, sagte ein Sprecher des Gremiums. Der Präsident des Nationalrats der Aufständischen, der ehemalige Justizminister unter Al-Gaddafi, Mustafa Abdel Dschalil, führte aus, eine Gruppe von Anwälten aus Tripolis habe am Montag angeboten, bei Gesprächen mit Al-Gaddafi zu vermitteln, der Rat habe das jedoch abgelehnt.
Al-Jazeera meldete Verhandlungen
Zuvor hatte der arabische TV-Sender al-Jazeera gemeldet, hinter den Kulissen habe der libysche Machthaber den Rebellen angeblich ein Treffen angeboten, um seinen Rücktritt gegen Garantien zu ermöglichen. Es hieß, Al-Gaddafi habe Premier Dschadallah Asus Talhi geschickt, um die Aufständischen zu treffen und ihnen einen Volkskongress zur Erarbeitung der Details eines Deals vorzuschlagen. Das Angebot wäre auf einen „ehrenhaften“ Rückzug des „Revolutionsführers“ hinausgelaufen und hätte Al-Gaddafis Opfer vor den Kopf gestoßen, berichtete al-Jazeera in der Nacht auf Dienstag unter Berufung auf der Parallelregierung nahestehende Quellen.
Mit Familie ins Exil?
Auch die arabische Zeitung „Al-Schark al-Awsat“ hatte berichtet, Al-Gaddafi habe Kontakt zum Nationalrat aufgenommen, angeblich um vorzuschlagen, dass er mit seiner Familie ins Exil geht. Dabei soll er als Bedingung genannt haben, dass er mitsamt seinem Vermögen ausreisen kann. Außerdem habe Al-Gaddafi laut al-Jazeera Sicherheitsgarantien für sich und seine Familie verlangt und ersucht, von Gerichtsverfahren verschont zu bleiben. Nach Angaben des TV-Senders wollte Al-Gaddafi die Macht einem Ausschuss übergeben, der vom Volkskongress gebildet wird.
Zuvor hatte sich die Opposition bereiterklärt, auf einen Prozess gegen Al-Gaddafi zu verzichten, wenn der Machthaber das Land verlässt. „Wenn Al-Gaddafi akzeptiert, das Land zu verlassen, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, würden wir die Forderung aufgeben, dass er vor ein Gericht gestellt werden muss“, sagte Dschalil am Montag der Onlineausgabe des deutschen Magazins „stern“. Dschalil, der dem von den Aufständischen gegründeten Nationalrat vorsitzt, betonte aber, er habe keinen Kontakt zu Al-Gaddafi, und es gebe diesbezüglich auch keine Verhandlungen.
Al-Gaddafi-Sohn warnt vor „neuem Somalia“
Einer von Al-Gaddafis Söhnen sagte hingegen, der Machthaber könne nicht zurücktreten. Denn das würde zu einem Bürgerkrieg führen, so Saadi al-Gaddafi im Interview mit dem Sender al-Arabija. Demnach warnte er auch davor, dass sich Libyen in ein „neues Somalia“ verwandeln könnte, wo die Stämme gegeneinander kämpfen. Außerdem betonte er, dass sein Vater die Armee noch nicht zu vollem Kampf gegen die Rebellen angewiesen habe, um Libyen vor ausländischen Angriffen zu schützen.
Die Universität in der sudanesischen Hauptstadt Khartum erkannte Al-Gaddafi den Ehrendoktor ab, den sie ihm 1996 verliehen hatte. Die Entscheidung sei am Montag wegen des Vorgehens der libyschen Führung „gegen Zivilisten“ gefallen, teilte die Hochschule am Dienstag mit.
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