Alles eine Frage des Antriebs
Wer will dieser Tage nicht etwas Gutes tun für sich und für die Umwelt - mobil sein und dennoch beim Verbrauch und damit den Emissionen kräftig sparen. Der Autosalon Genf ist auch ein Wettlauf um den Antrieb der Zukunft. Aber auch wenn E-Mobilität immer mehr als ausgestelltes Versprechen im Raum steht, wollen die Kunden wissen, auf welches Pferd sie schon in diesem Frühjahr setzen können.
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Ein Trend ist klar: Downsizing bei gleichzeitiger Leistungsverstärkung beim Antrieb. Deutsche Hersteller setzen mehr auf Verbesserungen am klassischen Verbrennungsmotor, asiatische Hersteller wiederum mehr auf Kombinationen zwischen Elektro- und Benzinmotoren. Dazwischen hat jeder große Hersteller mehr oder weniger ausgereifte Überlegungen zu reinen Elektroautos.

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Massenhafte Orientierungssuche: Kunden stürmen die Stände der Hersteller.
Was geht beim klassischen Verbrennungsmotor?
Knapp vor dem Start der Messe ließ Mazda aufhorchen. Unter den asiatischen Herstellern zeigte da jemand auf, der viel Entwicklungsschmalz in die klassische Antriebstechnik hineingesteckt hat: etwa beim Ottomotor, wo Mazda mit einem Verdichtungsverhältnis von 14:1 an die Grenze des bisher Machbaren bei Serienfahrzeugen geht.

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Mehr Verdichtung: Mazda zeigt die Weiterentwicklung des Ottomotors.
Die deutschen Hersteller verzichten mittlerweile lieber auf zwei zusätzliche Zylinder und begnügen sich auch im Mittelklassesegment mit Vier-Zylinder-Turbomotoren, die bei niedrigerer Drehzahl mehr Newtonmeter auf den Boden bringen.
Diese Entwicklung gerade beim Benziner ist deshalb wichtig, weil die Anforderungen der Kunden weniger in Richtung stromlinienförmig niedriger Autos gehen (die durch Luftwiderstand weiter Treibstoff sparen würden), sondern eher in den Crossover-Bereich: Kleinfahrzeuge, die wie kleine Vans sind, oder Kompaktklasse-Fahrzeuge, die ein wenig den Reiz der SUVs verströmen. Diese Autos sind meist schwerer und haben mehr Luftwiderstand.
Die verbesserte Drehmomentausbeute ist weiter angesagt. Viele Hersteller bieten zwar Automodelle auch im Kleinwagensegment mit größerer Raumkubatur an (also Autos um die vier Meter Länge mit variablem Innen- und Kofferraum). Allerdings ziehen die Motoren da nicht immer mit. Sprich, manchmal stecken sehr schwache Aggregate unter der Haube, weil man ja ein gutes CO2-Datenblatt vorweisen will.
Hybridantrieb: Sinnvoll bei ganz kleinen Autos?
Eine Möglichkeit, die Drehmomentausbeute zu verbessern und beim Verbrauch zu sparen, kann der Hybridantrieb sein. Allerdings ist der Spareffekt überschaubar, wenn der Elektromotor schwach und die Spannung zu niedrig ist. Die Verbrauchswerte von Kleinautos mit Hybridantrieb konnten jedenfalls, blickt man auf die Testfahrten der jüngeren Zeit, nie die Versprechen des Datenblatts einhalten.
Sinn scheint die Kombination aus kräftigem Elektromotor und Benziner ab der Kompaktklasse (momentan angeboten beim Toyota Auris) zu ergeben. Für die Mittel- und Oberklasse hat der Hybridantrieb insofern Sinn, als sich die Emissionswerte klar senken lassen - und hier die nötigen Preisaufschläge durch teure Batteriesätze weniger spürbar ins Gewicht fallen.

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Hybrid für die absolute Oberklasse: Porsches Panamera S Hybrid
Wenn man für ein Kleinfahrzeug einen Aufpreis von 6.000 Euro für den Hybridantrieb hinblättern muss, sich der Preis also etwa von 12.900 auf 18.900 Euro erhöht, wird man zweimal kalkulieren, ob sich der Umstieg lohnt - zumal die Batterien, so sie nicht unter den Sitzen liegen, den Kofferraum klar verkleinern.

Uli Deck, dpa
Der E-Familiy-Van: Trotz Retroanklängen wie hier beim Bulli von VW noch klar Zukunftsmusik
E-Antrieb: Änderung des gesamten Mobilitätsverhaltens?
Neben all den praktischen Anwendungen der nahen Zukunft steht beinahe jeder Hersteller mit seinem E-Auto-Versprechen im Raum. Diese können in Genf zum Teil auch von den Kunden getestet werden. Aber: Kaum jemand wird auf der Messe mit den Modellen 200, 300 oder mehr Kilometer fahren - und hier beginnen bei den E-Autos neben dem Anschaffungspreis wegen teurer Batterien die Fragen.
Die klassische Automobilität kann noch kein reines E-Auto zum aktuellen Zeitpunkt bieten. Insofern müsste man fragen, wie Elektroautos etwa in Ballungsgebieten über Carsharing-Modelle eingesetzt werden könnten.
Autohäuser als Mobilitätsdienstleister
Auch das Autohaus der Zukunft wird seine bisherige Ausrichtung wohl ändern. Immer öfter hört man in Genf einen Slogan: Der Autohändler werde vom Marktplatz für neue und gebrauchte Fahrzeuge zu so etwas wie einem Mobilitätsdienstleister.
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