Für Peking „Hafen zu Lateinamerika“
China und Kolumbien planen laut einem Bericht der „Financial Times“ gemeinsam die Errichtung einer Eisenbahnverbindung zwischen der lateinamerikanischen Atlantik- und Pazifik-Küste. Der durchaus „realistische“ Plan sei bereits einigermaßen ausgereift, sagte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos zuletzt gegenüber der britischen Zeitung.
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Bisher bietet der Panamakanal die einzige wirklich effektive Transportroute zwischen dem Golf von Panama im Pazifik und dem Karibischen Meer. Die geplante Zugsverbindung würde für die fast 82 Kilometer lange künstliche Wasserstraße, über die laut Schätzungen fünf, sechs Prozent des Welthandels verlaufen, künftig eine direkte Konkurrenz darstellen. Den Panamakanal, dessen Bau Ende des 19. Jahrhunderts begann, passieren pro Jahr zwischen 10.000 und 15.000 Schiffe. Im Vorjahr waren es laut der panamaischen Betreiberbehörde rund 12.500.
„Äußerst wichtige Position“
Die Eisenbahnstrecke würde rund 220 Kilometer lang sein und für den Ausbau der Infrastruktur in Kolumbien einen entscheidenden Impuls darstellen, so die „Financial Times“, aber auch die Handelsbeziehungen zwischen Lateinamerika und Asien weiter beleben. Derzeit passieren nach Schätzungen rund 20 Prozent aller Waren auf dem Seeweg aus oder nach China den Panamakanal. Die Transitgebühren für Schiffe machen – je nach Größe – umgerechnet jeweils mehrere zehntausend Euro aus.
Doch nicht nur das: China plant offenbar, Kolumbien zu einer Drehscheibe seiner Exporte in den gesamten mittel- und südamerikanischen Raum auszubauen. „Kolumbien nimmt eine sehr wichtige strategische Position ein“, so der chinesische Botschafter in Kolumbien, Gao Zhengyue, „und wir betrachten das Land als einen Hafen zum übrigen Lateinamerika.“
Chinas strategische Investments
„Ich will keine überzogenen Erwartungen wecken, aber das ergibt schon Sinn“, so Santos weiter. Asien sei „ein neuer Motor“ der Weltwirtschaft. Insbesondere China engagiert sich zusehends in Lateinamerika, aber auch in Afrika, um seine Handelsbeziehungen und seinen Bedarf an Rohstoffen längerfristig abzusichern. Dazu gehören regelmäßig auch Infrastrukturprojekte großen Stils. Peking investiere, so die „Financial Times“, mittlerweile doppelt so viel Geld in Entwicklungsländern wie die Weltbank.
Kolumbien verspreche sich von dem Vorhaben aber auch, dass die US-Regierung endlich ein mit Bogota vereinbartes Freihandelsabkommen durch den Kongress bringt. Kolumbien ist einer der wichtigsten Handelspartner der USA in Lateinamerika. Allerdings mache das Handelsvolumen mit China mittlerweile rund fünf Mrd. Dollar (fast 3,7 Mrd. Euro) aus. Damit sei die kommunistische Volksrepublik nach den USA bereits der zweitwichtigste Handelspartner des Landes.
Auch wichtigster Hafen wird erweitert
Zu dem Projekt in Kolumbien gehören laut “Financial Times” neben der Kanalalternative auch der Ausbau von insgesamt fast 800 Kilometer Eisenbahnstrecke und auch des Hafens von Buenaventura an der Pazifikküste. Er ist einer der wichtigsten Kolumbiens und u. a. für den Kaffee-Export von großer Bedeutung. Das gesamte Paket soll rund 7,6 Mrd. Dollar (rund 5,6 Mrd. Euro) kosten und von der China Development Bank getragen, hieß in der Londoner Wirtschaftszeitung. Als Betreiber des Bahnprojekts sei die China Railway Group (CREC) vorgesehen.
Der lange Weg zum Panamakanal
Der Panamakanal wurde erstmals im Sommer 1914 von einem Schiff durchfahren. Der Beschluss zum Bau war nach der Eröffnung des Sueskanals (1869) in Ägypten in Frankreich gefasst worden, entsprechende Ideen hatte es allerdings schon lange vorher gegeben. Der Erbauer des Sueskanals, Ferdinand de Lesseps, war auch Präsident der ersten Panamagesellschaft. In der ersten Bauphase geriet das ehrgeizige Projekt immer wieder ins Wanken, zahlreiche Arbeiter starben an Tropenkrankheiten, später schlitterte eine Kanalgesellschaft in den Ruin. 1902 kauften die USA das Gesamtprojekt, der Bau wurde 1914 abgeschlossen.
Heute ist der Kanal in der Region ein riesiger Wirtschaftsfaktor, an dem Tausende Arbeitsplätze und ein milliardenschwerer Jahresumsatz hängen. Seit 2007 erfolgt ein weiterer Ausbau, um die Wasserstraße für noch größere Schiffe als jene der „Panamax“-Klasse mit fast 300 Meter Länge und zwölf Meter Tiefgang schiffbar zu machen.
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