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„Satansweib“ der leichten Muse

Die Hollywood-Schauspielerin Jane Russell, Leinwandstar der 1940er und 1950er Jahre, ist tot. Sie starb am Montag in ihrem Haus im kalifornischen Santa Maria, teilte Russells Sohn Buck Waterfield der „Los Angeles Times“ mit. Sie war 89 Jahre alt.

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Russell war 18 Jahre alt und arbeitete in einer Zahnarztpraxis und nebenbei als Model, als sie 1939 über Nacht berühmt wurde. Und das hatte zwei schwergewichtige Gründe. Die schwarzhaarige Schönheit gewann den schlagzeilenträchtigen Wettbewerb des exzentrischen Multimillionärs Howard Hughes um den „besten Busen Amerikas“. Die üppige Oberweite brachte ihr prompt die erste Filmrolle ein, als Halbblut Rio in dem Western „Outlaw“ („Geächtet“). Damit war 1943 der „Busenstar von Hollywood“ geboren.

Doch Hughes hatte mit der Kamera so tief in den Ausschnitt geschaut, dass die Zensurbehörde eingriff. „Der Busen von Jane Russell hängt über dem Film wie eine Gewitterwolke über der Landschaft“, sagte ein Richter in Baltimore während der jahrelangen Auseinandersetzung darüber, ob der Film öffentlich gezeigt werden dürfe.

Kampf um „Russell Hills“

Erst sechs Jahre später kam der Streifen offiziell in die Kinos. Doch freizügige Fotos, die Hollywood geschickt vermarktet hatte, machten aus Russell einen Star, lange bevor ihr erster Film zu sehen war. Pin-up-Fotos zierten die Spinde der GIs im Zweiten Weltkrieg. Soldaten in Korea tauften zwei umkämpfte Hügel auf den Namen „Russell Hills“.

Über die „widerliche“ Vermarktung ihrer weiblichen Attribute regte sich die erzkonservative Republikanerin und strenggläubige Katholikin, die gerne über Hollywoods Sittenverfall lamentierte, immer wieder auf. Zu ihrer Verteidigung zog sie den Spruch „Auch Christen können große Brüste haben“ heran.

Filmplakat von "Blondinen bevorzugt" mit Jane Russel und Marilyn Monroe

AP

Filmplakat zu „Blondinen bevorzugt“

Sexbombe im Schatten der Monroe

Ihren größten Filmerfolg feierte Russell im Schatten von Hollywoods blonder Sexbombe Marilyn Monroe. In Howard Hawks’ „Blondinen bevorzugt“ (1953) spielt sie die verlässliche Freundin Dorothy neben der naiven, männerhungrigen Lorelei. Zuvor zeigte sie bereits als Wildwestheldin Calamity Jane in der Western-Parodie „The Paleface“ Stärke und Souveränität.

In „Ein Satansweib“ und „Macao“ glänzte sie an Robert Mitchums Seite durch ihren trockenen Humor. Als „Zigeunerin“ („Feuer im Blut“) und Viehtreiberin in „Drei Rivalen“ zog sie in den 50er Jahren über die Leinwand. Doch mit der Komödie „Traum in Pink“ ging ihre Hollywood-Laufbahn schon 1957 dem Ende zu.

„Mädchen mit voller Figur“

Sie wechselte ans Mikrofon und stand in Las Vegas als Sängerin auf der Bühne. Als 50-Jährige trat sie am Broadway in New York noch in Musicals auf und zeigte sich in einer BH-Werbung im Fernsehen lächelnd als „Mädchen mit voller Figur“. Ein wenig trauerte sie den 40er Jahren nach, bekannte Russel unlängst bei einem Auftritt in Santa Maria. „Die Musik, die die Kids heute spielen, ist nur Geschrei und Getrommel“, schimpfte sie. Nun müssten sie eben als Senioren die „Swinging Forties“ wieder aufleben lassen.

Ihre erste langjährige Ehe mit einem Football-Star, mit dem sie drei Kinder adoptierte, wurde 1968 geschieden. Ihr zweiter Mann starb wenige Monate nach der Hochzeit. Sie heiratete ein weiteres Mal und war mit dem Geschäftsmann bis zu dessen Tod im Jahr 1999 zusammen.

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