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30 Mrd. Dollar in Österreich geparkt?

Der Al-Gaddafi-Vertraute Mustafa Zarti kann in Österreich seit Freitag nicht mehr auf libysche Gelder und Vermögenswerte zugreifen: Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erließ am Donnerstag eine Verordnung, wonach die Vermögenswerte des libyschen Topmanagers und „engen Vertrauten des Regimes in Libyen“ eingefroren und der Zugriff auf Gelder gesperrt wurden.

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Die Verordnung nach Paragraf 4 Abs. 1 Devisengesetz wurde am Freitag im Amtsblatt der „Wiener Zeitung“ veröffentlicht. Die Nationalbank hatte schon Anfang der Woche mögliche österreichische Bankkonten von 26 Personen, allen voran von Machthaber Muammar al-Gaddafi selbst, eingefroren.

Zarti, laut Nationalbank-Verordnung Vizegeschäftsführer der Libyan Investment Authority (LIA), Vorstand der National Oil Corporation, Chef des Öl- und Tankstellenkonzerns Tamoil und Vizevorsitzender der First Energy Bank in Bahrain, gilt als Freund von Al-Gaddafis Sohn Saif al-Islam. Laut Medienberichten könnte er ein möglicher „Strohmann“ für die Finanzen Al-Gaddafis und dessen Umfeldes in Österreich sein.

Verwalter des Wiener Vermögens

Zarti ist im Besitz eines österreichischen Passes und hält sich derzeit in Wien auf. Am Donnerstag wurde er von Beamten des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) einvernommen, wie Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) gegenüber der ZIB um 17.00 Uhr bekanntgab. Dabei dürfte es vor allem um seine finanzielle Situation gegangen sein, denn bisher gehörte Zarti nicht zu dem Kreis libyscher Geschäftsleute, deren Konten gesperrt wurde. Der Manager steht im Verdacht, nicht nur Al-Gaddafis Vermögen in Österreich verwaltet, sondern ihm in den vergangenen Wochen auch Zugriff auf seine Gelder ermöglicht zu haben.

Saif Gaddafi und Mustafa Zarti (links) auf dem Opernball im Februar 2010

APA/Roland Schlager

Mustafa Zarti (hinten) mit Saif al-Islam auf dem Opernball 2010

Ins Kreuzfeuer der Ermittlungen geriet Zarti über Medienberichte, die ihn als Strohmann des Al-Gaddafi-Clans bezeichneten. Daraufhin ersuchte Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) noch am Mittwochabend die OeNB um eine Prüfung der Modalitäten, um Zartis Konten einzufrieren. Am Donnerstag trug dann Österreich an die EU das Ansinnen heran, Zartis Namen in die EU-weite Sanktionenliste aufzunehmen, da sich Zarti als EU-Bürger ohne Reisebeschränkungen in Europa frei bewegen kann.

Rasanter Aufstieg im Al-Gaddafi-Imperium

Laut den Berichten, die sich auf einen anonymen Informanten bezogen, hat Zarti neben dem Vorstandsposten der libyschen National Oil Corporation und der stellvertretenden Leitung des Staatsfonds Libyan Investment Authority mehrere wichtige Positionen im libyschen Regime inne. Seinen rasanten Aufstieg innerhalb der libyschen Finanzwelt verdankt Zarti seinen engen Kontakten zu Saif al-Islam.

Die beiden lernten einander bereits in Libyen kennen, aber erst während ihrer gemeinsamen Zeit in Wien, wo Saif al-Islam an der Privatuniversität IMADC studierte, vertieften sich die Bande. 2010 besuchten sie auch gemeinsam den Wiener Opernball.

Al-Gaddafis Milliarden angelegt und verwaltet

Als im Zuge des Aufstands die Gelder von Al-Gaddafi und seinen Vertrauten in Österreich eingefroren wurden, wurden laut OeNB rund 1,2 Mrd. Euro gefunden. Die jahrelangen guten Kontakte zu heimischen Politikern und Geschäftsleuten legen aber den Verdacht nahe, dass Al-Gaddafi hier weit mehr Vermögenswerte geparkt hat. Doch nirgendwo scheint sein Name auf. Laut dem „Presse“-Informanten soll Zarti die Gelder angelegt und verwaltet haben - insgesamt rund 30 Milliarden Dollar (22 Mrd. Euro).

Dreimal so reich wie Bill Gates

Das Geld soll laut „News“ aus dem Ölgeschäft stammen. Gewinne sollen direkt in die Taschen der Familie umgeleitet worden sein. Zu bestimmten Zeiten hätten 80 Millionen Euro am Tag angelegt werden müssen. „Die Al-Gaddafis besitzen dreimal so viel wie Bill Gates, der ja offiziell der reichste Mann der Welt ist“, sagte ein Ex-Finanzberater der Al-Gaddafi-Familie gegenüber dem Magazin.

Al-Gaddafi lässt den Berichten zufolge sein Vermögen in etwa 800 Beteiligungen in 150 Ländern rund um die Uhr für sich arbeiten. Die Zentrale (Clearing House) der Geschäfte sei in Luxemburg. Trotz Sanktionen soll er auf einen Großteil weiterhin Zugriff haben. Hintergrund sei ein kompliziertes Geflecht aus Veranlagungen und Beteiligungen, das für die Behörden kaum zu überblicken sei.

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