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„Quadratur des Kreises nicht geschafft“

In der Affäre um die Plagiatsvorwürfe gegen den deutschen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) lässt die Opposition nicht locker. Am Mittwoch stellte er sich dem Kreuzverhör der Abgeordneten im Bundestag. SPD, Grüne und Linke hatten 13 Fragen für den Minister vorbereitet - von den Fehlern bis zu den möglichen Konsequenzen.

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Guttenberg betonte, die Dissertation persönlich geschrieben zu haben, räumte aber erneut Fehler ein: „Ich habe ein schlechtes Signal gesendet. Daher habe ich darum gebeten, den Doktortitel zurückzulegen.“ Er habe sich von Herzen und aufrichtig dafür entschuldigt.

„Ich war sicher so hochmütig zu glauben, dass mir die Quadratur des Kreises gelingt, als junger Familienvater politische und wissenschaftliche Arbeit in Einklang zu bringen. Für mich stellte das offenbar eine Überlastung dar. Heute muss ich mit Bedauern feststellen, dass mir das nicht gelungen ist, und dazu stehe ich“, antwortete Guttenberg.

„Keine vorsätzliche Täuschung“

Er erklärte, dass er sich aufgrund seiner Afghanistan-Reise „erstmals“ am Wochenende mit der Arbeit habe auseinandersetzen können, was ihm einige Lacher der Abgeordneten einbrachte. Jedenfalls habe er dabei festgestellt, dass die Fehler „so gravierend sind, dass ich die Uni Bayreuth gebeten habe, den Titel zurückzunehmen“. Er stehe weiter dazu, dass er zunächst die Vorwürfe als „abstrus“ bezeichnet hatte. Dieser Teil seiner Erklärung sei weiterhin gültig, weil er sich auf den Vorwurf bezogen habe, die Arbeit sei ein Plagiat, so der Minister.

Ein Plagiat setze aber voraus, dass man bewusst und vorsätzlich täusche. Er habe jedoch bisher in allen Stellungnahmen deutlich gemacht, dass er weder bewusst noch vorsätzlich getäuscht habe. Dass ihm das nun unterstellt werde, könne den Straftatbestand der üblen Nachrede erfüllen, sagte Guttenberg gegenüber Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin und stellte eine provokante Gegenfrage: „Das können Sie doch nicht wollen, oder?“

Schwer leserliche Bleistiftnotiz

Guttenberg wies Vorwürfe zurück, er habe verschleiern wollen, Ausarbeitungen des Wissenschaftlichen Dienstes (des deutschen Bundestags, Anm.) für seine Arbeit benutzt zu haben. Die Themen der Ausarbeitungen hätten bereits früher unter anderem in seiner politischen Arbeit im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags eine Rolle gespielt. Er habe die Ausarbeitungen bei vielen Reisen und Vorträgen genutzt.

„Der Mandatsbezug war also ganz klar gegeben bei diesen Ausarbeitungen, die ich angefordert habe.“ Der Nutzen für die Dissertation habe sich erst später ergeben. Es seien ihm hier aber an zwei Stellen bei Fußnoten Fehler unterlaufen - aufgrund einer schwer leserlichen Bleistiftnotiz und der langen Dauer der Arbeit von sieben Jahren, so Guttenberg.

Sorgfalt notwendig

Deutlich sei jedenfalls geworden, zu welcher Sorgfalt man bei der Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten gezwungen sein werde, sagte der Minister. Dass eine Arbeit im Internet „tausendfach korrigiert“ werde, sei sicher eine Neuheit. Es gebe aber auf jeden Fall Bereiche seiner Arbeit, von deren wissenschaftlichem Wert er fest überzeugt sei.

Einen Einfluss seiner Schummeleien auf seine Funktion als oberster Dienstherr der Bundeswehr-Universitäten wollte der Verteidigungsminister nicht erkennen, da die jeweiligen Unis selbst die Einhaltung ihrer wissenschaftlichen Grundsätze überprüfen müssten. Und auch seine Glaubwürdigkeit sieht er nicht gefährdet: „Es hätte der Glaubwürdigkeit geschadet, wenn man sich nicht zu seinen Fehlern bekannt hätte.“

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